Viele fragten nach meinen Eindrücken von den Tentaderos denen ich beiwohnen durfte.
Kurioserweise fragte die Mehrzahl der Aficionados nach den Toreros und deren unterschiedlicher Handhabung von Capa oder Muleta.
Die Toreros fragten dagegen nach den Tieren, nach den Vacas und Toros, der verscheidenen Ganaderias. Ich bin ja kein Experte in diesem Sinne, sah aber die Unterschiede und so gab ich in einfachen Worten wieder, was ich gesehen hatte.
Auch Santi Ortiz, der sich mit mir auf einen Kaffee verabredet hatte, fragte mich zuerst nach den Tieren. Und ein Mal mehr erklärte mir der Maestro etwas, was ich zwar gesehen hatte, aber nicht recht in Worte fassen konnte.
Ich hatte dem ehemaligen Matador Fotos von allen Tentaderos geschickt und so wusste er sehr wohl, was ich gesehen hatte. Ich hatte bemerkt, das die jungen Kühe auf andere Art den Kopf in die Tücher senkten, als ihre männlichen Artgenossen. Eine Vaca senkt zwar auch den Kopf aber ihre Nase ist mehr grade in Richtung des lockenden Tuches gerichtet. Der Toro senkt die Nase Richtung Boden, manchmal sogar bis hinter die vertikale Linie.
Die Erklärung liegt praktisch auf der Hand, ich hatte es gesehen konnte es aber nicht wirklich erklären. Hier war mir Santi Ortiz eine wertvolle Hilfe. Als ehemaliger Profi und Lehrer fasst er die Dinge wunderbar in Worte.
Schaut man sich die Köpfe der Tiere an, bemerkt man, das die Stirn eines Stieres wesendlich breiter, gewölbter und ausgeprägter ist, als die einer Vaca. Dies führt dazu, das die Tiere eine unterschiedliche Sicht auf Capa und Muleta haben, was sich auf die Form ihres Angriffs, die ‘Embestida’ auswirkt. Der Kopf der Vaca ist flacher geformt, so das sie gewissermaßen gradeaus sehen kann, ohne den Kopf wesendlich zu heben. Der Toro muss hier den Kopf hochhalten, er sieht bei natürlicher Haltung eher den unteren Bereich seines Sichtfeldes.
Bei den Toros legt er das rote Tuch regelrecht unter den Kopf. Aber all diese Beobachtungen sind kein ‘Rezept’, wie Santi Ortis mir versicherte. Auch sei der Angriff einer Vaca einfach ‘femininer’, meint er.
Der Erfolg eines schönen, gut ausgeführten Muletazos hängt bei jedem Tier von vielen anderen Faktoren ab. „Cada Toro es un Mundo“ - Jeder Stier ist eine (eigene) Welt. Worte, welche ich schon oft con den Toreros gehört habe.