Meine Kollegen haben mehr als zwei Jahre Praxis, welche mir fehlt. Also stellte ich mich hinten an um mir die Erklärungen Manuel Sotos, unserers Lehrer zu verinnerlichen. Diesmal ging es um die sogenannte Colocacion und die Terrenos. Auf deutsch: Wo steht der Torero, im Verhältnis zum Stier, beim Beginn der Lidia, um ihn von seinem Lieblingsplatz weg zu locken?
Erste Lektion: Er steht seitlich zum Stier , mit Tendenz in die Richtung in der er sich und das Tier bewegen will, optimal zur Mitte der Plaza. Warum? Weil man den Toro in die Mitte locken sollte, da man sich sonst, aus anderer Position in das Terrain des Stieres begibt (Die Tablas) und ungewollt mit dem Rücken zur Bande und den Hörnern des Stieres wiederfinden kann. Auch das hat seinen Grund: In der Nähe der Tablas fühlen sich die Toros stark und wohl, spielen dort ihre Karten aus, es ist ihre bevorzugte Querencia. Die Aufgabe lautet, ihn dort weg zu locken, zur Mitte der Plaza, wo er sich weniger sicher fühlt und leichter zu nehmen ist.
Wieso sieht man dann so viele Toreros genau in diesem Terrain?
Einfache Antwort: Weil der Stier manso, feige, ist. Dann bleibt dem Torero nichts anderes übrig, als dort die Tücher zu schwingen, damit man wenigstens ein paar Lances oder Pases zustande bringt.
Das Ganze wird meist mit der ‘Veronica’ ausgeführt und oft mit einem ‘Remate’, z. B. einer Revolera oder einer Media Veronica, in der Mitte der Plaza beendet.
Ich selbst bin froh das ich die Capa nun korrekt halte, den Toro ‘zitieren’ kann und ein, zwei Veronicas gelingen. Aber dann verliere ich das Terrain in der mir nun riesig erscheinenden Plaza. Eine falsche Drehung und ich locke den simulierten Stier wieder zur Bande, ohne es zu wollen und befinde mich mit dem Rücken zur Wand. Aha! Ein Schritt, eine Drehung in die falsche Richtung, und man wird vom Jäger zum Gejagten. Sehen, Wissen und Ausführen sind recht unterschiedliche Geschichten stelle ich immer wieder fest.
Und dann kommen wir zum Thema der schönen Kunst, der ‘Arte del Toreo’. Wenn wir etwas ungeschickt eine Chicuelina oder einen ‘Remate’ ausgeführt haben, eilen wir etwas unelegant rückwärts, um die Distanz zum Toro wieder herzustellen. Das tut ein Torero der schönen Künste nicht. (Es sei denn der Toro ist wirklich gefährlich). Er bleibt eine Sekunde in der Bewegung verhaltend stehen, bevor er stolzen Schrittes von dannen schreitet. Mit der gleichen Eleganz schreitet er dem Toro entgegen bevor er ihn zitiert.
Manuel Soto demonstriert uns dies sehr eindrucksvoll. Toll sieht das aus, ich erinnere mich an die alten Maestros. Heute fehlt mir diese Eleganz bei vielen Toreros. Wir Anfänger sind natürlich weit entfernt von Eleganz und Ausdruckskraft, wir haben genug damit zu tun, nicht über unsere Capas und Muletas zu stolpern. Ich finde es sehr wichtig, das wir auch diesen Aspekt im Auge haben, denn wenn nicht, wird er sich bald ganz verlieren und das vulgäre Toreo gewinnt. Anbei ein paar Videos der Maestros die das Wegführen von der Bande, Chiquelinas, Delantales, Veronicas und Remates mit der Media Veronica oder der Revoleroa zeigen. (YouTube)