Durch die Lockerungen des Reglaments des Covid19, welche uns in Etappen etwas mehr Freiheit gewährt, kann man sich nun nicht nur in der Provinz Cadiz, sondern auch in ganz Andalusien bewegen. Der Califa de Aragua und ich nutzten die Gelegenheit, um einem Tentadero in Cebada Gago anzusehen, wo sich Manuel Escribano zu Trainingszwecken einfand. Dies gab uns die Gelegenheit, einen Blick auf unseren ‘Ferdi Nr.50’ zu werfen, den wir vor gut drei Wochen, zusammen mit Maestro Marismeno für uns ausgesucht hatten.
Und wieder konnte ich etwas Neues über die ‘Veedores’, die Stiereinkäufer lernen. Ich wusste nicht, das diese auch beim Verladen der Tiere, auf dem Weg zur Plaza, anwesend sind. Dies sei notwendig, erklärte mir Marismeno, da mitunter ein Stier zu Schaden kommt, kurz vor dem Verladen, oder dabei. Und dann muss ausgetauscht werden und das ist eine wichtige Aufgabe für den Veedor. Dieser hat stets mehr als nur sechs bis acht Toros reserviert, für diese Fälle.
Ich hatte mich etwas fern gehalten vom Geschehen, Zwanzig Leute in den ersten Reihen, kaum einer mit Maske, das schreckt mich immernoch ab, besonders wenn dann einer anfängt zu husten...
Da sich hinter mir der Coral befand, wo eine große Gruppe von Toros standen, hatte ich meine Freude, diese zu beobachten. Ihre kleinen Streitigkeiten, lassen einen ‘Kenner’ gewiss einen Aufschluss über die Qualitäten des Stieres erkennen. Für mich ist das mitunter interessanter, als der ‘Tapia’ bei ihren ersten Schritten zu zusehen. Unter den vier, fünf anwesenden Schülern einiger escuelas taurino, oder Novillero, stach keiner hervor. Interessant war allerdings der kurze Auftritt, eines jungen Mädchens. Wenn auch noch recht ‘grün’, sah ich hier den ‘Biss’ , den Willen, den Nerv, den es braucht, um Torero(a) zu werden. Ihre Mutter hatte sie begleitet, wartete aber im Wagen...
Dieser, vielleicht einer, der mit der Hand aufgezogen wurde, näherte sich ohne Scheu oder Drohgebärde der Mauer an der ich lehnte. Kurz schnupperte er an meiner Hand, ließ sich sogar anfassen. Für mich nichts wirklich Neues, hatte ich doch schon als Kind Rinder angefasst. Der Stier war einfach nicht bedrohlich, in diesem Moment. Trotzdem würde ich seine Weide nicht ohne Vorsicht betreten, denn dies ist sein Terretorium und dort könnte er seine ‘Nettigkeit’ verlieren. Durch die Krise des Virus, hat er Wochen in diesem Corral gestanden, jeden Tag Besucher gesehen, allerdings alle hinter der Mauer, welche seine Querencia markiert. Man darf sich von der augenscheinlichen Behäbigkeit der Toros nicht täuschen lassen. Ich habe die Stunden in Cebada Gago genossen, ein bisschen Natur tut mir gut.