Man redet über vieles. Die grandiosen Faenas des einen und Fehler ander Toreros. Bekannte Namen werden zitiert um das Geagte zu unterstreichen und ich bin ein begeisterter, aufmerksamer und auch kritischer Zuhörer. Gelegentlich rede ich auch ‘mit’. In einem Bereich allerdings, halte ich mich zurück. Dem Bereich der Kunst, der ‘Arte del toreo’. Schönheit liegt stets im Auge des Betrachters, sage ich oft. Aber es gibt Momente, wo man als Zuschauer bei einer Corrida etwas fühlt. ‘Sentimiento’ - Gefühl, ist für viele meiner Freunde eine fundamentale Sache. Und hier in Andalusien hat dies auch oft etwas mit der Musik zu tun. Flamenco, Sevillanas, Fandango... Ich habe keine Kenntnisse auf diesem Gebiet, aber wenn ich die Gitarrenklänge höre, die ersten ‘Palmas’ (Händeklatschen), fängt mein Blut an zu kochen. Ich kann mich diesem Zauber nicht mehr entziehen. Und manchmal schließe ich die Augen und sehe einen Torero mit den Tüchern vor dem Stier, mal in verrückter Schnelligkeit, mal in dieser bezaubernden Langsamkeit, die man Temple nennt.
Zu später Stunde führte uns an diesem Abend die virtuelle Reise nach Mexico. Farbenfroh, wie dieses Land ist, schilderte ich meine Eindrücke von der Monumental de Mexico. Und wir kamen auf einen Torero zu sprechen, den der Toro uns im letzten Jahr genommen hat. Ein Fenomen, ein Boheme, mehr noch als ein Morante, ein Künstler. El Pana. Dieser Torero hatte es mir schon lange angetan, wegen seiner Persönlichkeit. Vor Jahren hatte er bei einem seiner vielen Abschiede von den Ruedos einen Brindis, den Gestrandeten, den Prostituierten gewidmet, die ihn in seinen schlechtesten Zeiten beigestanden und beschützt hatten. Eine Widmung, die in der Presse für Aufsehen sorgte. Normalerweise widmen die Toreros ihre Stiere wichtigen, bekannten Persönlichkeiten. Aber El Pana waren die Menschen wichtig, die ihm in schlechten Zeiten beigestanden haben, nicht irgendein ‘Herr Wichtig’.
Mit offenem Mund verfolgte ich die gewaltige Präsens eines El Panas auf diesem kleinen Bildschirm. Ein Schauspiel, eine Aufführung, wie man sie gewiss nur ein mal im Leben sieht. Und dieses Video, von YouTube möchte ich Euch nicht vorenthalten. So eine ‘Obra de Arte’ erhebt ‘El Pana’, damals angeblich 54 Jahre alt, in den Adelsstand. Etwas, was ihm nie so wichtig war.
Respekt, ja - vor der Kunst. Da durften die Aficionados auch schon Mal auf ihn warten. Die geliebte Zigrarre zwischen den Lippen, selbst beim Paseillo legte er sie nicht aus der Hand. Er sah es auch nicht als nötig an, die Capote de Paseo, geortnet um sich zu legen. (Sin liar) Lässig mit der Grazie eines exigenten Künstlers, schritt er in die größte Plaza der Welt, die Capa lässig auf den Schultern. „El Pana“, der Boheme, der letzte ‘Romantico’... Unico - Einmalig!