Einen Tag vor dem neuen ‘Lockdown’ in fast ganz Spanien, bin ich von meiner Insel ‘geflohen’. Zurück in meine Wahlheimat Sanlucar de Barrameda. Und schon am ersten Tag meiner Ankunft fiel das Tor ins Schloss, man darf weder rein, noch raus, aus Sanlucar, aber ich bin ‘Drinn’. Wir sind unter uns, die nächsten 14 Tage, mindestens. Aber das hält mich dieses Mal nicht vom Besuch des Coso del Pino ab! Gleich am ersten Morgen machte ich mich auf den Weg. Irgendwie erschien mir alles surealistisch, unwirklich. Die Menschen auf dem Weg, wenige, aber alle mit Maske. Alle! Die offenen Tore der Plaza..., am Eingang die Ankündigung der Corridas, ein ‘Cartel’, durch die Puerta grande gings hinein. Ich entschied mich für den Callejon, um das Geschehen in Augenschein zu nehmen und mich auf die neuen Regeln einzustellen.
Hatte ich mich ganz unauffällig eingeschlichen, bemerkte mich mein Freund, der ehemalige Torero, El Mangui, der sich in der Nähe, mit Carmelo, dem Empresario der Plaza und Diego Robles, dem Apoderado von Lopez Simon, im Gespräch befand. Seine ehrliche Freude über meine überraschende Anwesenheit wurde nur dadurch getrübt, das wier uns nicht herzlich umarmten, sondern bei der Annäherung auf zwei Metern eine Vollbremsung hinlegten.
Manuel Soto, der Professor der Escuela taurina ‘Volapie’, begrüßte mich herzlich und bald fühlte ich mich zurückversetzt in die ‘gute alte Zeit’. Alle waren neugierig wie es mir ergangen war und wie ich es , so zu sagen auf den letzten ‘Drücker’ geschafft hatte noch zukommen. Und schon ging es zur Tagesortnung über. Ein Foto für meinen Freund Califa de Aragua schießen, welches er im Internet veröffentlicht. Toreos beobachten, beim Toreo de Salon. Matadore wie Emilio de Justo und seine Cuadrilla, Adrian de Torres. Novilleros wie El Melli, der zusammen mit einem französischen Novillero trainierte, der jetzt auch nicht aus Sanlucar herauskommt. Diego Robles korrigierte die beiden, zusammen mit Luisito, dem ehemaligen Apoderado von Emilio de Justo und Pablo Aguado. Man hat ja sonst nichts zu tun.
Meine bösen Voranungen bestätigten sich am nächsten Tag, nach Ubrique wurden auch alle Corridas in Sanlucar vertagt, bzw. abgesagt. Dies erfuhr ich im Büro des Impresarios, wo ich eigendlich den ersten ‘Abono’ meines Lebens kaufen wollte... Tja. Stattdessen habe ich meine Karte als Sozio der Escuela taurina ‘Volapie’ erneuert, damit unterstütze ich immerhin den Nachwuchs. Die angekündigte Corrida wurde nach Estepona verlegt, Malaga, wo wir armen Aficionados aus Sanlucar nicht hindürfen, dank Covid19.
Ich unterhielt mich mit mehreren Banderilleros, die nicht nur keine Auftritte haben, sondern auch keine staatliche Hife bekommen. Alle haben Familie... Man hält sich über Wasser, trainiert weiter, als wäre der Spuk morgen vorbei.
Um dem aufkommeden Pesimismus vorzubeugen, machte ich eine kleine Filmreportage mit dem Califa de Aragua, der zwei französische Aficionados eine Lektion im Toreo de Salon erteilte. Dieser Matador aus Venezuela, mit Puertas grandes in seiner Heimat im Gepäck, Figura, erfindet sich jeden Tag neu. Ein Fenomen. Am Ende habe ich mich durchgerungen, vor seiner Kamera einige Veronicas zu versuchen. Das Ergebnis war der Spiegel meiner Selbst. Zunächst ungelenk und schüchtern, waren die Ausführungen. Aber mit jeder Veronica gewann ich an Sicherheit, so das die letzte und eine media Veronica doch recht gelungen aussahen. Nicht grade a la Morante, aber korrekt.
Die spanische sozial-komunistische Regierung hat für 6 (!) Monate den Alarmzustand verhängt, die zu treffenden Entscheidungen aber den Regionen überlassen. Und die tun was sie können, oder manchmal was sie wollen. Die Folgen sind abzusehen. Auch für die Toros. Noch mehr Tiere für die Metzger. Ein trauriges Panorama... Aber aufgeben gilt nicht!
Maske, Händewaschen und Abstand halten und a torear diesen maldito Virus!!!