Wer die beiden Toreros vergleichen will, tut sich schwer, wenn er ehrlich ist.
Die media Veronica können beide auf das Schönste ausführen, Banderillos setzen,
oder den Stier elegant mit der Muleta leiten. Für mich liegt die Schönheit des Betrachtens in der Intelligenz des Maestros, den Stier zu dominieren. Nicht
darin, ihn mit Tricks zum Aufgeben zu zwingen. Darin liegt für mich der
Schlüssel zur Kunst des Stierkampfes. Ein Stier ist ein unbeschriebenes Blatt,
man muss Es zunächst beschriften um es dann zu lesen. Darin liegt die Kunst.
Wie bei einem Schüler muss man fördern, unterstützen, um ihn dann fordern zu können. Dann und nur dann, kann man auch diese Harmonie in den Bewegungen erreichen, die einen Torero zum Künstler erheben, was ihn von Anderen abhebt und zwar konstant, ja für immer. Eben so, wie es Belmonte und Joselito, jeder auf seine eigene Art, getan haben. Der Druck, der heute auf beiden Toreros lastet, ist enorm. Die Malagueta ist voll, die Plaza hat Regen abbekommen, wer wird die Erwartung der Zuschauer erfüllen? Nun, wie man gesehen hat, der erste Toro, der Ganaderia Zaldueno erfüllte sie nicht, musste zurück in den Coral. Der Züchter dürfte sich in Grund und Boden schämen. Die anschließende Arbeit mit dem Ersatzstier von Victoriano del Rio gereichte den zeitlupenartigen media Veronicas Morantes, dem Quite in Chicuelinas und Cordobinas von El Juli, beiden zum Ruhme. Nun kam der ernsthafte Teil der Aktuation. Der Boheme aus Sevilla musste sich die Kondition des Tieres sorgsam einteilen. Zu seinem Verdruss gelang ihm der Abschluss nicht, so ging der Mann aus Puebla del Rio leer aus. Auch El Juli hatte wenig glück mit der Espada. Was passiert in der Malageta? Mittlerweile ist der fünfte Stier in der Plaza und noch hat es keine Trophäe gegeben. Die Stiere, handverlesen, zeigen sich dem Anspruch kaum gewachsen und die Meister sind mit dem Degen schlechter als manch Novillero… Gehen die Nerven durch? Woran liegt es? Hat man zu sehr auf die Kunst gesetzt, weniger auf das, was die Essenz dieses Schauspiels ist… - Der Stier!? Wer hat sich mit seinem Konzept verschätzt? Derjenige, der die Stiere ausgewählt hat? Der Torero, in der Wahl seiner Schwünge mit Capa und Muleta? Den Toro selbst trifft keine Schuld, er hat getan was er konnte, für alles andere ist der Mensch verantwortlich. Morante und El Juli werden sich viele Gedanken um diese Corrida machen. Werden sie sich fragen, wo der Fehler lag? Wahrscheinlich ist es, das sie, wenn sie das Ganze Revue passieren lassen, gleich wissen, wo der Hase im Pfeffer lag. Aus eigener Erfahrung weiß ich, das man es sogar im gleichen Moment spürt, wenn man die Verbindung mit dem Tier verloren hat. In einem Bruchteil von Sekunden, eine falsche Bewegung. Die Stärke dieser Menschen, liegt darin, aus diesen Momenten zu lernen und darüber hinaus zu wachsen. Sie wissen, jeder Stier ist einzigartig und nicht jeder offenbart sich einem. Beide Toreros hatten Momente, die in den Tendidos mit Hochgenuss gesehen wurden. Sie haben letztendlich gezeigt, was sie mit diesen. doch recht laurigen Exemplaren. an zu fangen wussten. Jeder hätte mindestens eine Trophäe bekommen, hätte wenigstens eine Estocada gesessen. Im Direktvergleich zu den Corridas, gestern in Arles oder Cieza, schneidet dieses Ergebnis am ärmlichsten ab. Führende Persönlichkeiten, Figuras, die besten Ganaderias des Landes… -
garantieren noch lange Nichts. In diesem Sinne, gab es in der Malageta nur
Ovationen und Silencios für die beiden Toreros, die jeder gerne aus der Puerta
grande getragen hätte.