Morgens um 11 Uhr standen wir vor den Toren der Plaza, wo sich schon eine lange Schlange gebildet hatte. Tausende Menschen standen an, um die letzten Karten für die obersten Reihen zu bekommen. Ein Flut von Aficionados überschwemmte Stunden vor Beginn des Mano a mano die Strassen rund um die Plaza. An den vielen Ständen gab es neben Speis und Trank, alles was das Aficionadoherz begehrt.
Man konnte Kopien des Cartels kaufen, Bücher, eine Capa oder einen Stierkopf. Ungeduldig drehten wir unsere Runden, bis wir gegen 15 Uhr beschlossen, unser Sitze in den blauen Reihen einzunehmen. Während es auf den nummerierten Plätzen noch kein Gedränge gab, waren die die Ränge unter dem Dach schon gerappelt voll und die Aficionados in Stimmung. Zum Jubiläum hatte man das Rund geschmückt.
Der zweite Toro für das Idol vieler Aficionados kam aus der gleichen Zucht wie der vorherige, ein ansprechendes Exemplar. Und nun bekamen wir das zu sehen, wofür wir die weite Reise gemacht hatten. Eine Faena a la Jose Tomas. Temple, tiefe Hand beim Natural, ansprechende Pases, die uns ein wenig in die Zeit zurück versetzten... In die Zeiten vor seiner Cornada in Aguascalientes. Die Ole Rufe hallten von den Rängen und doch gab es Momente, wo man in dieser Plaza keinen Laut vernahm. 45.000 Menschen und kein Geräusch störte die Arbeit des Maestros. Allerdings hatte der Toro am Ende die Lust verloren, sich von JT auf engstem Raum im Kreis lenken zu lassen. So misslangen einige schön gedachte Pases des Maestros, da der Stier sich nach passieren des roten Tuches abwendete und das weite suchte. JT liess nichts unversucht, es wäre eine faena für zwei Orejas gewesen, wenn... Das Glück verliess den Torero beim Abschluss mit dem Degen.
Nun kam der letzte Toro für das idol der Massen ins Ruedo, ein weiteres Exemplar von Fernando de la Mora. Mit viel Elan verliess er den Toril, - und brach vorne ein. Das Publikum forderte energisch den Ersatzstier, man wollte Jose Tomas nicht noch einmal mit einem minderwertigen Toro sehen. Der Ersatz kam von der beliebten Ganaderia Xaray und hielt nicht, was seine Zucht versprach. Ausser ein paar sehenswerten Chiquelinas war mit ihm wenig anzufangen. Mit hohem Kopf und wenig Willen, sich in die Tücher zu ergeben, blieb JT, zu aller Entäuschung wenig zu tun, schnell griff er zum Degen.Mit gesenktem Kopf verchwand JT im Callejon, die Pfiffe und Schmähworte des publikums müssen ihm weh getan haben. Die hohe Erwartung bei den Zuschauern, und auch sein eigener Anspruch war der Maestro nicht nachgekommen. Der Toro wurde im Arrastre ausgepfiffen und die Schmährufe wie : "Betrüger" - "Was bringst Du für Novillos mit...", dürften den Diestro verletzt haben.
Eine Anmerkung zu den Toros... Gut bewaffnet, wogen alle im Schnitt 500kg, Joselitos letzter Stier allerdngs kam fast auf 600kg. ungewöhnlich in Mexico. Die kräftigsten waren sie nicht. Alle wurden im Tercio de Varas geschont, einmal am Pferd, die Pica wurde fast nicht eingesetzt, war das erste Tercio wenig anspruchsvoll.
Wir waren begeistert, von der Corrida, mit all ihren Höhen und Tiefen, die Atmosphäre war einzigartig. VIVA MEXICO!