Manuel Soto, Banderillero, trainiert nicht nur täglich mit Novilleros und Matadores, sondern leitet auch das Training der Aficionados practicos in Sanlucar.
Unsere Truppe, nicht unbedingt sportlich, bringt er regelmäßig zum Schwitzen.
Stets beginnen wir mit Fitnessübungen, ähnlich und nicht weniger intensiv, wie das Training bei Fußballspielern. Wir laufen, hüpfen und springen, vorwärts, seitwärts, rückwärts, so jagt er uns Donnerstags durch die Plaza von Sanlucar.
Aber auch die Teorie steht bei ihm auf dem Stundenplan. Dieses Mal wurden die Fotos, welche ich bei unserem Tentadero gemacht hatte, analysiert.
Die Kunst des Toreo ist Estetik, wenn man vor der Becerra steht, sollte jede Bewegung eine gewisse Geometrie haben. Alles muss in einem gewissen Winkel zum Tier ablaufen. Ein sehr kompettes Thema, welches er uns an Hand der Bilder anschaulich erklärte. Handgelenk, Unterarm müssen in einem Winkel die Muleta halten, um effektiv arbeiten zu können. Die Stellung und Körperhaltung eines jeden vor dem Stier, oder in unserem Fall die kleine Vaca, muss in einem gewissen Winkel zum Tier stehen, will man keine Fehler produzieren.
Warum man bei ihr, nicht von Beginn an die Muleta tief führt, wie wir es bei unseren Idolen in den Corridas sehen. Weil man so ihren Eifer zerstört. Sie wäre viel zu schnell müde und unlustig geworden, hätte Manuel Soto beim Tentadero zugelassen, das man unwissend versucht, einen Morante nachzumachen. Ein Toro ist das Eine, eine kleine Kuh etwas ganz Anderes. Nach diesen Lektionen und dem schweißtreibenden Aufwärmprogramm, welches nicht nur den Muskeln sondern auch unsere Reflexe trainiert, ging es mit der Capa weiter.
Er zeigte uns perfekt ausgeführte Delantales. Einfach sieht das aus, aber gar nicht so einfach auszuführen, vor den Hörnern des simulierten Stiers. Die falsche Position vor dem Stier kann fatale Folgen haben. Und damit das Alles auch schön aussieht, müssen Körper, Arme und Beine, im Einklang mit dem schwingenden Tuch sein, sonst wirkt es nicht sehr elegant.
Ich mühte mich mit dem Halten der Capa ab. Es gibt verschiedene Arten das Tuch korrekt in den Händen zu halten, wichtig ist, das man sie faltenfrei ausbreitet. Meine Bemühungen bescherten mir einen netten Muskelkater in den Oberarmen. Das Schwingen fiel mir wesendlich leichter, wie das Hochhalten.
Etwas, was beim Tentadero ein Problem für einige wurde, musste korrigiert werden. Wie man die Becerra ‘zitiert’, ist nicht schwer.
Aber was macht man, wenn das ‘dumme Tier’, nach dem Passieren des Tuches einfach wegrennt? Klar, man rennt hinterher, so hat man das ja auch schon bei den Maestros in den Corridas gesehen. Und dann?
Hier lag der ‘Hase im Pfeffer’, verantwortlich für eine Reihe von lustigen Fotos, welche unsere Ungeschicktheit dokumentierten. Viele vergaßen dann, das man die Hand wechseln muss, und das Bein, um das Tierchen erneut in Angriffsposition zu bringen. Dieses hatte das natürlich schnell gemerkt und so manchen durch die halbe Plaza gejagt.
Geduldig wurde dies nun ein um das andere Mal geübt, bis es ‘im Schlaf’ klappte. Ein anstrengender, lehrreicher Nachmittag, der mir ein Mal mehr zeigt, dass das, was für Zuschauer so einfach aussieht, in der Ausführung eine sehr detailreiche Angelegenheit ist und vor allem, gar nicht so einfach auszuführen ist.
Mein Muskelkater feut sich schon jetzt auf die nächste Trainingseinheit. Hier einige Videos, von den Aficionados practicos von Cordoba (YouTube), um einen Eindruck von dem ganzen zu bekommen.