meine Zeit in Sanlucar geht zu Ende, aber am Ende habe ich ‘meinen’ Tentadero gehabt. Es hat gedauert, bis man sich auf Tag und Stunde geeinigt hatte, aber am Ende ist alles gelaufen, wie am Schnürchen.
Man muss bedenken das man mehrere Leute unter einen Hut bringen muss, Ganadero, Veedor, Torero und Banderillero, welche in der Regel meist mehrere Cuadrillas umfasst. An diesem schönen Vorsommernachmittag, waren die Brüder Jimenez, Javier und Borja, aus Sevilla mit dabei, um neben unserem ‘Ferdi Nr.50’, zwei Vaquitas und zwei Toros zu prüfen, was die Aufgabe eines Tentaderos ist. Die Tiere werden geprüft, die Toreros können am lebenden Objekt ihre Kunst üben oder verfeinern.
In unserem Fall ging es am späten Nachmittag los, die Sonne Andalusiens ist zu früherer Stunde einfach zu glühend. Ich war etwas aufgeregt, die Stunden des Wartens wurden lang. Hatte ich den ‘richtigen’ Stier ausgewählt, waren meine Toreros trainiert genug? Fragen, welche man sich nach Wochen des Nichtstuens stellt. Der Eine hat zugenommen, der andere hatte keine Möglichkeit auch nur eine Capote in die Hand zu nehmen. Nie hat man zusammen trainiert und drei Monate auf dem Sofa können Spuren hinerlassen.
Aber ich hatte die Rechnung nicht mit der sich sinkenden Sonne, nicht mit dem Staub der Plaza gemacht. Besonders der Staub war ein Problem, man sah den Toro erst, wenn er seine Hörner in den Burladero senkte. Ich teilte diesen Burladero mit den Toreros, stets bedacht, ihnen den Platz frei zu halten.
Aber für uns genau das Richtige. Ohne das Übergewicht seiner älteren Artgenossen, kam er sehr agil aus dem Toril und zeige schon zu Beginn, das was ich in ihm gesehen hatte. Seine ehrliche Art des Angriffs. In einem guten Ritmus senkte er seine Hörner in Capa und Muleta, so das es eine Freude war ihm zu zusehen. Eine Freude war es auch, meinen Freunden, dem Matador Califa de Aragua und Manuel Soto, zu zusehen. Der Eine, mit der Rasse eines Matadores, der Andere mit der Hand des Künstlers. Und mein ‘FerdiNr.50’ machte mit, so wie ich es mir gewünscht hatte. Kein kurzes ‘Gastspiel’ sondern ‘dabei’, bis man ihn entließ. Ich glaube nicht, das man ihn indultiert hat, weil er in der körperlichen Entwicklung etwas zurück steht.
Ein Toro bravo, mit einer guten Embestida, einer Form des Angriffs, einem guten Ritmus. Diese enorme Tier wirbelte soviel Staub auf, das man vieles garnicht sehen konnte.
Die Brüder Jimenez, das war ein interessantes mano a mano. Javier, mit einer Puerta grande in Madrid im ‘Gepäck’, hat mir schon als Novillero gefallen, sein Bruder Borja hinterließ etwas weniger Eindruck. Aber dieser hat diesen Tick mehr Temple, der seinem Bruder zu fehlen scheint. Da Borja weder mit der Vaquita, noch mit seinem Toro zur Entfaltung seiner Qualität gereichte, ging der Aplauss der Zuschauer an seinen Bruder Javier. Dieser ist auch offner im Umgang mit den Menschen, sein Bruder ist zurückhaltender.
Es war ein gelungener Tarde de Toros, im Campo, wie ich ihn liebe. Nichts ersetzt die Atmosphäre einer Corrida in einer Plaza wie Sevilla, der Glanz der Traje de luces, die Clarines, die Zeremonie, die Vergabe der Trophäen. Aber um wirklich am Puls des Geschehens zu sein, gibt es nichts besseres, als einen tentadero. Nun kann ich in aller Ruhe in mein Exil auf den Balearen zurückkehren und mich auf meine nächste ‘Temporada’ freuen.