Das sich um diese Jahreszeit das morgendliche Training locker angegangen wird, ist nichts Neues, aber dieses Jahr fehlen nicht nur viele der älteren Aficionados, welche gern mal auf einen Schwatz vorbei kommen, es gibt auch keine ‘Nachlese’ der Saison. Kaum kann man über Corridas oder Höhepunkte sprechen, zu spärlich waren die Veranstaltungen. Die Zeitung 6Toros6 hat aufgehört zu existieren, Aplausos erscheint zur Zeit auch nicht in gedruckter Form...
Die Sendung Tendido Cero wurde auf 40 Minuten Sendezeit zurechtgestutzt. Uns fehlen auch die fröhlichen Stunden zum Saisonende, wo man mal nach dem Training, etwas trinken ging, auf der Plaza de Calbildo. Auch fehlt mir der Spruch meiner Freunde:“ Mal sehen wo heute ein Tentadero stattfindet...“
Da wir bis zum 9. Dezember nicht as dem Dorf dürfen, ist es nichts mit Besuchen bei den Ganaderias rund um Jerez. Auch die geliebten Sonntagsbesuche auf dem Trödelmarkt in Jerez fallen flach. Nicht ein Mal bis nach El Puerto dürfen wir, und die Porturenser dürfen nicht zu uns.
Was sehr schade ist, denn das Training der kleinen, angehenden Toreros ist das Einzige, was mir ‘normal’ vorkommt. Kinder, die Torero spielen, ohne Masken. und wie sie ‘spielen’! Des Lehrers Stimme versucht, den Eifer zu bremsen, damit der, mit den Hörnern bewaffnete mini Torero nicht in die riesige Wasserpfütze trampelt. Aber die Torerozwerge sind mit Eifer und Spass bei der Sache.
Sie spielen Stier, spielen Figura del Torero, Banderillero..., sie spielen den getöteten Stier genau so, wie wir als Kids den erschossenen Indianer, das durchgehende Pferd, oder den bösen Banditen gespielt haben.
Beim Zuschauen vergesse ich den Ernst des Lebens, bis mich und auch die Minitoreros die Stimme Manuel Sotos aus den Träumen reißt. Der Lehrer ruft zur Ordnung, die Veronica muss geübt werden. Geduldig korrigiert er von Kopf bis Fuß die Haltung und Handhabung der Capote. Was bei Ihm so einfach aussieht, erfordert einiges an Training, das weiß ich aus eigener Erfahrung.
Der eine Zwerg tritt auf den Stoff, fast fällt er hin, sein Sparringspartner, der ‘Toro’ rast wie eine Hornisse auf das Tuch zu, fleißig das Wort des Lehrers ignorierend - Despacio - Langsamer! Mal gelingen die Veronicas wirklich gut, auch mit der Muleta haben die Kids Vortschritte gemacht
Ihre Energie ist ungebrochen, aber nun beginnt die Konzentration nachzulassen, der ein oder andere ‘seilt’ sich ab, um wieder Toro und Torero zu spielen, aber ohne die Regeln der Tauromaquia. Hier ist Alles erlaubt. Egal ob die Hand so, oder das Bein so gehaltenen werden muss, wichtig ist es den ‘wilden Stier’ zu locken und zu täuschen, oder im Umgekehrten, den ‘Torero’ mit den Hörnern zu erwischen.
Wissend, das Mauel Soto auch Augen im Hinterkopf hat, läuft die Spierlerei nie aus dem Ruder, selbst wenn er sich intensiv um ein anderes Paar Schüler kümmert. Er selbst hat die Erfahrung gemacht, das man Kinder zwischendurch immer mal ‘spielen’ lassen muss, sonst wird ihnen jedwede Aktivität langweilig. Seine Truppe ist nun über ein Jahr dabei, selbst der Coronavirus hat diesen Kindern und ihrem Lehrer den Eifer , die Illusion, nicht nehmen können.
Und noch etwas sehr positives: Keines der Kinder und Jugendlichen musste das Training unterbrechen, um einen Blick auf sein ‘Handy’ su werfen!!! Es lebe diese ‘Normalität’!