In einem Brief wurde ich angeregt, über ein Thema zu schreiben, was in ‘Mundotoro.com’ besprochen wurde: Die Erneuerung, oder Modernisierung der Puya, der Vara, die ‘Lanze’ im Tercio de Varas mit dem Picador. (https://www.mundotoro.com/noticia/divisiones-opiniones-picadores-nuevas-puyas-pedro-iturralde-david-prados/160475 ) Ein interessantes Thema, welches ich mehrfach in diesem Blog aufgegriffen habe. Über das Tercio mit dem Picador wird seit Jahren diskutiert.
Die alten Regeln scheinen Probleme zu bereiten, mit dem ‘modernen’ Stier und dem’modernen’ Stierkampf.
In dem Artikel geht es zum einen darum, Die Spitzen der Lanze des Picadors, sowie der Banderillas so zu gestalten, das sie weniger ‘Schaden’ am Tier anrichtet, was so ermöglicht, laut der einen Seite, das Tercio de Varas sowie der Banderillas mit einem weniger schwachen Toro zu absolvieren...
Die andere Seite, behauptet, das dies nicht nötig ist, denn Victorinos, Miuras und andere Toros der Ganaderias ‘duras’, halten locker vier Varas und die drei Paar Banderillas aus und bieten in der Muleta immernoch genug Möglichkeit des Triumfes...
Hier gehen die Meinungen auseinander, die der Ganaderos, der Toreros, der Picadores, der Banderilleros und der Aficion.
Deren Selektion, über Jahrhunderte, hat auch die Form der Lidia entsprechend verändert. Zur Zeit lese ich ein Buch von Don Juan Pedro Domecq: Del Toreo a la Bravura. In diesem Buch wird versucht, die Veränderungen im Laufe der Zeit aufzureihen, um dann zu sehen, wohin es geführt hat.
Der Stier hat sich verändert, nie ist er so sehr einem Auswahlverfahren ausgesetzt worden, wie zur heutigen Zeit. Schuld ist, zum Teil, die Evolucion des Toros und des Toreros. Zu früheren Zeiten hatten die Stiere kein ‘Comportamiento’ (Benehmen), waren nicht so schwer, nicht so groß und nicht so ‘einfach’ im Umgang. Aber früher waren es auch zunächst die berittenen Herrschaften, die ihm mit der Lanze angriffen. Das ‘Fußvolk’, mit lockenden Tüchern ausgreüstet, lockte die Tiere nach dem Lanzenstoß vom Pferd weg.
Es wird wohl so gewesen sein, das zu dieser Zeit das Pferd wertvoll war und der Toro letztendlich ‘nur’ dem Verzehr diente. Später traten die Matadores auf, zu Fuß, um den Stier , zuvor mit Capote und Muleta getäuscht, auf den Tod durch den Degen vorzubereiten. Damit dies gelang, trat nun Anstelle des Adeligen zu Pferd, ein Picador auf den Plan. Das Pferd, ungeschützt und von , in dieser Zeit, geringem Wert, wurde wissendlich geopfert, um später die Lidia mit Capotes, Banderillas und Muleta durchzuführen. Der ‘Cossio’ liesst sich zu diesem Thema wie ein Gruselroman: „Bastonito“, bravo am Picador, nahm 12 Varas und tötete 11 Pferde... Welch Gemetzel. Damals wäre wohl kaum ein Aficionado aus mir geworden.
Der Peto. Mit seiner Entwicklung änderte sich Einiges. Zumal verwendete man nun schwerere Pferde, welche leichter mit der Last der ledernen Schutzpanzerungen fertig wurden. Und die ‘Figuras’ der Epoquen verlangten nach Toros, die weniger unberechenbar waren, damit sie sich mit Capote, Banderillas und Muleta zeigen konnten.
Das Publikum verlangte nach 2-3 Varas, träumte von den Muletazos eines Juan Belmonte, Joselito, Manolete, Pepe Luis Vasquez, Curro Romero und Rafael de Paula. Und der Valentia eines el Cordobes. Letzterer ist eines der Beispiele, wie der Einfluss einer ‘Figura’ die Stierzucht beeinfusst. Hatte er in seinen Anfängen kein Horn, keine Voltereta, keine Cornada gescheut, war er nach seinem durchschlagenden Erfolg in der Lage zu bestimmen, wo, wann, mit wem er auftrat, ebenso konnte er sich die Ganaderias aussuchen.
Wissend, was die neuen Genererationen von Toreros sich in den lockenden Tüchern wünschen, richteten sich einige Ganaderias darauf ein, diesen Markt zu beliefern. Diese Entwicklung hat die Stierzucht in allen Epoquen durchgemacht. Pferd und Reiter zu attakieren, das erledigt ein kleiner, wendiger Stier gut, sich aber an einem Peto plus Pferd (Ca. 600-700kg) zu verausgaben, da muss ein etwas größeres ‘Modell’ her. Weniger tote Pferde, kaum Unfälle mit den Picadores, angemessenes Tercio de Banderillas und noch genügend Kraft für die Kunst der Muleta.
Zu Curro Romeros Zeiten, gab es neben den Quites vielleicht 30 Pases mit der Muleta, heute will man das doppelte konsumieren. Ist Morante nach zehn Lockungen mit dem roten Tuch bedient, hagelt es ‘Bronca’, hält ein Toro die langatmige Faena von 60 Mueltazos aus, wird es fast langweilig...
Die Folgen haben wir gesehen. Er verliert viel Kraft am Pferd, das Hinterherrennen im Tercio de Banderillas wird dezent erledigt und in der Muleta ist dann oft die Luft raus. Folge: Man beschränkt sich besonders bei den Corridas mit den Eliteganaderias gerne auf ein Puyazo und nur zwei Paar Banderillas. (Und wenn er dann noch ‘schön’ in der Muleta ist, ‘Avion’ macht, wie ein Flugzeug dem lockenden Stoff hinterher fliegt, wird schnell ein Indulto draus...)
Der Toro hat sich bei dem Angriff auf das Pferd oft schon verausgabt. Es kostst Kraft, das 600kg mit Peto und Reiter ein Mal im Kreis zu drehen. Ein zu hoher Blutverlusst, durch den Stoß mit der Vara, kommt fast nie vor, außer bei den Toros der Ganaderias ‘Duras’, welche die Lanze fast immer mindestens zwei Mal zu spüren bekommen. Nun denkt man, das der Stier durch die Prozedur brav den Kopf herunter nimmt und entsprechend langsam auf die Muleta losgeht. Meist..., oder auch eben nicht.
Ich glaube, das es keine schlechte Idee ist, Puyas und Banderillas zu aktualisieren, halte es aber nicht unbedingt für notwendig. Für mich liegt der Schlüssel in der Zuchtauswahl der Züchter, der Fütterung und der Bewegung. Ein gut gehaltener Toro, mit dem Trapio und der Rasse, welche seiner Zuchtlinie entspricht, ist sehr wohl in der Lage ein ergreifendes Schauspiel zu bereiten. Hier liegt es am Talent, am Einfühlungsvermögen eines jeden Toreros, etwas aus der ‘Materia prima’ zu machen. In Referenz auf den Artiklel von Mundotoro.com , die Aktualisierung des Tötungsdegens, ist erfreulich. Der letzte Akt in diesem Drama, dieser Tragödie um Leben und Tod, sollte verbessert werden.
Und vielleicht sollte man mal über das Gewicht und Handlichkeit der Picadorpferde nachdenken. In Frankreich sind sie leichter, beweglicher und stellen sich oft den ‘Duras’, was Publikum aus allen Ländern anlockt...