Mit fünfzehn, sechzehn aus dem Haus, machte er sich auf nach Madrid, um dort in der Escuela taurina zu lernen. Er lernte die Frustration eines Torerolebens früh kennen. Arbeiten und trainieren, Tag für Tag und kein Toro in Sicht, nicht einmal eine Becerra. Das ist hart, härter als man sich es vorstellt. Aufgegeben hat er letztendlich nicht.
Über drei Toros hat er gesprochen, drei die sein Leben, seine Form des Seins verändert haben. Jede Emocion ist diesem Gesicht anzusehen. Ein sensibler Mensch. Mehr als ein Mal schießen ihm bei dem Interview Tränen in die Augen.
Auch über eine Depression wird gesprochen. Wochenlang wollter er morgends nicht mehr aufstehen, hat ärtztliche Hilfe in Anspruch genommen. Führt man sich vor Augen, das ein Torero vor den Hörnern der Toros wirklich mit dem Leben spielt und oftmals schlecht oder gar nicht bezahlt, den Schmäh des Publikums erduldend, wundert mich nicht, das sie übersensibel sind. Mehr noch, haben sie dann obendrein ihren Wert bewiesen, Trophäen im Rahmen der Unmöglichkeit erkämpft, ist es mehr als frustrierend, findet man sich so gut wie nie in den Cartels. Man kratzt an verschlossenen Türen der Empressarios, bis die Nägel blutig sind.
Der Tod Ivan Fandinos ist ihm sichtlich nahe gegangen. Nicht das sie die engsten Freunde waren. Denn dafür ist in dem Haifischbecken des Toreo wenig Platz. Zu allererst ist man Konkurrez. Aber man sei sich so weit nahe gekommen, um festzustellen, das man sich in gewisserweise ähnlich ist.
Natürlich kommt man in diesem Interview auch auf eine Corrida, die man in diesem Jahr sah. Halb benommen, nach einem heftigen Zusammenstoß mit dem Toro, kehrte Urena mit zerfetzter Traje und blutigem Gesicht in die Arena zurück. Foto und Video gingen um die Welt.
Über die großen Momente im Ruedo... Man vergisst sich selbst, erklärte er. Ich kann es nachvollziehen. Ein Mal auf einem außerordentlichen Pferd gesessen, habe ich auch oft alles andere um mich herum vergessen. Diese Momente trägt man Tage mit sich herum, sie sind selten, fazinierend und einzigartig.
Amüsiert hat mich die Geschichte über das Essen mit seiner Cuadrilla, nach der Corrida. In den letzten Jahren saß jedermann am Tisch, mit dem Handy in der Hand, Nachrichten auf Facebook und Twitter, WhatsUp versendend, das war wichtiger als das gemeinsame Essen und die Unterhaltung am Tisch. Das gefiel dem Torero nicht. Man einigte sich auf ‘Handyabstinenz’. Wer trotzdem zum Objekt der Begierde griff, musste einige Euros in die Kasse tun. Der Erlöß war für einen guten Zweck. Im letzten Jahr wäre eine nette Summe zusammengekommen. Einige Mitglieder seiner Cuadrilla schickten sich unter dem Tisch Nachrichten zu, um andere zu veranlassen zum Handy zu greifen. Humor hat er also auch dieser ernste Torero Paco Urena.
Er ist nicht Torero geworden, um reich zu werden, sondern weil er nichts anderes sein wollte, als Torero, ein Süchtiger. Er braucht kein dickes Auto, er braucht den Toro. Grande Paco Urena!