Man hatte eine private Novillada mit 4 Aspiranten organisiert, um den französischen Aficionados einen weiteren Tag der Toros zu gönnen. Am Vortag hatten wir, in einem Anhänger, die Weiden besucht, wo sich Mutterkühe, Novillos und Toros für 2018 befanden. Der Mayoral hatte seinen französischen Freunden alle Details erklärt. Es ist immer etwas besonderes, die Tiere aus nächster Nähe, in ihrer natürlichen Umgebung zu sehen.
Lustig fand ich ein kleines Rudel Wildschweine, welches plötzlich bei den Novillos auftauchte und für Unruhe sorgten. Die Tier beäugten sich vorsichtig und aufmerksam. Ein lauter Grunzer, erschreckte das Lote, und dies erschreckte die Schweinchen, beide Gruppen nahmen voreinander Reißaus.
Bei den Vacas mit ihren Kälbchen war es ein altes Pferd, welches die ‘Damen’ in Schach hielt. Es bekommt sein Gnadenbrot und verteidigt das zugeworfene Futter für die Mutterkühe mit Zähnen, Hufen und angelegten Ohren. Die Vacas begegnen diesem Veteran mit Vorsicht. Ich schätze alle haben Bekanntschaft mit Hufen und Zähnen des Pferdes gemacht.
Eine Tribüne beherbergte nicht nur die französischen Gäste, sondern auch Aficionados aus der Umgebung. Das viereckige Ruedo zierte das gekrönte A der Ganaderia, die Pferde des Arrastro waren schön geschmückt, eine vierspännige Kutsche brachte die Novilleros in die Plaza. Alles mit viel Stil, in Novilladas der Plazas de Toros bekommt man so etwas nicht unbedingt geboten.
Ernsthaft verteilten sich die vier jungen Toreros mit ihren Cuadrillas in den Burladeros. Das Spektakel begann.
Gines ließ sich vor dem offenen Tor auf die Knie fallen, um seinen Stier a Puerta gayola zu empfangen. Ich war sehr gespannt auf seinen Auftritt, denn bei ihm hatten wir am Vortag die Entradas gekauft und er hatte uns erzählt, das er vor Aufregung nicht geschlafen hätte, Lampenfieber eines 19 jährigen Toreros. Sein Vorbild ist Morante und der künstlerische Aspekt einer Lidia ist sein Begehr. Das sich diese Träume nicht unbedingt vor den Hörnern der ‘duras’ der Albaserrada realisieren lässt, steht auf einem anderen Blatt. Man konnte sehen, das er noch sehr ‘grün’ ist. Sein Novillo, etwas klein, war geneigt die Hörner in die Tücher zu senken, verlangte aber ein Toreo auf halber Höhe, was dann nicht diesen künstlerischen Aspekt bietet, den Gines gerne präsentiert hätte. Ein paar Lances mit der Capote sahen viel versprechend aus, der Califa de Aragua setzte ein Paar de Banderillas für seinen jungen Freund, der mit der Muleta mit den Kräften des Tieres haushalten musste. Auch hier gelangen ihm einige schöne Trincherazos und andere Pases, die Talent erkennen lassen. Die Estocada saß im zweiten Anlauf. Ein Oreja verlangte das Publikum.
Allen Tieren hatte man die Hornspitzen gekappt, für diesen Tag. Es war ja keine ‘offizielle’ Novillada, also war auch keine Ambulanz zugegen. Das heißt aber nicht, das dadurch die Sache ungefährlich ist. Als sich der Stier nach der Voltereta über den am Boden liegenden Torero hermachte, musste man mit Rippenbrüchen rechnen. Aber alles ging glimpflich aus. Wenig zu zeigen für den Jungen aus Jerez, mit diesem Exemplar, welches obendrein einen Eintritt zur finalen Estocada mit erhobenen Kopf zu verhindern suchte. Drei Versuche und Descabello, ließen das Publikum kräftigen Beifall spenden, für den ‘valienten’ Torero. Cristobal war sichtlich enttäuscht, gern hätte er mehr gezeigt. Aber mit solchen Toros kann auch ein El Juli nicht glänzen.
Der wuchtige Toro ging in grader Linie aus großer Entfernung auf das Pferd los, das es eine Freude war. Der Picador hielt sich nicht zurück, bei den 3 (!) Angriffen, welche sein Pferd in Wohnungsnot brachten. Beeindruckend.
Der Matador Javier Cortes war der Glückliche, der diesen Toro in den Tüchern hatte. Nicht das er eine großartige Faena zeigte, der Toro sprach für sich.
Er war so gut, das der Mayoral, nach Rücksprache mit der Marquesa, das Schauspiel abbrach und diesen Stier indultierte, um ihn für die Zucht zu retten.
Erneut wurde dieser in die Instalationen der Plaza de Tienta verbracht, wo er, beruhigt durch die Anwesenheit eines Cabestros, eines zahmen Ochsen, behandelt wurde. Ich hoffe das er alles gut übersteht und für tapferen Nachwuchs in der Ganaderia sorgt.
Nach der Novillada ging es zur Verköstigung der Besucher, wo ein paar Flamencosänger uns mit ‘Sevillanas’ erfreuten. Ein wunderbarer, wenn auch eiskalter Tarde de Toros, ging zu Ende.
Mein Dank gilt der Witwe des Marques de Albaserrada, die mir die Tore und Türen ihrer Ganaderia öffnete, dem Califa de Aragua, der mich begleitete und einige tolle Fotos schießen konnte, der herzlichen Begrüßung durch Maestro Tomas Campuzano und den Aficionados aus Nimes, die mich an ihrem Erlebnis teilhaben ließen.