Einen weiteren Tag in Bilbao hatten wir aber noch, bevor unser Rückflug ging. Daher entschloss ich mich, für den folgenden Abend noch BILLETES zu besorgen. A. mochte nicht mehr mit kommen (sie roch wohl den Braten). Ich aber wollte, gerade auch um Unterschiede auszumachen, ein FESTEJO mit einer GANADERIA de GARANTIA, also mit TOROS, mit denen der MATADOR fast immer Erfolg hat, sehen.
Und für einen solchen Garant hielt ich bis dato die Stiere von Nunez de Cuvillo.
Zudem traten in dieser CORRIDAS die FIGURAS Enrique Ponce, Jose Maria Manzanares und Andres Roca Rey auf. Also, was sollte schief gehen? Es gab noch Karten, aber wirklich nur noch wenige, ich brauchte ja nur eine, und erlangte einen Platz im TENDIDO SOL in FILA 19.
Die Eintrittspreise für die FESTEJOS mit den FIGURAS wurden angehoben, aber trotzdem war, im Gegensatz zu den vorigen Abenden, die PLAZA DE TOROS ausverkauft. Und das war auch schon das beste an dieser CORRIDA !!
Ich sass also nun in der prallen Sonne, leider umringt von alkoholisierten Schreihälsen. Man bekam den Eindruck, dass deren Hauptmotivation im Trinken, Rauchen und ab und an blöden Zwischenrufen bestand.
Während in dem TENDIDO der vorigen Abende man sehr konzentriert zuschaute, war es hier, auf den "billigeren" Plätzen, ein Kommen und Gehen.
Auch hielt ich bisher so manchen Zwischenruf und Kommentar, manches Gepfeife und Geschimpfe für ein Zeichen von Fachkenntnis und machte mir Gedanken, was die Leute da gesehen hatten, was ich aber noch nicht zu erkennen vermochte. Jetzt aber erlebte ich, dass so einige Äusserungen einfach nur aus Blödsinn gemacht wurden.
Das war nun meine Umbebung und vier Plätze weiter sass auch noch ein sehr hellhäutiges junges Paar, mit einem mindest genauso hellhäutigem Kleinkind, von vielleicht gerade mal einem Jahr, mitten in der Sonne! Die Eltern versuchten immer mal das Kind mit einem Hut vor der Sonne zu schützen, aber die Kleine schrie natürlich immer wieder. Kindergeschrei, welches mir auch schon am Abend vorher auffiel. Unverantwortlich!! Zudem hatten sie in dieser Enge auch noch ihr ganzes Gepäck dabei. Ich sprach sie nach der CORRIDA an.
Es waren Engländer, die FIESTA NACIONAL kannten sie bisher nur aus Büchern und sie würden sich in Zukunft weitere FESTEJOS ansehen. Gerne, aber dann bitte mit mehr Verantwortung gegenüber dem Wohl ihres Kindes.
Allerdings sah ich einige Reihen vor mir , wie auch schon Monate voher in Sevilla, wieder ein Paar mit einem Plakat auf dem CATALUNYA ES TAURINO stand und beklatscht wurde.
Die TOROS waren alle sehr schön anzusehen und hatten beeindruckende Hörner. Aber was nutzt das, wenn sie kraft- und lustlos sind? Rasch an Energie verlieren und permanent einknicken, in die Knie gehen und ausrutschen? Ein Zeitungs-Kritiker sprach von fettleibigen RESES.
Enrique Ponce ist für mich persönlich das Mass aller Dinge. Ich durfte ihn bisher zwei Mal sehen und schätze sein TOREO PURO überaus. Er ist elegant,cool und lässig, behält die Fäden in der Hand und weiss, was und wie er etwas aus einem TORO herausholen kann. Er ist der “Stierflüsterer” und ein Gentleman. Sein erster ENEMIGO war eine Katastrophe und knickte permanent mit den Vorderhufen ein. Das PANUELO VERDE wurde eingesetzt und der CAMBIO, mit einem SOBRERO der gleichen GANADERIA Nunez de Cuvillo wurde vollzogen. Ein zweiter Ersatzstier aus der GANADERIA von Salvador Domecq hätte bereit gestanden und mit ihm wäre vielleicht etwas anzufangen gewesen.
Der neue TORO war um keinen Deut besser. War FLOJO und saftlos, was nicht an der VARA lag, denn diese wurde wieder, wie so oft, fast gar nicht angewendet. Eine ernstzunehmende Arbeit mit der MULETA war nicht möglich. Nach ein paar PASES blieb der TORO am Boden liegen und war lange nicht zum Aufstehen zu bewegen. Die ESTOCADA war schnell und der Stier spuckte Blut, was ich gar nicht mag. Es gab ein SILENCIO und Pfiffe für den TORO.
Jose Maria Manzanares erlebte ich bis dato bereits drei Mal. Ich weiss aus Videos was er kann, aber immer wenn ich ihn sah, hatte er ein schlechtes LOTE, so dass er unter seinen Möglichkeiten bleiben musste. Meine Hoffnung war, ihn heute anders kennenzulernen. Tja, nett gedacht. Der Stier knickte wieder andauernd mit den Vorderbeinen ein, hatte keinerlei Stärken und Maria Jose keine Chancen.
Die ESTOCADA war sehr schnell und effektiv. SILENCIO für den DIESTRO und PITOS EN EL ARRASTRE PARA EL TORO.
Auch den peruanischen Überflieger Andres Roca Rey durfte ich bisher zwei Mal bewundern und was soll ich sagen, auch sein Stier war schwach.
Trotzdem gelangen Roca Rey ein paar schöne LANCES mit der CAPA.
Nach den ESTATUARIAS, mit denen er meistens seine FAENAS beginnt, legte sich der TORO erst mal wieder ein Weilchen hin. Doch der junge Star gab nicht auf und holte aus dem Toro raus, was rauszuholen war. Kurze aber gute Serien von MULETAZOS. Beeindruckend, wie er mit geschlossenen Füssen den TORO um sich wickelte. Entgegen erstem Anschein gelang hier eine FAENA. Nach einem PINCHAZO und einer ESTOCADA ENTERA dauerte es leider zu lange bis der TORO starb. Auch weisst Roca Rey seine PEONES an, den TORO nach dem Degenstich nicht im Kreis zu drehen, wie es oft gemacht wird und zu einem schnelleren Tod führen soll. Er erhielt eine OVACION.
Leider hatte er riesen Pech mit dem ESTOQUE, worüber er sich masslos ärgerte. Dann benötigte er auch noch drei DESCABELLOS und das Ohr war futsch.
Er erhielt eine GRAN OVACION, wurde zur VUELTA AL RUEDO aufgefordert, was er aber aus Wut über sich selbst nicht wollte und bedankte sich sehr für den Applaus.
Ich versuche auch immer zu beobachten, wie sich die einzelnen TOREROS untereinander verhalten. Immerhin stehen sie in Konkurrenz, sind aber auch Kollegen.
MAESTRO Ponce ging bei dieser ESTOQUADA vorbildlich über dem rechten Horn hinein, welches sich unter seiner CHAQUETILLA verfing. Aus dem CALLEJON sah es wohl so aus, als ob Ponce verletzt wurde. Manzanares rannte ohne schützenden CAPOTE zu ihm hin um ihm zu helfen. Ponce, dem aber nichts passiert war, bedankte sich sehr herzlich und tätschelte Manzanares die Wange.
Der TORO für Jose Maria Manzanares, dessen Vater gleichen Namens ich schon unter anderem bei seinem Abschied 2006 in Sevilla sah, hatte wieder ein RES, welches rasch schwer abbaute und nur noch defensiv war. Auch er bekam die Vara kaum zu spüren, griff schlecht an bzw. verweigerte ganz die Mitarbeit, so dass eine LIDIA unmöglich war.
Manzanares griff schnell zum Degen. Ein PINCHAZO und eine dreiviertel ESTOQUADA, die äusserst effektiv war. Der Stier starb sehr schnell. Das fiel mir bisher bei diesem Diestro auf, dass seine Arbeit mit der ESPADA immer zum schnellen Tod der Tiere führt. So sollte es ja auch im besten Fall sein, denn die Berufsbezeichnung lautet MATADOR DE TOROS, Stiertöter.
SILENCIO und wieder Pfiffe für den Stier.
Als letztes kam ein offensichtlich mit mehr Energie ausgestatteter TORO in´s RUEDO und sprang fast gleich in den CALLEJON. Dieses Exemplar war offensiver, machte wieder kaum Bekanntschaft mit der PICA und war somit, im wahrsten Sinne, noch springlebendig. Vorerst sprang er regelrecht in die Tücher und Roca Rey verzichtete auf seine Vorstellung mit der CAPA, was bei ihm immer sehr sehenswert ist.
Die FAENA begann an den TABLAS aber der TORO wollte zur Mitte um sich dann, jetzt gar nicht mehr gewillt sich konstruktiv zu beteiligen, immer wieder in die QUERENCIA zurück zu ziehen. Es blieb nur der Degen, der zwei Mal benutzt werden musste und A. Roca Rey erhielt ein SILENCIO und der Stier , sowie GANADERO wieder PITOS.
Sehr schade, kein gelungener Abend . Die Leistungen der Stiere, dieser drei von mir besuchten FIESTAS DE TOROS, als auch was ich später über die anderen TOROS der diesjährigen CORRIDAS GENERALES in Bilbao las, lässt mich fragen, was denn da in den CORRALES passiert? Wie können solch schwache Exemplare in´s RUEDO kommen?
Und noch eine “ketzerische” Frage. Da fast alle TOROS die VARA kaum zu spüren bekamen, hat dieses TERCIO überhaupt noch eine Daseinsberechtigung? Ist es noch notwendig? (Anm. Die Toreros sehen schon zu Beginn, wenn ein Stier in schlechter Kondition ist, da wird oft Anweisung gegeben, den Stich nur zu simulieren. Der Toro könnte sich schon allain am Pferd verausgaben, da wären die zwei Varas zuviel, man möchte ja schließlich noch etwas in der Muleta haben)
Vielleicht kann sich ja hier, auf der Seite TOROS Y TOREROS eine Diskussion darüber entwickeln? (Anm. Gute Idee! Allerdings recht einseitig, wenn die Leser mir nicht ihre Meinung mitteilen - Email: [email protected])
Auch wenn es etwas frustrierend ist in den Fachzeitschriften dann von den Erfolgen und Triumphen der gleichen MATADORES in anderen Arenen, wie Malaga,Almeria,San Sebastian etc. zu lesen, hatten wir eine sehr schöne Zeit in Bilbao. Die zwar raren, aber guten ACTUACIONES von Alvaro Lorenzo, Luis David, Ponce und Roca Rey, sowie Fortes, Escribano und Roman, bleiben mir in Erinnerung. Ich bin ein TORERISTA und glaube die Leistungen der DIESTROS recht gut beurteilen zu können. Um wirklich ein TORISTA, ein Stierkenner zu werden, muss ich noch viel lernen.
Möglicherweise sieht man sich ja dort , oder auch anderen Ortes in Zukunft mal.
#MUCHAS GRACIAS nach Deutschland!!!
Ich bedanke mich auf diesem Wege bei R., für seine ausführlichen Chroniken und hoffe es hat den andern Lesern ebenso gefallen wie mir. Im Frühjar 2019 warscheinlich wieder zur Feria von Sevilla, planen wir, A., R. und meine Wenigkeit uns ein weiteres Mal in der Region zu treffen um mehr Zeit mit Toros und Toreros zu verbringen, wer sich uns anschließen möchte ist sehr willkommen. Ich werde von November bis Mitte April in Sanlucar sein und von dort aus interessierten Aficionados oder die es werden möchten, Ganaderias besuchen und andere Aktivitäten planen, wie Tentaderos oder Toreo de Salon.