So weit, so gut, aber das heißt nicht, das Eloy und ich uns auf diesen Loorbeeren ausruhen. Am Vortag des gepanten Tentaderos, bekamen wir Information zu einem anderen Tentadero in der Nähe von Jerez.
Die Ganaderia Martelilla liegt in engster Nachbarschaft zu der Ganaderia, welche die Toros von ‘Marquez de Domecq’ beherbergte. Genauer gesagt, gehören sie anscheinend zur ‘Familie’. Der Familie Domecq-Bohorquez. Die Finca hat zwei ‘Eisen’, eines für Martelillo, ein zweites für die ‘Casa de Toreros’. Blutlinie Domecq/Torrestrella.
Für unser Projekt ‘Tentadero’ hatten wir auch hier angefragt, ob man Vacas für uns hätte und es hieß, das es keine mehr zu ‘mieten’ gäbe. Um so überraschter war ich, das wir nun zu einem Tentadero, als ‘Tapia’, dorthin fuhren. Die Info, das dort ein Tentadero stattfindet, stetz ein wohlgehütetes Geheimnis, kam über einen befreundeteten Picador. Unwissend, wer an diesem Mittag dort trainieren würde, warteten wir gespannt vor der Plaza de Tientas, auf den ‘eingeladenen’ Matador.
Nicht nur das an diesem Tag nur ein anderer Novillero vor uns dort war, erhöhte die Chancen Eloys, auf ein paar Pases mit der Muleta, welche mehr als willkommen waren, um ihn auf den Tentadero vorzubereiten. (Paso a Paso). Auf der Fahrt dorthin erzählte er mir, das er hier seinen ersten Schritte im Toreroleben tat. Seine erste Becerra, die Tentaderos mit der Escuela taurina von Jerez, seine Großeltern, welche ihn damals begleiteten. Ein junger Mann, welcher sich nostalgisch an seine Kindheit in diesen Ganaderias erinnert.
Zu unserer Freude stieg irgendwann der Matador Paco Urena aus einem Wagen - Paco Urena, den ich gerne bei seinem ersten Auftritt in Valencia gesehen hätte... Was ich für ein Glück habe!
Die erste Vaqua war eine sehr gute Vertreterin ihrer Zucht, an der sich Torero und die wenigen Zuschauer erfreuen durften. Bei fast jedem Lance, jedem Schwung mit der Muleta, zauberte mir Urena ein Lächeln ins Gesicht. Wunderbar! Das der Diestro an dieser Vaquita kein Häärchen ungenutzt ließ, versteht sich von selbst, schließlich muss er hart arbeiten, um sich und seinen Körper zu konfigurieren, um das fehlende Auge ’ zu ersetzen’.
Schlecht für den Ersten der Tapia, der wenig Vaca in der Muleta hatte, nachdem Urena mit ihr ‘fertig’ war.
Aber nun traf Eloy auf dieses Tier. Da selten langer Kontakt mit den Exemplaren, welche man in der ‘Tapia’ vorfindet möglich ist, erwartete ich kein Wunder, aber es ging besser als ich, ob der Qualität des Reses, gedacht hatte. Nach den ersten Kontakten mit der Muleta Eloys, paso a paso, Schritt für Schritt, begann sie willig zu folgen, ohne aber den leisesten Fehler aus den Augen zu verliehren und zu quittieren. Am Ende gelangen einige ansehnliche Serien, welche auch dem Maestro gefiehlen. Das Tier auf die Weide entlassend, waren Züchter, Matador und wir, sehr zufrieden mit dem Ergebnis.
Die letzte Vaquita war widerum ein recht gutes Exemplar, allerdings am Ende recht unlustig noch einen Schritt zu tun. Mühe hatte man, sie zu bewegen, die Plaza de Tientas zu verlassen. Auch wir verließen dieses Kleinod der Geschichte der Tauromaquia, verabschiedeten uns von Paco Urena, dem dankte, für die Vorstellungen, an denen wir deutsche Aficionados uns hier und Valencia erfreuen durften. Er stutzte kurz, ob dieser Kuriosität, aber man konnte sehen, das er sich darüber gefreut hat. Wie immer, bat ich nicht um ein ‘Selfi’.
Ich wurde von laut aufklatschenden Regentropfen und eisigen Windböhen aus dem Schlaf gerissen. Fünf Monate bin ich hier, seit gut zwei Monaten arbeiten wir am Projekt ‘Tentadero’, der Regen glänzte durch Abwesenheit und jetzt macht uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung...
Wenn es viel regnet und windet, kann man nicht in Cebada Gago arbeiten, alles ist schlammig, da das Herz der Finca in einer Senke liegt. Ich sehe unserern Novillo, ‘Guapeton’ unter den Weidenbäumnen stehen, ihn stört all das nicht... Mich schon. Je länger er im hausnahen Corral herumsteht, lernt er mehr, wird stärker und fängt an aus lauter Langeweile sich zu orientieren. Tiere sind intelligenter, lernfähiger als man denkt. Ich hoffe Petrus hat ein Einsehen, denn mir bleiben nur noch wenige Tage, um von Sanlucar aus, den Spuren der Toros und Toreros zu folgen.