Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde dass ich damit gerechnet hätte. Im Gegenteil. Ich habe sein Gesicht gesehen, als er die Monumental de Mexico unter den Protesten der Aficion verließ. Versteinert.
Er hatte hoch gespielt und , man könnte sagen, hoch verloren.
Aber wenn man sich ehrlich mit den Faenas befasst, muss man eben auch den Toro im Zusammenspiel mit einem Torero sehen. Und hier war wenig optimal. Zwei Mal wurde er vom Toro erwischt, zig Mal verfing sich sein Tuch in den Hörnern. Letzteres ist manchmal angebracht, um das Tier bei der Stange zu halten, aber hier war es nicht unbedingt der Sinn der Sache. Mit seinem zweiten Toro sah er viel besser aus, aber man darf nicht vergessen, den JT vor Aguascalientes, den gibt es nicht mehr. Und man muss den Menschen JT verstehen. Aber all das ändert nichts daran das er einer der aufregensten und besten Toreros der Welt und der Geschichte ist.
Nun kehrt er nicht nur nach Spanien zurück, um in der, heute wenig ‘wichtigen’ Plaza von Jerez aufzutreten. In einem Cartel, welches man, allein wegen Padilla kritisieren kann. Aber er wird sich etwas dabei gedacht haben, der Mann ist sehr sensibel. Padilla hat sein Auge und fast das Leben verloren, Manzanares vor einem Jahr seinen Vater. Beide sind Figuras des Toreo. Und Jerez ist eine Plaza die dringend einen Aufwind braucht. Was für uns Aficionados aus der Ferne ein tolles Cartel ist, füllt mitunter nicht die Ränge von Jerez. In diesem Rahmen hilft der Maestro einer ‘notleidenen’ Region auf die Beine, eine Geste. 2014 hat er das gleiche für Granada und Malaga getan.
Eine Figura, ein Künstler, sollte stets einen persönlichen Apoderado haben, sich nicht im Geflecht der großen ‘Casas’ verlieren. Und nun heißt es, das der Maestro de Galapagar, noch andere Events im Auge hat. Eine weitere Corrida in einer andalusischen Plaza soll auf dem Plan stehen, eine im Raum Madrid und eine im Norden. Das wäre natürlich großartig, für die spanische Aficion und zum Wohl der Fiesta brava.
In Jerez stellt er sich den Toros von Nunez de Cuvillo, einer Zucht, der er jahrelng den Rücken gekehrt hat. Und dann kommt dazu, dass die anderen ‘Figuras’ die Ganaderias schon durchkämmt haben, nach brauchbaren Material für ihre Auftritte. Garcigrande, Daniel Ruiz, Victoriano del Rio und die Familie Domecq dürften kaum noch adequates Material auf den Weiden haben. Das hat natürlich etwas positives: ‘Andere Väter haben auch schöne Töchter’, heißt, andere Zuchstätten haben auch gute Toros, auch wenn sie nicht sooo popuär sind wie die Modeganaderias.
Man stelle sich vor, das JT auch in Spanien mit der Encaste Santa Coloma-Saltillo auftritt, wie in Mexico. Und auch will er sich mit jungen Talenten zeigen heißt es.
Ist der Maestro in Mexico aufgewacht aus seinem Dornröschenschlaf?
Ist er nun endlich bereit sich zu stellen wie jede andere Figura auch, mit allen Konsequenzen? In Jerez wird ein Padilla mit guter Faena und guter Estocada seine Orejas bekommen und auch Manzanares ist ein Kandidad für Trophäen, vor allem wenn ihm der Abschluß ‘recibiendo’ gelingt. Da muss sich auch ein Jose Tomas anstrengen, um durch die Puerta grande zu kommen. Schon in Mexico hat er sich mit dem führnden Torero des Landes, Joselito Adame, gezeigt. Hier standen dem Triumph Stier und Degen im Weg. Auch in Jerez wird es kein Spaziergang für den Maestro.
Hier das Video seines Auftritts in Aguascalientes im Mai 2015. Allein dieses Video sollte ausreichen, um den Kritikern, die ihn wegen der Faenas in der La Mexico niedermachen, den Glauben an diesen außergewöhnlichen Torero wiederzugeben. (Video von YouTube)