Dort veranstaltet Morante de la Puebla seit ein paar Jahren, zu Ehren San Antonio, ein Encierro a la Pamplona und ein Festival. In den letzten Jahren war dies die Chance für unbekannte Novilleros sin Picadores. So auch in diesem Jahr. Für die Aficionados von Sanlucar gab es ein besonderes Argument, sich nach Puebla del Rio aufzumachen. Der Novillero German Vidal, ‘El Melli’, eingeschrieben in die örtliche Escuela taurina El Volapie, hatte dort seinen ersten, wichtigen Auftritt in diesem Jahr
Und das ganze Dorf macht mit. Es gibt Essen und Getränke für ‘normale’ Preise, der Entada kostet 10.-€. Also etwas, was sich wirklich jeder leisten kann.
Das Gedränge in den Straßen, der Kampf um Parkplätze, alles wird gelassen hingenommen, freut man sich doch, unter sich zu sein. Kein ‘Anti’ hat Platz in Puebla del Rio. Ich traf, neben bekannten Startoreros auf Kollegen der schreibenden Zunft, Aficionados mit denen ich seit Jahren durch die sozialen Netzwerke Kontakt habe und jede Menge Novilleros. Diese kennen mich durch Tentaderos und wissen das ich ihre Fortschritte verfolge.
Ich stand in zweiter Reihe, das Handy auf ‘Verdacht’ hochhaltend, um einen Stier zu fotografieren. Ehrlich gesagt, ich habe nicht mehr wie eine Schwanzspitze gesehen, so schnell war das Ganze vorbei. Wenn man nicht auf einem der Balkone steht, hat man nichts von einem Encierro. In einer Sekunde ist der Spass vorbei. Das Gute: Man hat ausreichend Zeit um sich mit bekannten und unbekannten Aficionados auszutauschen.
Eine halbe Stunde vor Beginn suchten wir unsere Plätze auf.
Letztes Jahr durfte ich im Callejon stehen, eine sehr unbequeme Sache, zwei Stunden unbeweglich stehen und wenn es kalt ist, friert man fest.
Diesmal wollte ich es bequem haben, ein Platz an der Barrera der koketten Plaza portatil war der meine. Keine gute Selektion. Zu Beginn im Halbschatten, blendete mich bald die Sonne. Und meine Beine waren zu lang, um zwischen Bande und Bank Platz zu finden. Herrliche Muskelkrämpfe ertrug ich wie ein Torero. Hätte man nicht zum Aplaudieren aufstehen dürfen, wäre es eine Tortur gewesen. Auf den Rängen sitzt man doch bequemer...
Drei Musikkapellen sorgten für recht gute musikalische Begleitung, der Paseillo begann. An der Seite Morantes ein alter Bekannter: Juan Padilla.
Der erste Novillo war nichts was man einem Toreroneuling wünscht. Der Boden und fehlende Kraft ließen wenig zu Glänzen übrig. Und der Novillero hatte sichtbar wenig Erfahrung. Oreja del Pueblo.
Auch das zweite Paar war nicht unbedingt das, was man sich als Aficionado wünscht. Oreja del Pueblo.
Der dritte Aspirant, ‘El Peregrino’ aus Jerez hatte sein Publikum mitgebracht, der Stier war recht groß und kompliziert, eher geschaffen den Jungen aus dem Weg zu räumen, als das man ihn triumphieren sieht. Zwei Volteretas später hatte er sich zwei Orejas verdient, die Opinion des Publikums.
Der vierte Novillero kam aus dem fernen Pamplona. Ich weiß nicht ob es an dem unterschiedlichen Stil der Region liegt, aber ich hatte den Eindruck, das er sein Handwerk noch zu lernen hat. Sein Novillo, nicht der Kleinste, war durchaus brauchbar, für jemanden mit Erfahrung. Er ging nach 4 oder 5 Pinchazos als einziger ohne Oreja nach Hause.
Sein Jungstier war sichtbar ein gutes Exemplar der Ganaderia Dolores Rufino. Und der Junge, El Melli, vertraute auf sich und den Stier. Gleich zu Beginn einige Veronicas auf den Knien. Gut ausgeführt riss dies das etwas gelangweilte Publikum aus der Letargie. Die ersten Ole’s des Tardes erfüllten die kleine Plaza.
Auch in der Muleta zeigte der sechzehnjährige Sanluqueno, das er bestens präpariert ist. Es fehlte nicht an Varietät in den Series. Das Publikum hatte er auf seiner Seite. Und der junge Stier machte bestens mit. Da war das, was man vermisst hatte, eine zusammenhängende Faena, mit einem guten Rythmus, und verschiedenen Elementen in den Pases, das keine Langeweile aufkam.
Die Estocada, ‘hasta la bola’, brauchte ihre Zeit um den Effekt zu zeigen, aber das Publikum hatte die Faena noch im Kopf und verlangte energisch zwei Orejas und den Rabo für ‘El Melli’und eine verdiente Vuelta al Rueda für den Novillo.
Was ich sah, war ein recht langweiliger Stier, der nur angriff, wenn sich der Reiter quasi direkt vor die Hörner plazierte. Da der Boden rutschig war, erlebte ich eine Schrecksekunde. Das Pferd rutsche direkt vor den Hörnern aus und der Reiter gab ihm so heftig die Sporen, das es einen regelrechten Luftsprung machte, um den Hörnern zu entkommen. Dabei schleuderte es den Reiter aus dem Sattel. Das reiterlos Tier galopierte in vollem Speed auf die Barrera zu, hinter der ich saß. Hier erwachte meine jahrlange Praxis im Umgang mit Pferden. Eine Geste reicht, um ein gut geschultes Pferd zu bremsen.
Ein panischer Sprung über die überhohe Barrera hätte fatale Folgen für das Tier gehabt. Der Schimmel bremste punktgenau vor mir ab und schon eilte ein Helfer des Rejoneadores herbei, um es an den Zügel zu nehmen. Danach ging es weiter, mit einem anderen Pferd. Der Rejon de muerte beendete die Aktuation. Zwei Orejas vom Pubikum, keines von mir. Nie würde ich mein Pferd einem solchem Risiko aussetzen.
Nun versammelte man sich vor der Plaza , um die Salida a hombros der Toreros zu sehen und Freunde zu treffen, bevor sich alles auf den Heimweg machte.
Alles in Allem ein Herrlicher Tag in Puebla del Rio. Ein Dorf und eine Plaza ‘hasta la bandera’ voller Aficionados. Was Morante da auf die Beine gestellt hat ist fenomenal. Aficonados und Taurinopresse, Figuras del toreo, zum Anfassen. Viele kommen, nur um ihn zu sehen... #Viva Morante de la Puebla!