In der Feria de Otono der Herbstferia in Las Ventas wird sich Miguel Abellan (36) allein sechs Stieren stellen. Abellan gehört zwar nicht zu
den ‚maxima Figuras‘, aber es ist eine große Geste. Allein mit sechs Toros in Las Ventas, das ist ein großes Risiko. Nicht nur für den Empresario Enrice , sondern auch für den Torero. Grade in Madrid, der Kathedrale des Stierkampfs,
scheiden sich die Geister. Da ist der Tendido 7, wo die härtesten Aficionados der Welt sitzen. Sie schimpfen wie die Rohrspatzen, wenn ihnen etwas nicht gefällt. In den Rängen sitzen Menschen, die die Stimmung machen. Von dort fliegen die ersten Sitzkissen ins Ruedo, wenn ein Torero sich blamiert, ein Pikador den Toro schlecht, oder zu lange mit der Pica bearbeitet. Auch der laute Ruf nach „Musica“, Musik, kommt bei einer guten Faena aus diesem Block. Um sich allein mit sechs Stieren dort zu präsentieren, muss ein Torero schon ein dickes Fell haben. Wie sie den guten Matador feiern, so verhöhnen sie
einen Torero mit einer schlechten Vorstellung. Die meisten von diesen Aficionados haben Dauerkarten, Abonos und auch so mancher Züchter hat schon Pitos, Pfiffe und Broncas, Geschimpfe, über sich ergehen lassen müssen. Sie bevorzugen Stiere mit ausdrucksvollen Hörnern, klein sollen sie auch nicht sein. Jeder Ganadero schickt seine besten Toros, aber oft reicht das nicht. Der Stier, in dieser riesigen Plaza, verhält sich mitunter nicht so, wie man es gerne hätte, einige sind nach zwei Runden durch die Plaza schon erschöpft. Ich habe das Encierro mit den Victorinos im letzten Jahr dort erlebt. Talavante fand an
diesem Nachmittag keine Gnade vor deren Augen. Auch wenn er später, in einer Corrida mit anderen Stieren die Puerta de la Monumental öffnete, hatte sein Ruf nach dem 6Victorinos6 etwas gelitten. Große Erfolge kann ein Torero dort feiern, oder beschämt durch den Hinterausgang verschwinden. Las Ventas ist die Messlatte und diese hängt hoch. Miguel Abellan (Alternativa 1997), gehört zu den „alten Hasen“. Seit gut fünfzehn Jahren gehört er zum obersten Drittel der Maestros, aber ein wirklicher Durchbruch ist ihm noch nicht gelungen, auch wenn er sich großer Beliebtheit erfreut. Welche Qualitäten bringt er mit? Mut ! Das ist die Basis. Er hat schon viele Cornadas kassiert, aber nie die Nähe zum Stier gescheut, wie andere Toreros nach ihren Unfällen. Er ist beweglich und hat ein gutes Konzept, was die Varianten der Suertes angeht. Das er sich
mehr als intensiv vorbereitet, daran habe ich keinen Zweifel.
Hat man einen berühmten Vater, erwarten viele vom Sohn, das er in dessen Fußstapfen tritt. Im Falle der Torers, werden manchmal Söhne oder Enkel noch erfolgreicher, als ihre Vorfahren. Die Dynastie Ordonez – Rivera, die Brüder Manzanares oder die Mouras sind nur ein Beispiel. Gestern gab ein weiter Spross
eines Maestros sein Debüt vor Publikum. Guillermo Hermoso de Mendoza, will
anscheinend die Familientradition des Rejoneo fortführen. In Logrono demonstrierte der Junge eindrucksvoll, das dies durch aus im Rahmen seiner Möglichkeiten liegt. Mit seinem berühmten Vater Pablo an seiner Seite, und auf dessen Pferden, machte er eine recht gute Figur. Natürlich hat er als dessen Sohn ganz andere Möglichkeiten. Schon als Kind erlebt er die Welt des Rejoneo
tagtäglich. Seit er zum ersten Mal Interesse am Reiten bekundet hat, wird der Vater ihn unterstützt haben. Reitunterricht, wie man ihn kaum besser haben kann, die besten, professionell ausgebildeten Pferde. Ein Start wie im Bilderbuch. Wer sich mit einer wöchentlichen Reitstunde auf einem normalen Reitschulpferd begnügen muss kommt nicht weit, denn Reiten lernt man nur durch Reiten. In den Lehrjahren formt das Pferd den Reiter. Erst dadurch ist ein Reiter später in der Lage ein Pferd zu formen, auszubilden. Guillermo Hermoso hat also die besten Lehrmeister unter dem Sattel. In der Demonstration des Rejoneo in Logrono, dürfte Vater Pablo nicht weniger aufgeregt und stolz, seinem Sohn zur Seite gestanden haben. Im Sattel von Disparate und Pirata zeigte sich das junge Talent von bester Seite. Am Ende sprang er sogar aus dem Sattel und stellte sich dem Jungstier mit der Muleta in der Hand, der besorgte Vater stets in seiner Nähe, mit Rat und nötigenfalls mit Tat, begleitete er den Vierzehnjährigen. Die Vorstellung war ein voller Erfolg und man darf gespannt sein, ob man diesen jungen Reiter in einigen Jahren in den Ruedos zu sehen bekommt.
In eigener Sache: Durch die schlechte Internetverbindung von VODAFONE. ES war es mir leider seit gestern nicht möglich etwas hier einzustellen... Ab morgen soll es besser werden.