Aber ein Leser stellte mir eine so interessante Frage, das ich mich mit mit Freude ans Recherchieren machte.
Was unterscheidet das portugiesische Rejoneo von dem Spaniens?
Nun, heutzutage eher wenig, denn beide Reitstile haben sich zu Einem zusammengefunden. Aber in einigen Dingen gibt es immer noch Unterschiede. Der Größte dürfte im Land liegen, wo sie stattfinden. In Portugal wird der Stier nicht vor dem Publikum getötet, sondern hinter geschlossener Tür im Coral.
Im Nachbarland es eher einem Kampf zu Pferde, wozu man diese sehr versammelt reiten muß . In einem Land war es wichtig das Pferd in Perfektion zu dominieren, in dem anderen dominierte man den Stier mittels Pferd. Das Pferd dient dem Torero im Sattel als Muleta, in Portugal lockte man mit Distanz zum Toro, in Spanien kann man nicht nah genug am Stier arbeiten. Dies waren die Unterschiede bis ins 21. Jahrhundert, was das Reiten anbetrifft. Ein anderer Unterschied ist die Kleidung der Rejoneadores. in Portugal trägt man eine ‘Traje’, die mich an Operetten aus vergangenen Zeiten erinnert. Man nennt dies Art „A la ferderica“. Dreispitz mit Federschmuck, lange Reitjacken, kunstvoll umrandet. Details bis hin zu den Knöpfen der Traje. Hohe Stiefel, mit Strümpfen die über das Knie gehen. Nachempfunden der Kleidung der Herrenreiter aus dem 18.Jahrhundert. In Spanien bevorzugte man die Traje de corto, de Campo, wie sie die Vaqueros in den Ganaderias tragen. Die Kopfbedeckung ist ein Sombrero, in Stil Cordobes, kurze Jacke, Weste und Hemd und sogenannte ‘Chaps’, wie man sie auch in Amerika trägt. Diese ledernen ‘Überzieher’, bedecken die Reithose und auch die Stiefel sind kürzer,eher robust, als elegant, für die Arbeit im Campo geeignet. Beide Kulturen existierten Jahre lang nebeneinander, mit unterschiedlichen Schwerpunkten, was Ausbildung und Pferdematerial anbetraf.
Ihr Körperbau unterscheidet sich, und somit auch ihre Verwendung. Und natürlich hat der portugiesische Stier andere Attribute, als der Spanische. Jede Kultur erforderte eine andere Selektion der Pferde und der Toros. in Spanien veredelte man bald die PRE’s mit arabischem Blut, die Hispanoarabes erfüllten die Wünsche der spanischen Rejoneadores. Die Portugiesen mischten ihre Lusitanos mit PRE’s und später mit Arabern, es entstand der ‘Lusiarabe’, der in den verschiedenen Tercios des Rejoneo besser geeignet war, als der pure Lusitano. Aber genug von den Protagonisten des Rejoneo, für mich die Pferde. Im 21 Jahrhundert näherte man sich und zwei Maestros, Joao Moura in Portugal, Pablo Hermoso in Spanien, tauschten ihre Erfahrungen und ihr Können im Sattel aus und öffneten so eine Tür. Man lernte von und miteinander, tauschte Pferde um das Beste von beider Länder Kultur zu vereinen. So sitzen heute Hermoso de Mendoza & Co. meist auf den portugiesischen Lusitanos, mitunter gekreuzt mit arabischem Blut. Sie sind wendiger, eleganter in ihren Bewegungen, tragen den Hals freier und haben mehr Schulterfreiheit. Mit ihnen lassen sich die verschiedenen Suertes des Rejoneo besser ausführen.
In Spanien gibt es die drei Tercios, das ‘De castigo’, das der Banderillas und das letzte, ‘Tercio de muerte’, endet mit dem Tod des Toros in der Plaza. Zum Unterschied, in Portugal, wo die Struktur der Lidia eine andere ist. Dort sieht man nur zwei Tercios. Man setzt im ersten Tercio die sogenannten ‘Farpas’, die dem Rejon de castigo ähnlich sind, sich aber in der Spitze des Stabes unterscheiden, sie haben Harpunenhaken. Im zweiten Tercio werden auch hier drei Banderillas gesetzt, aber es werden mehr Suertes mit dem Pferd gezeigt. Die Suertes beziehen sich hier auf das Locken des Stieres mit dem Pferd, welches ja Capa, bzw. Muleta ersetzt. Und dann... - ist es vorbei. Der Reiter lässt den Stier stehen und reitet auf den Ausgang zu. Allerdings ist das Spektakel damit nicht vorbei. Denn nun treten die ‘Forcadores’ auf. Diese Männer stellen sich dem Stier entgegen, einer vorn ihnen begibt sich genau in die Mitte der Hörner, greift diese und seine Freunde versuchen so den Stier mit reiner Körperkraft zu bremsen. Nach dem dieses Schauspiel ein Ende hat, kommt der Toro zurück in den Coral, wo er unter Ausschluss der Öffentlichkeit getötet wird. Noch einen Unterschied im Rejoneo habe ich gefunden. In Spanien werden den Tieren die ‘Puntas’, die Spitzen der Hörner gestutzt, in Portugal bekommen sie Fundas, Überzüge, um ernsthafte Verletzungen von Mensch und Pferd zu verhindern.
Ich hoffe das ich die dringendsten Leserfragen beantworten konnte, man möge mir die Ausschweifungen zum Thema Pferd verzeihen. Auf die einzelnen Suertes des Rejoneo werde ich zu einem anderen Zeitpunkt eingehen.
Hier noch ein paar Videos für die Fans des Rejoneo:
https://www.youtube.com/watch?v=qaEvqXGrhFs Rejoneo portugues
https://www.youtube.com/watch?v=DtHUd-mOOyA Pablo Hermoso in Madrid
https://www.youtube.com/watch?v=EUFqlPxj0FM Forcadores