Die ganze Woche machte uns das Wetter verrückt, war es nicht der Regen, der die Plaza de Tientas unter Wasser setzte, war es der anhaltende Wind der Region um Arcos de la Frontera. Fast jeden Tag riefen wir den Züchter an, wie es denn nun aussähe, mit dem Tentadero... Zugegebenermaßen war ich nervös. Nicht nur ob des Zeitdrucks. Etwas anderes schoss mir durch den Kopf, als ‘Apoderada für einen Tag’, - Hatte ich alles richtig gemacht? Die Auswahl des Novillos, der Ganaderia? Wie würde die Vaquita sein, gesehen hatten wir sie nicht. Fragen, Zweifel, der Druck, das Beste, aus dieser einmaligen Chance für den jungen Torero zu machen. Schlaflose Nächte waren programiert.
Wenn die Kühe dieser Zucht schon so kompliziert zu nehem waren, was würde uns am folgenden Tag erwarten? Wir warfen einen letzten Blick auf unseren Novillo, dreieinhalb Jahre alt, der schon für uns in den Corral verbracht war, mit drei riesigen Cabestros zur Gesellschaft. Aufmerksam beobachte er uns, die wir oben auf der Galerie standen. Guapeton, hatte ich ihn getauft, weil er so hübsch war. Nun, noch näher, erschien er mir riesig, und diese hohe Kopfhaltung gefiel mir gar nicht... Eine weitere schlaflose Nacht stand mir bevor.
Ich hatte keinen Hunger, keinen Durst, ich war nur noch nervös. Meine drei besten Freunde ‘warf’ ich den Löwen zum Fraß vor, so ungefähr fühlte ich mich. Ich vertraute natürlich auf die Qualitäten von Eloy, Manuel und El Claifa, aber da waren diese schwierigen Vacas, astifinos, der Novillo, schön schwarz und stark..., was, wenn er einen meiner Freunde erwischte??? Und alles ist meine Schuld, weil ich diesen Stier, diese Ganaderia ausgesucht hatte!
Ein Albtraum. Kaum konnte ich stillstehen, während wir vor der Plaza auf den Beginn des Tentaderos warteten.
Eloys Vater, nicht weniger nervös wie ich, richtete die Trastos, sorgte für Wasser und ein befreundeter Picador half beim Anziehen der Traje corto. Die helle Hose rief Aufmerksamkeit hervor, sah aber klasse aus. Ich suchte mir einen Platz in der glühenden Sonne, um das Ganze zu filmen. Nicht unbedingt um Werbung damit zu machen, sondern damit der Torero sieht, wo er sich verbessern muss. El Califa, mit Capote und Kamera im Burladero, war ein weiterer Punkt, um das maximale aus diesem Tentadero herauszuholen, die Fotos. Manuel Soto, mit der Capote im Burladero,... Ich atmete tief durch. La Suerte esta echada!
Nicht das man nun hier einen ‘neuen Morante oder El Juli’ sah, die Arte del toreo muss man bei diesen Ganaderias vergessen. Arbeit und Cornadas sind hier das täglich Brot. Eloy machte seine Sache sehr gut, man muss bedenken, das er seit seinem Debüt mit Picador, vor 3 Jahren, wenig Praxis hatte, von den paar Schwüngen, welche man in der Tapia absolviert. Etwas beruhigt, suchte ich den Schatten eines Baumes auf. Noch drei Vacas und dann war unser Novillo an der Reihe.
‘Guapeton’ wollte sich zuerst nicht von den Cabestros trennen, also trennte man diese dressierten Ochsen vom Stier. Am Ende stürmte er in die Plaza.
Groß der Stier, klein die Plaza, wenig Raum, wenn man Distanz zwischen sich und den Toro bringen muss. Das bekam gleich Manuel Soto zu spüren, in seiner Capote präsentierte sich das Tier eher unbequem, später wussten wir warum... Der Picador brachte einen Puyazo an, aber mit der Minicruzeta für die Vaquitas, war das für den Novillo eher ein Bienenstich. Weit entfernt den Kopf in die Muleta zu senken, setzte sich mein Freund mit dem Stier auseinander. Auf der linken Hand ließ sich etwas mit hm anfangen, das sah gut aus. Rechts ging sogut wie gar nichts.
Mit hoher Kopfhaltung trabte er jeder Bewegung hinterher. Ein sogenannter ‘Andarin’, ein Stier, der nicht galoppierend angreift, sonder im Schritt oder Trab den lockenden Tüchern folgt. Meine Befürchtungen bewahrheiteten sich in der Capote. Schöner Stier ist eine Sache, schlecht zu arbeiten mit diesem Tier, eine Andere. Als Eloy, allein mit Toro und Muleta in der Plaza war, offenbahreten sich die Fehler, welche der Stier, und welche der Torero hatte. Der Jungstier hatte ein Problem mit der Sicht, mit einem Auge sah er nicht gut, daher die unbequeme Kopfhaltung, das hinterhergehen bei jeder Bewegung mit der Muleta. Und Eloy, der das Problem gut im Griff hatte, war aus dem Konzept gebracht.
So konnte er sein Toreo nicht vollständig ausführen, ja nicht mal zur Hälfte, denn mit der rechten Hand, oder kreuzend, funktionierte die Sache einfach nicht. Also wenig Gloria oder Kunst, aber eine ehrlich abgelieferte Arbeit, seitens meines Freundes. Auch will ich diesen Jungstier nich als schlecht oder böse titulieren. Dieser hat in den Muletazos welchen er folgen konnte, stets ehrlich den Kopf gesenkt, nichts Falsches kann ich ihm zuschreiben. Ein Tier, dem man dankbar ist, das man von ihm und seinen Defekten lernen konnte.
So sahen es zumindest Eloy, Manuel und ich. Und das war genau das, was gesucht wurde, das Lernen vom lebenden Objekt. Das Toreo de salon ersetzt nicht mit tausend Übungsstunden, den Kontakt und die Lidia eines Toros, einer Vaca oder eines Novillos.
Zur Zucht wird man ihn nicht brauchen können. Schade, denn abgesehen davon das Guapeton ein schönes Tier ist, war er in dem, was er gezeigt hat ehrlich, bravo, aber eben nicht der Toro, der geeignet ist, dieser Ganaderia die besseren ‘Erben’ zu schenken.
Manuel Soto hatte am Ende nicht so viel eingreifen müssen, da Eloy sich wirklich gut mit den Tieren verstand. Zum Abschluß hat alles mehr oder weniger so geklappt, wie ich es mir gewünscht hatte. Man lernt nie aus.
Auch ich habe gelernt. Für die Ganaderos ist der Verkauf der Bravura ein Geschäft. Wie ein Empresario der Plaza, muss er sehen, wie er Geld verdient.
Er kennt seine Zucht besser wie kein Anderer. Fragt eine Figura an, gibt man die besten Tiere her. Kommt ein ‘No Name Torero’, gibt man die ‘garbanzos negros’ , die faulen Bohnen. In dem Falle, Tiere welche nicht überzeugen, welche Defekte haben.
Der Novillo, von der Präsens geeignet für eine Novillada con Picadores, muss sich am Hinterbein verletzt haben, beim Verbringen in den Corral, wenn er mit seiner Kraft angriff, sah man das er ein Hinterbein leicht schohnte. Manuel hatte ihn als ersten in der Capote, wo er den Defekt in der Sicht offenbahrte. In diesem Tercio der Lidia gefiel mir dieser Novillo am wenigsten. Kompliziert wäre es gewesen, in dieser kleinen Arena, mit diesen Defekten, Banderillas zu setzen.
In der Muleta war er ehrlicher und humilde, besser als ich dachte, schade das er einen Defekt hatte, der ihn ungeeignet für die Zucht, oder eine Plaza macht. Das Preis - Leistungsverhältnis war ausgewogen, dem Preis der Bravura angemessen. In anderen Ganaderias hätte man für Weniger mehr bezahlt. Aber ich lerne. Falls ich noch ein Mal als ‘Apoderado für einen Tag’ fungiere, weiß ich nun, wie man hier verhandelt, was man als zahlender Kunde verlangen kann. Mit dem Systehm ‘Kleine Brötchen backen’, kommt man nicht weiter. Viel Arbeit wartet auf uns, auf Eloy und mich, wollen wir erreichen, das er ein Cartel bekommt.
In dieser Welt regiert erstmal das Geld, leider. Ich mag mir die Summen nicht ausmalen, welche Väter bereitstellen, damit ihr Sohn zu Tentaderos kommt oder gar zu Novilladas. Weder Ganaderos, noch Empresarios sind von der Caritas, alle wollen und müssen Geld verdienen. Tentaderos und Novilladas oder Festivales sind eine Möglichkeit... Das war schon immer so und ist nicht besser geworden, leider. Nichts ist, mit der Romantik, der schönen, tragischen Geschichte des Toreo, der Tauromaquia, das ist die Realität, Geld regiert auch diese Welt.
Ich erinnere mich an ein Interview mit Manzanares padre, indem er gestand, das selbst er, Figura del Toreo, bezahlt hat, damit sein Sohn Jose Maria Manzanares, heute gefragter Matador, zu Tentaderos und Novilladas kam, um Erfahrung zu sammeln.
Kompliziert ist es, wenige Möglichkeiten hat heute ein Novillero, aber ich setze darauf, das ein Padilla, El Fandi, Escribano und Espla ‘Erben’ brauchen, wenige Toreros sind heute bereit, als Torero completo, selbst die Banderillas setztend, präsent zu sein. Welche Toreros sind kapaz, das breite Publikum zu begeistern? Die Padillas dieser Welt, weil sie nicht langweilig sind. Eloy ist einer der wenigen, bereit und präpariert, um diese Lücke zu füllen, welche, wenn man ihn denn lässt, das Publikum begeistern kann. Aber ohne Chancen, sich zu präsentieren, sieht die Sache nicht so einfach aus.#MuchaSuerte!
Allen Lesern ein schönes Osterfest!
Und nochmals gilt mein besonderer Dank unserer Aficionadofreundin D. , welche uns aus Deutschland im rechten Moment ihre Unterstützung sannte. Grandios! Ein ‘muchas gracias’, sagt nicht viel, was wir empfanden, ob dieser unerwarteten Hilfe! Eloy würde sagen: “Que grande eres“!