Es hört sich kurios an: Man muss lernen ein Stier zu sein. Beim Training des Toreo de Salon sehe ich jeden Tag Banderilleros, Novilleros und Matadore mit einem Kollegen torerieren, der den Stier simuliert. Manche von ihnen haben die Angewohnheit zu schnaufen und zu brüllen, wie ein richtiger Stier.
Sie bauen sich vor dem jeweiligen Torero auf, die Hörner hoch erhoben und stürmen vorwärts, wie es ein richtiger Stier tut. Das sie dann, kurz vor erreichen des lockeneden Tuches die Hörner in dieses senken, erscheint einem auf erste Sicht ‘gespielt’. Und oft höre ich die Kritik an dem ‘Kollegen Stier’, das er nicht gut, nicht bequem, nicht richtig angreift. Wie dies gemeint ist, habe ich selbst feststellen können. Verwöhnt, durch das Training mit den Toreros, habe ich bei den Aficionados das Gefühl ‘fehl am Platze’ zu sein.
Das hat mich immer sehr verwirrt, beim Training mit den Aficionados. Was hatte ich falsch gemacht?
An diesem Donnerstag Nachmittag hatte unser Lehrer Manuel Soto, einen Freund eingeladen, den ich vom Unterricht in Jerez mit Caro Gil kannte.
Juan Luis Vera, ehemaliger Torero, demonstrierte mir recht einleuchtend den Unterschied der ‘Embestida’(Angriff des Stieres) beim Training. Er erklärte uns, wie wichtig es ist, diese eigendlich recht langweilege, kraftraubende Sache gut zu machen. Das man die Capa, die Muleta wie ein Stier sehen muss und dem entsprechend, diesen folgen muss. Denn der Torero lenkt ja mit diesen Tüchern den Stier. Stürmen wir einfach gradeaus drauflos, hindurch und gradeaus weiter, hilft das keinem.
Er machte den ‘Toro’ für mich und sofort bewegte ich mich anders. Da gab es kein Abwarten, sondern nur noch Reagieren. ‘Zack’ ging es an mir vorbei, der ‘Toro’ , nun gelenkt, stand da wo er stehen sollte und ich in der richtigen Position für den nächsten Angriff. Endlich hatte ich die korrekte Zickzackliene in Richtung Mitte der Plaza. Auf die Media Veronica ließ sich mein Stier nicht ein, aber meine Revolera ließ ihn in der Mitter des Ruedos zum Stehen kommen. Juan Luis hatte einfach das gemacht, was ein ‘guter Toro’ macht und war der Capa gefolgt.
Trainiere ich mit den Toreros wird nicht viel erklärt, sondern nur noch korrigiert. Denn die Basis ist für sie etwas selbstverständliches. Aber als Aficionados fehlt uns diese Basis. So konnten viele von uns, an diesem Nachmittag, eine neue Lektion mit nach Hause nehmen. Es gibt noch so viel zu lernen...