Ich hatte Gelegenheit die Corrida in El Puerto, zusammen mit anderen Aficionados in der Bar „Sol y Sombra“ im Canal Plus toros zu sehen. Angesagt war als erster der
Maestro Finito de Cordoba. Der erste Toro der domecschen Zucht war so schwach, das er schon nach den ersten Lances mit der Capa vom Publikum ausgepfiffen wurde. Man ließ ihn noch ans Pferd, wo seine Schwäche mehr als deutlich wurde – er wurde mit den zahmen Ochsen zurück in den Coral geschickt. Finito, sichtlich geschockt, bekam nun einen der Ersatzstiere, vom gleichen Züchter. Auch dieser war so schwach, das er sogar einige Minuten im Sand der Arena lag, ohne das man ihn groß belästigt hätte. Diesmal hatte der Präsident, dem ich jedes Wissen um Toros und Toreo abspreche, kein Einsehen. So mußte der Mann aus Cordoba sich mit diesem schwachen Exemplar abmühen. Nur seinem Wissen um die Stiere war es zu verdanken, das die Zuschauer nicht in Wut gerieten. Intelligent und schohnend lenkte er den sehr schwachen Toro durch die Faena, entlockte ihm sogar einige Pases mit der Muleta, großartig. Seine estocada effektiv – aber eine Trophäe forderte das verärgerte Publikum nicht, der Präsident rührte auch keinen Finger,
der Torero konnte einem nur leid tuen.
Nun war die Reihe an Morante de la Puebla… Auch hier war es ein schwächelndes Tier, was dem Maestro vorgesetzt wurde. Normalerweise macht der Boheme aus Sevilla damit kurzen Prozess. Aber er muss sich wohl ein Beispiel an Finito genommen haben, denn er schonte das Tier wo es ging. Er zeigte einmal mehr, das er ein Könner ist. So gelang es ihm am Ende nicht nur, mit der Capa das Publikum für ihre Geduld zu belohnen, sondern lenkte das müde Tier wunderbar mit der Muleta. Die Estocada saß, und der launische Mann in der Präsidentenloge ließ sich herab und gewährte für diese beinahe historische Faena ein Öhrchen. Im „Sol y Sombra“ kam Stimmung auf.
Hätten wir gern schon Finito mit einem Oreja belohnt, war uns Morante zwei wert. Die Toros wurden als Schande für den Züchter betrachtet. Der erste Toro für Jose Mari Manzanares, sah von Anfang an wesentlich besser aus, als seine
Zuchtgenossen, vom Gebäude, Benehmen, nobel, mit trapio. Wir Zuschauer atmeten auf. Allerdings gab es nicht allzu viel zu sehen. Kein Glanz mit der Capa. Ein schönes Paar Banderillas und ein paar elegante, aber reguläre Pases mit der Muleta, das war es. Unspektakulär. Seine Estocada , vola pie, tötete auch nicht sofort. Wer ihm die zwei Orejas zusprach, sollte sich eine Brille kaufen. Der zweite Toro für Finito, ebenso schwach wie alle anderen, bescherte dem Cordobeser Torero für seine Mühen mit dem laurigen Juan Pedro eine Trophäe, wir Zuschauer, waren einverstanden. Nun war Morante wieder an der Reihe. Auch dieser Stier war nicht in bester Verfassung. Diesmal konnte er sich noch nicht einmal ein paar Schwünge mit der Capa erlauben, seine Arbeit mit der Muleta wäre sonst kaum möglich gewesen. Dafür war seine Estocada effektiv. Das Publikum forderte die Trophäe, der unsensible Präsident gewährte sie nicht. Wir waren wie vor den Kopf gestoßen…, was geht da ab in Valencia? Den letzten Stier von Domecq und Manzanares konnten wir leider nicht sehen, unser Bus fuhr ab. Beim anschließenden Nachlesen in der spanischen Stierkampfmagazine online, erfuhr ich, das auch er mit seinem letzten Tier kein Oreja bekommen hatte, aber die zwei ersten reichten für die Puerta grande.
Über die Berichte meiner „Kollegen“, wunderte ich mich sehr – die Stiere wurden gelobt…, braucht man auch hier neue Brillen? Oder was steckt hinter der Lobhuddelei? Morante war der beste, was ich nicht als Fan sondern als objektiver Berichterstatter sage. Finito hatte die schlechtesten Tiere, aber seine Professionalität, sein Können war offensichtlich. Manzanares war keineswegs sooo überragend und die Juan Pedros, bis auf ein Exemplar, schlicht und ergreifend : Schwach! Der Züchter kann sich bei den Matadores bedanken, weniger erfahrene Toreros hätten diese Corrida zu einem Desaster gemacht. Und der Präsident sollte sich einen anderen Job suchen.