der Beste. Das war vielversprechend und man unterhielt sich und wir bekamen
sogar ein Autogramm, von dem Jungen, der heute in den Stand eines Matador de Toros erhoben werden soll, mit Brief und Siegel. Wir blieben in Kontakt.Ein paar Monate später debütierte er in Valencia in einer Novillada mit Picador,
triumphierte und gewann so, einen Apoderado für sich. Heute steht er in der
wunderschönen Plaza von Nimes. Der wohl wichtigste Tag im Leben eines Jungen, der Torero sein will, ist gekommen: Die Alternativa! Zu diesem Anlass hat er sich ein flaschengrünes Lichterkleid geleistet. Verde botella y oro. Grün soll ja bekanntlich Glück bringen, obwohl er sagt, er habe es ausgesucht, weil es ihm einfach gefiel. Maestro El Juli und Sebastian Castella sind Pate und Zeuge der Zeremonie, die ihn in den Stand eines Matador de toros erhebt. Ein Luxus, von dem er am Anfang seiner Karriere als Novillero, nicht mal zu träumen wagte. El Juli war damals sein Idol. Kaum zu glauben…, „unser Bengel“, wie wir ihn liebevoll nennen, ist tatsächlich so weit gekommen. Das harte Leben eines Toreros, Verletzungen, Kritiken, all das, hat er schon kennengelernt, bei jeder Voltereta litten wir mit. Begleitet wird er an diesem besonderen Nachmittag von „Fogoso“, ein Toro der Ganaderia Garcigrande, schwarz, im September 2009 geboren und 503 Kilo schwer. Und beschließen wird er ihn mit Cumomillo, schwarz, geboren im März 2010, mit 542 Kilo, der schwerste von den Garcigrandes. Der Coliseo von Nimes ist voll bis unter das Dach – No hay bilettes!
Beinahe hätter der Toro ihn erwischt, aber nein, es blieb bei einer Rempelei. Weiter geht es mit Veronicas, Chicuelinas und einer Revolera, das einem schwindelig wird. Er hat ein Glück, der Stier ist wie maßgeschneidert für diesen Tag. Mit der Muleta, „los pies juntos“, die Füße geschlossen in den Sand gestemmt, geht es in klassischem Stil weiter. Tief die Hand. Gelungener Handwechsel, die Linke noch tiefer, führt er den Stier sicher durch die ganze Faena. Ein paar kleine Patzer, im Eifer des Gefechts, aber sie fallen kaum ins Gewicht. Sehr gut gelungen die Poncina, ebenso die Bernadinas. Nun ist der Moment der Wahrheit gekommen, die Estocada, Abschluss und Höhepunkt einer jeden Faena. Der Moment der über Triumph und Niederlage entscheidet. Jubel! Sie sitzt im ersten Anhieb. Das Publikum fordert nicht nur eine Trophäe, sondern auch die zweite, der Präsident zückt das weiße Tuch zum zweiten Mal. Mir rollt eine Träne übers Gesicht, vor Freude. Ich kriege mich kaum ein vor Freude. Unser Freund, unser „Bengel“, ist Matador de toros und das mit einer solch guten Faena. Um es mit den Worten „El Cordobes“ zu sagen „fenomenal“.
Torero und muss als solches beurteilt werden. Schluss mit „Welpenschutz“. Der Stier stellt ihn prompt auf die Probe, lässt sich nicht einfach auf das Stofftuch ein, stellt die Lockungen in Frage. Keine einfache Aufgabe für Roman, den frischgebacken Matador. Aber er ist einer, der die Nähe des Stieres nicht
fürchtet und Situationen mit einem „Toro parado“, einem der mitten im Schwung der Muleta stehen bleibt, aushalten kann. Auch beginnt er nun, sein Gelerntes umzusetzen. Keine berauschende Faena, mit dem schweren Garcigrande, aber eine recht intelligente. Das Publikum hat Roman auf seiner Seite. Zwischendurch die befürchtete Schrecksekunde, das Tier hat ihn ausgemacht und schon fliegt er durch die Luft. Sekundenbruchteile werden zu zähflüssigem Sirup. Aber schnell sieht man, es ist eine „Voltereta“, der Stier hat ihn auf die Höner genommen und weggeschleudert. Einfach so. Keine fiese Cornada, der Toro hat seine Waffen gezielt eingesetzt, sich der Fliege auf seinem Pelz entledigt, für einen Moment. Roman ist wieder auf den Beinen, seine Cuadrilla hat ihm den Rücken frei gehalten. Das Duell setzt sich fort, Roman gewinnt an Boden. Nun noch der letzte Akt. Die Faena würde ich mit einer Vuelta al ruedo oder einem Oreja werten. Die Estocada ist die Messlatte… und sie misslingt. Keiner ist betroffener als der Matador selbst. Die Puerta de Consules so nah, vielleicht zu nah… Er verlässt die Plaza von Nimes auf den Schultern seiner Anhänger, durch die Puerta de Cuadrillas. Ich bin beinahe ebenso geschafft wie der Junge aus Valencia. Es ist etwas Besonderes, wenn man einen Menschen, der sich dieser Profession verschieben hat, über zwei Jahre begleitet. Man bewundert, steht bisher unbekannte Ängste aus und empfindet Freude ungeahnten Ausmaßes. Was für ein Unterschied ist es, mit wohlwollendem Auge einem Tentadero mit jungen Kühen beizuwohnen
und den gleichen Menschen, in Traje de Luces in einer der großen Plazas zu erleben. Vieles haben wir gesehen, in diesen zwei Jahren: Puerta de enfermeria und Puerta grande. Unser „Bengel“, außer Atem, spricht vor laufender Kamera, spuckt große Töne, wie man so sagt. In Valencia versucht er sich aus den Armen der ihn aus der Plaza tragenden Banderilleros zu winden, Tränen der Wut, seine Aufgabe nicht zu Ende bringen zu können. Zig Mal flog er durch die Luft, raubte uns den Atem und bezauberte die Menschen, die an ihn glaubten und glauben mit seiner Offenheit und seinem Lächeln „La sonrisa de nino feliz“. Ich bin gespannt, wie seine Karriere jetzt verläuft. Ob das Glück, la suerte, ihm weiterhin holt ist? Er kann einstecken, das weiß ich. Kann“ Klassisch“, modern und duro, aber ob das reicht? Die Zukunft wird es zeigen, jeder Stier ist anders, jeder Aficionado urteilt anders. Ich bin glücklich über den Ausgang des Nachmittags in Nimes und wünsche diesem Jungen Talent, ROMAN, „Suerte“ von ganzem Herzen. Durch die Puerta de Consules, auf den Schultern seiner Anhänger, wurde El Juli getragen. Tolle Faena, „De categoria“, wie man sagt, mit beiden Stieren. Wie festgeklebt, auf der Stelle stehend, zitierte er den Stier immer und immer wieder. Ihm verzieh man sogar Pinchazos und belohnte ihn mit insgesamt drei Trophäen. Sebastian Castella hatte ein schwaches Lote erwischt, nicht sein bester Nachmittag. Man sieht übrigens einen Unterschied… Die Plaza von Nimes war voll, in Spanien hätte so ein Cartel höchstens für 2/3 in den Rängen gereicht. Woran liegt das? An den Catalanen, die Frankreich für sich entdeckt haben? An den Aficionados in Frankreich, die immer mehr Anhänger gewinnen? Und noch eine Nachricht: El Mundo meldet, das JT, Jose Tomas zwei Auftritte in Malaga haben wird, am19.u.23 August – noch fehlt die Bestätigung des Maestros.