Am Sonntag fand wie gepant der Tentadero für die Schüler der Escuela taurino ‘El Volapie’ in Sanlucar statt. Für mich der pure Luxus, endlich konnte ich die Jungs in ‘Aktion’ sehen. Die Organisation ließ nichts zu wünschen übrig, man konnte an einem Stand Sitzkissen und Taurino-Souvenirs erstehn, an Speis und Trank fehlte es nicht. Ein bunt gemischtes Publikum hatte sich eingefunden, alt und jung, Aficionados, Freunde und Familien der Aspiranten. Die Jüngsten waren etwas aufgeregt, die Teenager gaben sich recht ‘cool’. Den Paseillo absolvierten alle wie die Profis. Sichtbar, das Manuel Soto gute Arbeit geleistet hat. Bevor es zum Torerieren ging, bekamen die Schüler ihr erstes Zertifikat über die erfolgreiche Teilnahme am ersten Kursus dieser Taurinoschule. Namen wurden verlesen, stolz und strahlend nahmen sie das Schriftstück in Empfang. Unser Freund ‘Hugito’ strahlte, als ob er die Puerta grande von Madrid geöffnet hat. Eine weite Ehrung ging an den ‘Patriarch’ einer Taurinofamilie, welche sich in dritter Generation dem Toreo verschrieben hat. 'El Melli’ padre bekam verschiedenen Plaketten mit Widmungen überreicht, die erste von seinen Enkeln. Diese Generation ist nun angetreten um den Namen ‘El Melli’ in den Ruedos zu verewigen. German Vidal, ‘El Melli’ ist Novillero sin Caballos und wie sein kleinerer Bruder, Schüler in der Escuela Volapie. Nun ging es endlich zur Sache, die Nachwuchstoreros entfalteten ihre Capotes um sich ‘aufzuwärmen’, die älteren Aspiranten nahmen geortnet ihre Plätze in den Burladeros ein. ‘El Melli’, der Enkel, trat als der erfahrenste von allen als erster an. Die Vaca, recht groß und wendig, wusste er recht gut zu nehmen, sichtbar die Erfahrung. Zwischendurch zog er sich zurück, damit ein anderer Schüler ein paar Pases anbringen konnte. Das Tier spielte mit und das entlockte den Zuschauern das ein oder andere Ole, auch an Beifall wurde nicht gespaart. Die Schulen aus Chiclana und Ubrique waren eingeladen, die nächsten zwei Vaquitas zu lidiren, welcher leider nicht so sehr zur Mitarbeit bereit waren. Zu meiner Überraschung präsentierte sich auch ein recht älterer Herr, ‘Ortiz’, stand auf seiner Muleta, ein Senior unter den Aficionados practicos. Nun waren die weniger Fortgeschrittenen unserer Schule dran. Die Kuh war etwas kleiner, was den Komplikationen keinen Abbruch tat. Hier gibt es viel zu lernen. Die Kids, mit Hunger auf ein Erfolgserlebnis, wollten wie die ‘Großen’, das Ole des Publikums hören. Aber das Tier machte es ihnen nicht einfach, recht manso, suchte sie obendrein nach dem Gegner, wenn sie angriff. Eine etwas bittere Erfahrung, welche die Jungs verarbeiten müssen. Ohne genügende Kenntnisse kann man mit einem schwierigen Tier nicht triumfieren. Aber viel davon lernen... Die letzte Vaquita war eine nette, kleine Becerra, für die Kleinsten der Schulen. Hier überraschte mich der ein oder andere Junge, der mit diesen flinken, kleinen Tierchen eine gute Figur machte. Aber es wurde auch ‘gelitten’. Diese Becerra hatte ein Eigenleben, sie hat nicht die Bücher über die Tauromaquia gelesen... Sie stürmte manchmal unkontroliert los. Unser Hugito bekam dies ‘zu spüren’, da war nichts mit ‘Arte’, er musste sehen wie er ohne ‘Cogida’ davon kam. Er war sehr enttäuscht, bekam aber eine zweite Chance und hier gelang ein Muletazo, der ihn strahlen ließ - Puerta grande in Sicht. Weniger Glück hatte ein Paar, welches einen Quite alimon vorführen wollte. Auch hier hatte das Tierchen die ‘Spielregeln ‘missachtet und erwischte einen der beiden frontal. Die Tränen des Jungen waren weniger wegen den blauen Flecken die er kassiert hat, als vor Frust, das dieser schöne Quite, gewiss bei Gelingen mit Ole und Applaus bedacht, misslungen ist. Offiziell war die Vorstellung nun vorbei, die meisten Besucher machten sich auf den Heimweg. El Melli padre hatte mich am Vortag eingeladen, noch ein bisschen zu bleiben, es gäbe noch mehr zu sehen... Und wirklich, als wir ‘Unter uns’ waren, öffnete sich der Toril erneut und neben den Banderilleros von Sanlucar, griff auch der Sohn El Mellis zur Muleta. Die Enkel ließen sich nicht zwei Mal bitten. Sanlucar taurino in ‘estado puro’. Ein Junge sang wunderschön dazu, Sevillanas, wenn ich mich nicht täusche. Die Vaca raus, eine andere herrein, versuchten sich verbliebene Schüler ein letztes mal am Objekt, bevor es ‘zum Spielen’ ging. Etwas was ich noch nie gesehen hatte. Die Jugend stellte sich in Viererreihen hintereinader vor dem Toril auf. Die kleine Becerra stürmte, sichtlich erholt, auf die stillstehenden Kids los. Der erste, der sich bewegt ist ausgeschieden. Ein Paar gaben schnell auf, andere wichen nicht vom Fleck, auch wenn die Becerra sie ‘von den Füßen’ geholt hatte. Ein Spektakel. Ich hatte sogar den Eindruck, das dieses Tierchen Spass dran hatte, es passierte ihr nichts, sie durfte sich austoben. Gut vier Stunden habe ich einen tollen Sonntag taurino erleben dürfen, viel gesehen, viel gelernt und viel Spass am Gesehenen gehabt. Es muss nicht immer eine Corrida mit Figuras sein. Der Nachwuchs lässt hoffen. #Mucha Suerte #Enhorabuena a todos y Gracias! Sanlucar, auf den Spuren der Toreros: Das tägliche Brot derer, die Torero werden möchten...12/14/2019 In der vergangenen Woche war wenig los, in der Plaza von Sanlucar, was mir die Gelegenheit gibt, mehr zu lernen. Ist kein Schüler in Sicht, im morgendlichen Training, hat Manuel Soto Zeit, mir gewisse Dinge bis ins Detail zu erklären und zu vertiefen. So zum Beispiel das Zitieren des Stieres mit Capote und Muleta. Und um ein guter ‘Torero’ zu werden, muss man auch lernen zu ‘embestieren’. Was nichts anderes bedeutet, als die Hörner in die Hand zu nehmen und wie ein Stier, dem lockenden Tuch hinterher zu rennen. Das tägliche Brot der Toreros und besonders der Banderilleros, welche den Stier simulieren, damit ihr Maestro ‘üben’ kann. Ich kann Euch versichern, den Stier zu spielen ist recht anstrengend. Aber auch sehr lehrreich. Mich auf das Tuch konzentrierend, mal im Schritt, mal im Galopp, mal im Trab, wurde mir klar, wie verlockend das Tuch für den Stier ist. Er will ja unbedingt dieses bewegliche Ding auf die Hörner nehmen..., mehr und mehr senkt er den Kopf, wenn der Torero es entsprechend vorlegt. Manuel kann dies und mir wurde klar, wie manche Stiere ‘fallen’ oder andere bei einem Quite einfach ‘dumm’ stehen bleiben. Ihr Objektiv, der Stoff, lenkt sie wirklich. Faszinierend. Nicht so faszinierend ist das Ganze für Menschen, die nicht so sportlich sind. Schwitzen ist das Gebot, und die Kapazität der Lunge bereitet der Freude ein schnelles Ende. Capote, Muleta und die Hörner wiegen das Ihre, dieses Gewicht durch die ganze Plaza, teilweise rennend, zu bewegen, ist heftig. Machte mir aber viel Spass. Zu meiner Freude hatte ich zwei Tage die Gelegenheit, Emilio de Justo und Saul Jimenez Fortes trainieren zu sehen. Ich habe den Eindruck, das De Justo sein Reporaire mit der Capote erweitert, was mir gefällt. ‘Fortes’ überraschte mich, indem er in ‘Zapatillas’, den Schuhen der Toreros trainierte. Seine Chiquelinas haben ein gewisses Etwas und wie einige Toreros, gefällt er mir in seinen Naturales mit der Muleta. Welch ein Previleg, diese Matadores beim Training zu beobachten. Die Schüler der Escuela Volapie hatten ihre erste Theoriestunde, Dank Antonio Ruiz, welcher Tierartzt der Plaza von El Puerto und Sanlucar ist.
Es ging um die unterschiedlichen Fellfarben der Toros. Diesmal herrschte Ortnung, die Kids folgten aufmerksam den Erklärungen des Vetrenarios. Eine kurze, aber sehr effektive Einweisung für die Jungen, welche ohne das Wissen ob dem Stier, nicht weit kommen werden. Das Wissen über die Ganaderias und ihre Verschiedenheiten ist einer der Schlüssel zum Erfolg eines Toreros. Und kaum ein besserer, als der Tierarzt dieser stolzen Tiere, um den Kids dieses Wissen zu vermitteln. Die Schule von Sanlucar nimmt Formen an. Man hat nun einen Raum, um die ‘Trastos’ aufzubewahren, und einen Raum, in dem die Theorie regiert, die Pena J.L.Parada stellt diesen. Nach diesem lehrreichen Vortrag ging es mit viel Freude an die Praxis in der Plaza, der Tentadero am Sonntag steht an... Nicht immer endet eine Unterichtsstunde mit einem Triumph. Die Clase der Escuela Volapie ließ am vergangenen Mittwoch viel zu wünschen übrig. Unkonzentrierte Schüler stecken den Rest regelrecht an. Die Kleinsten des Unterrichts spielten Torero, die etwas Älteren hatten ‘Konfikte’ zu lösen und die Becerristas gaben ‘Figura’. Anstatt zu den Trastos zu greifen wurden Reden geswchwungen, man saß ala’Figura del toreo’ auf dem Estribo, das Handy konsultierend. Eine Szene, die kein Lehrer gerne sieht, besonders wenn ein Tentadero ansteht. Es war an der Zeit, die Kids daran zu erinnern, warum sie in einer Plaza de Toros waren. Nachdem zwei Aufrufe zur Ortnung nur unzulänglichen Erfolg hatten, ging der ‘Trainer’ von Gruppe zu Gruppe und forderte die Jungs auf, ihre Capotes und Muletas einzupacken..., - Das Training ist beendet! Zunächst wollten die ‘Großen’ dies nicht glauben, die ‘Kleinen’ waren auf einmal sehr aufmerksam. Etwas ratlos standen die Schüler nun herum. Die anwesenden Eltern verstanden sehr gut, diese disziplinarische Maßnahme. An diesem Tag endete der Unterricht mit einer Lektion über den Aufendhalt in einer Plaza de Toros und dem Respekt und dem Ernst, mit dem man einem Training oder dem Unterricht zu folgen hat. Wen dies nicht gefällt, kann zu Hause bleiben. Eine wichtige Lektion, in meinen Augen, die man nicht früh genug lernen kann, will man in der Zukunft weiter kommen, im Toreo oder in jeglich anderer Profession. An den Sonntagen habe ich das Glück, mit einem anderen Aficionado zum Rastro, dem Flohmarkt von Jerez zu fahren. Hier fand ich vor zwei Jahren meine Capote und seit dem viele Bücher und Zeitschriften, Videos und DVDs. Und einige Dinge, die ich mir, als Reisender nicht ‘ans Bein hängen’ kann. Ich liebe es, in den alten Sammlungen von Cartels und Büchern zu stöbern, sogar Trajes cortos stehen manchmal zum Verkauf. Sanlucar ist auch bekannt für seine Pferderennen am Strand, die jeden Sommer stattfinden. Im Winter dürfen die Amateure ran. Das Panorama, galoppierende Pferde an diesem langen Strand zu sehen, ist etwas Besonderes. Ein Besuch lohnt sich.
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COLINColin C. Ernst, geb. in Deutschland, lebt in Spanien. Aficionada practica. Ehemalige freie Mitarbeiterin der Ganaderia Victorino |