Von Torodora Gorges
6. September 2014
Ganaderia Zalduendo
Morante de la Puebla - El Juli - Miguel Ángel Perera
Mit den ersten Tagen des Septembers beginnt die schönste Zeit des Sommers an der Costa de la Luz. Die Temperaturen werden milder, die Sonne brennt weniger heftig, das Wasser des Atlantiks hat sich aufgewärmt, die Schulferien in Spanien gehen dem Ende entgegen, der Strand entvölkert sich allmählich. Statt der Kinder kommen die "Alten", statt der spanischen Sommerfrischler die Deutschen oder andere Nordeuropäer im Pensions- bzw. Rentenalter. Es geht ruhiger zu.
Am schönsten aber: Die Goyaesca in Ronda fällt in diese Zeit! Im Gegensatz zum vergangenen Jahr, wo es schon zu Pfingsten keine Aussicht mehr gab, eine entrada für Morantes Auftritt mit seis toros in Ronda zu erwerben, konnte man in diesem Jahr auf einfachstem Weg entradas erhalten über www.riveraordonez.com/tickets . Die Tickets wurden uns sogar nach Deutschland geschickt, ohne Vermittlungsgebühr. Vor einigen Jahren undenkbar! Die Fiesta de toros schien nur für Spanier reserviert, trotz der wachsenden außerspanischen Anhängerschaft. Das hat sich glücklicherweise geändert, dem klugen und modernen Unternehmensgeist Fran Riveras sei Dank!
In Ronda herrschte Fiesta-Stimmung. Die Straßen waren entsprechend bunt geschmückt, die Restaurants füllten sich allmählich mit Leuten, die sich für die corrida am Nachmittag stärkten. Großes Gedränge im Gassengewirr. Nach unserem kleinen Mittagessen an einem ruhigen Plätzchen suchten wir das Hotel Parador mit dem imposanten Ausblick in die Schlucht des rio Tajo auf. In der Hotellobby trifft man auf die taurinische Szene: Toreros, Künstler, Fotografen, TV- Journalisten, Stierzüchter, Manager, darunter viele bekannte Gesichter. Die Atmosphäre aufgeregt, lautstark, hektisch. Die Spannung steckt an.
Wir begeben uns allmählich wieder zur Plaza de Toros und beobachten die Menge, die sich hier zusammenfindet. Manche Leute sind nur zum Schauen gekommen. Wir suchen unsere Plätze im Tendido 3 eine halbe Stunde vor Beginn auf. Wir haben Glück: Sol y Sombra Bajo, Fila 5 - das ist die letzte Reihe im unteren Teil, keine störenden Knie im Rücken, das Rangdach schützt uns vor der Sonne.
Mit dem Einzug der Ehrendamen begann das Schauspiel, das sich jedes Jahr wiederholt. Nach besonderen Kriterien ausgewählte Frauen bzw. Mädchen der Region fahren unter dem Applaus des Publikums in Pferdekutschen in die Plaza ein, gekleidet in Kostümen der Zeit Francisco Goyas, mit den typischen Mantillas aus einer Art von Netz mit samtig-wollenen Kugeln über den Haaren. Überwiegend junge, hübsche Frauen, vermutlich mit engen Verbindungen zur taurinischen Szene! Die Kutschen fahren einige Runden, dann steigen die damas de honor aus und nehmen unterhalb oder neben dem palco Platz, in dem der Präsident der corrida mit seinem "Gefolge" residiert.
Die toreros zeigten überzeugende Einsatzfreude. Morante gehörte der erste Stier. Er ist dafür bekannt, dass er nicht selten mit einen Stier, dessen Qualität ihm die nötige "pädagogische" Arbeit nicht wert scheint, kurzen Prozess macht. Dieser erste Stier aber war nicht nur kraftlos-desinteressiert, sondern schien mehr und mehr invalide, je mehr Morante ihn zu "motivieren" suchte. Viele im Publikum applaudierten seinem Entschluss zum "kurzen Prozess" beinahe dankbar, nur ein kleiner Teil protestierte dagegen mit Pfiffen. Als morantista auf seiner Seite, hoffe ich in solchen Situationen, dass Morantes zweiter Stier dem artista andere Möglichkeiten bietet. Obwohl es leider auch dem zweiten Stier an Stärke und Stehvermögen mangelte, gelangen Morante nicht nur zwei prächtige veronicas und einige sehr elegante chicuelinas zum Auftakt. Auch die faena gestaltete er dank seiner erfahrungs- und kenntnisreichen Nachsicht mit den Schwächen dieses Stiers zu einem Kunstwerk, das dem Publikum im sofortigen Einverständnis mit dem Präsidenten zwei Ohren als Trophäen wert war, zumal auch der Degenstoß perfekt gesetzt war! Wieder begeisterte mich besonders das sehr langsame, zärtlich-sanfte Umgehen Morantes mit dem Tier, die auf mich geradezu kontemplativ wirkende Ausführung seiner kunstvollen pases. Molinete und trincherazo vom Publikum dankbar bejubelt. Große Freude, dass "unser" torero Morante, immer häufiger von seinen fans "el genio" genannt, die puerta grande öffnet.
Dieser, sehr lebendige Bericht über ihren Besuch in Ronda, ist ein kleiner Vorgeschmack. Ich bedanke mich herzlich bei der Autorin, das sie uns diesen Artikel zur Verfügung stellte. Wer das Buch von Torodora Gorges: Morante de la Puebla - Torero erwerben möchte - Hier die ISBN Nummer: ISBN-13: 978-3- 8391-5770-1 Uber das Buch:
Der spanische Matador de Toros José Antonio Morante Camacho verkörpert gegenwärtig die Kunst der Tauromachie auf ganz besondere Weise. Das Buch handelt vom Leben und Werdegang dieses Toreros. Die deutsche Autorin hat in den vergangenen 12 Jahren versucht, beobachtend und reflektierend, dem faszinierenden Zauber - dem "duende" - des überragenden Künstlertorerosauf die Spur zu kommen. Sie stellt "Morante de la Puebla" als exemplarischen Vertreter einer kulturellen Botschaft vor, in der die Tradition der spanischen "Fiesta Nacional"als eine Bereicherung für Gesamteuropa verstanden wird. Das Buch ist mit 30 Farbfotos eindrucksvoll illustriert.