Eine Gruppe von Aficionados aus Nimes, Frankreich, verbringt gleich ein ganzes Wochenende dort, um die Wiege dieser historischen Zucht zu besuchen. Dank meiner Kontakte, darf ich sie begleiten, zusammen mit dem Matador ‘Califa de Aragua, der ein ausgezeichneter Fotograf ist. Wir machen uns in den frühen Morgenstunden auf, die Kameras ‘geladen’, um einem Herradero beizuwohnen. Hier werden die jungen Tiere mit dem Brandzeichen der Ganaderia versehen, sowie ihrem Geburtsjahr und ihrer Zuchtnummer. Für mich das erste Mal, das ich dieses zu sehen bekomme.
Die französischen Aficinoados dürfen später versuchen die Kälber im Corral des Brandes einzufangen und zu Fall zu bringen. Viele machen die Rechnung ohne die Bravura und Wendigkeit der Vaquillas dieser Encaste, sie landen bei ihren Versuchen eher im Sand, als die kleinen Kühe. Keiner kommt zu Schaden, alle haben ihren Spass an dieser traditionellen Art, den Tieren das Brandzeichen zu verpassen. Etwa 30 Becerras tragen nun den Brand und den den Stolz dieser Zucht, mit der Hoffung der Züchterin, dass sie in der Zukunft Nachkommen das Leben schenken, welche die Legende der Albaserradas weiter leben lässt.
Bei der Prüfung mit dem Picador sind sie sehr bravo, in der Capote sehr schnell und wendig. Hier ist nicht gefragt, ob man eine media Veronica ala Morante ausführt, sondern was das Tier angesichts der lockenden Tücher macht. Nicht der Torero, sondern die Vaquitas sind die Protagonisten. Es handelt sich um zukünftige Mütter/Väter der Zucht. Man will die Form des Angriffs sehen, wie sie sich bewegen, ob sie den wirklichen Mut und Willen haben, eines Gegners Herr zu werden.
Noch sind die kleinen Hörnchen nicht voll entwickelt, ihr Körperbau gleicht dem eines schlacksigen Teenagers, sie befinden sich in der Entwicklung. Aber sie lassen ihre Qualitäten erkennen. In einem Jahr werden sie dem passenden Deckstier zugeortnet, ihre Produkte werden auf die gleiche Weise geprüft. Nach einigen Jahren als Mutter, werden sie in einer ‘Retienta’ erneut geprüft. Nicht alles offenbahren sie in den ersten Jahren ihres Lebesns, nicht jeder Semental ist der richtige Partner, um einen Toro zu züchten, welcher der Ganaderia zu Ruhm und Ehre gereicht.
Die Finca ist seine ‘zweite Heimat’, seine Jugend verbrachte er in nächster Nachbarschaft. Als kleiner Junge wurde er oft ins Dorf geschickt, zum Einkaufen. Die Toros machten ihm soviel Angst, das er statt der Abkürzung durch die Finca, einen langen Umweg in Kauf nahm, um seine Aufgabe zu erfüllen. Beinahe unglaublich, das dieser Mann zu einem Matador konvertierte und mit viel Erfolg die Toros dieser Ganaderia, sowie anderer Ganaderias ‘duras’ lidierte. Sein Bruder, Jose Antonio Campuzano, nicht weniger erfolgreich als Matador, hat seinen ersten Muletazo bei einem Herradero in dieser Finca ausgeführt. Heute ist dieser der Manager von Andres Roca Rey. Tomas Campuzano managt neben Alberto Lamelas, noch einen weiteren Matador aus Portugal, sowie zwei Novilleros. Ein Mann, den seine Aficion zu den Toros nicht nur in die höchste Kategorie der Matadores, sondern auch in das Geschäft eines Apoderados berufen hat. Ich hatte viel Freude an dem Gespräch mit ihm. Auch die Marquesa de Albaserrada durfte ich kennenlernen. Eine sehr sympatische Frau, welche in allen Aktivitäten ihrer Ganaderia involviert ist. Im abschließenden Essen dieses interessanten Tages hatte ich die Ehre mit ihr an einem Tisch zu sitzen.
Manchmal denke ich, ich bin die ‘Alice im Wunderland’. Was ich alles leben und erleben darf, in dieser wunderbahren Welt der Stiere. All dies hätte ich mir nicht träumen lassen, als ich 2013 mit diesem Blog begann.