Unsere Reise nach Mexiko und der Besuch der Corrida mit Jose Tomas geht mir auch nach einer Woche nicht aus dem Kopf, alles war sehr beeindruckend.
Als Aficionado denke ich viel über das Gesehene nach, versuche mich in die Situationen hineinzuversetzen. Und so frage ich mich, wie ein Jose Tomas das Ganze wohl erlebt hat? Monate lang nicht öffentlich aufzutreten und sich dann diesem Hexenkessel in der Monumental de Mexico zu stellen, das ist doch schon ein gewagtes Unterfangen. Eine Plaza mit 15. 000 Sitzen ist dagegen ein Witz. Und er hat sich gestellt - Nicht nur drei Toros sondern auch den 45.000 Bestien in den Rängen.
Das sein erster Stier schwach und daher gefährlich war, muss dieser Mensch genauso gesehen haben, wie ich mit meinem bescheidenen Wissen. Die beiden Zusammenstöße mit dem Tier waren voraus zusehen, hat er des nicht gesehen, oder hat er einfach noch einen ‘Tick’ mehr riskieren wollen, um seinen außergewöhnlichen Status zu untermauern? Weil er es seinem Namen und den Aficionados schuldig ist?
Ich denke, das er dies mit diesem widerborstigen Toro zur Genüge demonstriert hat. Was ist uns, die wir uns gewiss nie einem Stier in den Weg stellen werden, ein solcher Mann überhaupt schuldig? Den Eintrittspreis, den wir zahlen um ihn vielleicht sterben zu sehen? Wie makaber.
Ich habe erst jetzt die verschiedenen Kritiken gelesen, wenige finde ich, im Rahmen der Realität und des Respekts, der diesem Event gebührt, aufrichtig. In der größten Plaza der Welt hat er sich, einem ernsthaften Konkurrenten, Joselito Adame, gestellt. Nicht irgend ein Showkampf mit Rejoneador. Vor allem hat man in Bezug auf den Torero Jose Tomas die Qualität der Tier anscheinend ‘vergessen’. Hätte ein Enrique Ponce mehr aus diesen zwei lamentablen Stieren heraus geholt? Welche Wunder soll ein JT vollbringen? Einem Morante hätte man nach einer ‘media Veronica’ alles verziehen, einen JT macht man nieder, weil er für diesen Auftritt eine riesen Summe kassiert?
Muss ein Mann der vor mehr als 45.000 Menschen dem Tod entgegentritt, in diesen Momenten jemanden grüßen? (Beklagt wurde das JT den Empresario nicht gegrüßt hat - uns auch nicht...).
Das JT nicht billig ist - das wusste der gute Mann vorher, genauso wie er wusste, das JT ihm ‘No hay Billettes’ und somit volle Geldbeutel garantierte. Lächerlich, dem Maestro anzukreiden, das er 300 von 45.000 Eintrittskarten gefordert hätte (Um damit Geld zu machen!!!). Diese Boletos sind für Freunde von ihm, und seiner Cuadrilla (Mindestens 10 Leute im direkten Umfeld) und gewiss auch für den einen oder anderen verdienten Fan. Einen Arzt habe er verlangt, dass hätte ich auch, angesichts der Warteschlagen vor mexikaniscen Krankenhäusern.
Es war wenig brauchbares Material, in Form der Toros im Ruedo. Der Gefahr hat er sich mit dem ersten Stier gestellt und die zwei Volteretas haben ihn nicht vom Weitermachen abgehalten. Valor! Die zweite Faena war durchaus wertvoll, wenn auch nicht genial. Aber das gelingt eben nicht mit jedem Toro. Die Pinchazos beider Toreros enttäuschten. Und bei dem letzten Toro für JT habe ich begonnen nach der Telefonnummer von Enrique Ponce zu suchen...
Auch Michael war wenig angetan von den Kritiken, Zitat: „Die überzogene Erwartung schmälert die Empfindung des Genusses“. Und tatsächlich haben wir später nicht einen wirklich enttäuschten Aficionado getroffen.