Nun stand plötzlich Antonio Ferera im Cartel und im Ruedo. Mich interessierte neben Ferrera, der junge Ortega, mit dem ich als Novillero ein Interview geführt hatte (Hier unter NOVILLEROS). Ferrera mit seinen Banderillas mag ich besonders gern. Zu meinem Entsetzen musste ich lesen, das Ferrera mit einer Cornada in der Enfermeria lag. Sein erster Stier hatte ihn am Bein erwischt, beim Setzen der Banderillas.. Unglaublich, aber hat weiter gemacht, die Verletzung ignoriert. Und sein Oreja bekommen. Hier müsste die Story enden, jetzt und hier, in der Enfermeria. Aber nein, er nimmt sich auch den zweiten Gegner vor. Und bekommt zwei Orejas! Erst dann geht ein TORERO zum Arzt.
Die Hornverletzung wird nach ersten Meldungen als ‘innere Verletzung’ betitelt. Genaues ist noch nicht zu erfahren. Wäre dies in Las Ventas passiert, würden die Drähte heiß glühen, vor Nachrichten. Nicht aber bei einer Corrida in ‘Pusemuckel’.
Hiermit kritisiere ich die Berichterstattung der Taurinomedien, die Nachricht fand sich unter ‘Otros festejos’, weit unten. Und da ist etwas, was für einen ehrlichen Torero sehr wichtig ist und mit gutem Recht. Das Fehlen des Respekts und der Sensibilität in den Medien. Eine Cornada ist eine Cornada, ob in Madrid oder in Pusemuckel, denn Toro ist Toro und Torero ist Torero. Keiner und Nichts wird besser dadurch, das es in den großen Plazas passiert. Das ist die ‘Verdad’ , die Wahrheit des Toreo, der Tauromaquia. Durch öffentliche Medien werden die Wahrheiten dieser Kunst, dieser Wagnisse, im Kampf zwischen Mensch und Tier oft werbewirksam verdreht. Erst die Presse macht aus einer Cornada in Las Ventas eine große Story, während der gleiche Vorfall in der Provinz kaum Echo hervorruft. Und auch was die Stiere und die Faenas betrifft, da werden oft Dinge beschönigt, die im Ganzen gesehen garnicht den Jubel verdienen, mit dem sie verbreitet werden.
In Gedanken bin ich bei Ferrera und Gines Marin, die die beide verletzt im Krankenhaus liegen, der Novillero in Nimes, der Torero in Jaen. Unwichtig sind mir im Moment die Orejas, mich berührt ihr Leiden, denn Schmerzen werden sie haben. Und ertragen. Und das alles, um ... ? Orejas zu bekommen, von den Aficionados anerkannt und geliebt zu werden? Denn mit Geld kann man das Leben kaum bezahlen. Trotzdem riskieren Menschen wie Ferrera und Kollegen das ihre, Nachmittag für Nachmittag, so oft sie nur können.
Nein ich habe kein Foto des Zusammenstoßes oder vom Krankenbett zur Hand, was bestimmt die Leserzahl erhöht, sondern eines, welches ich in Sanlucar gemacht habe. Dort wurde er für seine Arbeit geehrt, von der Pena Taurina. Und so habe ich ihn vor Augen, diesen kleinen Mann, mit einem guten Humor, energiegeladen, geduldig, mit einem sympathischen Lächeln und einer sanften Stimme, die zum Zuhören enläd.
Und mit einem Respekt vor den Aficionados, und das ist das, was ihn heute hat weiter kämpfen lassen. Das Publikum, schon enttäuscht über die plötzliche Absage Paquirris, sollte nicht noch um eine gute Faena gebracht werden. Und obendrein, hat er die Cornada geradezu für Paquirri erlitten, der aus nicht bekannten Gründen nicht antrat. Wäre das in Las Ventas geschehen, hätte das einen fetten Presserummel veranstaltet, um Paquirris Absage und Ferreras Cornada... Hier , geschehen in einer kleinen Plaza ohne Bedeutung, war das in der Presse nur Nebensache...#RespectoFerrera!#
Ach ja , ich vergaß... Ferrera: drei Orejas, Castella: zwei, und Ortega: Eines oder zwei , die Nachricht erreichte mich vor dem Endergebnis, und da musste ich ’zur Feder’ greifen. Emotion taurina...