Die spanische Saison rückt näher, auch in Frankreich hat man längst zum Aufbruch geblasen. Viele Züchter, Ganaderos, haben ihre Novillos und Toros schon in Lotes, Gruppen für die verschiedenen Events aufgeteilt. Warum dies? Nun, wer sich schon einmal die Tiere vor der Corrida angesehen hat, wenn die sechs Tiere noch zusammen im Coral stehen, dem dürfte aufgefallen sein, das sie sich schon ähnlich sehen. Mit dieser Ähnlichkeit meine ich nicht die Fellfarbe, sondern die Größe der Tiere und die Länge und Form der Hörner. Wenn sie dann noch rein äußerlich, in Form und Farbe dem selben Bild entsprechen, reden die alten Aficionados von einer gut präsentierten Corrida. Solche hat man gern in den großen Plazas wie Madrid oder Sevilla. Also sucht der Züchter, mit seinem Mayoral, dem Zuchtleiter, die Tiere aus, die von Aussehen und Verhalten harmonieren. Kommt dann der Einkäufer, der Veedor einer Plaza, präsentiert man ihm verschiedene Gruppen, aus denen er sich die Tiere je nach dem aussucht. Je nach Cartel, haben die Toreros aber auch hier ein Wörtchen mit zu reden. In den Novilladas oder bei Corridas der zweiten Kategorie sieht man dann schon einmal genau das Gegenteil. Ein großer Stier, ein struppiger, ein kleiner Toro, einer dessen Hörner in verschiedene Richtungen stehen..., diese Lotes sind nicht schön präsentiert, aber bestimmt im Preis günstiger. und nicht selten von guter Qualität, was ihre Präsenz im Ruedo betrifft. Das ‘Produkt’, welches wir 2015 in den Plazas sehen, wurde im Schnitt vor vier Jahren geboren, trägt also den Brand mit der Nr. 10, 11, oder 12. Es wurde als Kalb in einem Tentadero getestet, wie schon seine Mutter, sein Vater und sein UrUrUrgroßvater. In diesem Jahr setzt dieses Tier eine Familientradition fort, genauso wie sein Züchter, der Sohn oder Enkel eines Ganaderos ist. Und auch die Toreros, viele von ihnen, setzen eine Familientradition fort, der Vater war Banderillero, Mozo, Picador oder Matador und das in dritter Generation. Das kann man schon Kulturerbe nennen, denke ich. Zu den Tentaderos fällt mir folgende Geschichte ein: Wenn die Toreros für die Züchter die jungen Tiere testen, möchten die Züchter natürlich ihre Produkte genau in Augenschein nehmen, um die bestmögliche Auswahl zu treffen. Nicht selten erklären sie dann den Toreros, was sie tun sollen. Vom Nachwuchs dankbar angenommen, kann das einen ‘gestandenen’ Torero schon nerven, wenn man seine Arbeit ständig durch Zurufe unterbricht. Es kommt schon mal vor, das der Torero entnervt aufgibt. So passiert Vor vielen Jahren in der Ganaderia Palha. Luis Fransisco Espla war mit einer etwas komplizierten Vaca, einer Kuh zugange und der Züchter rief ihm ‘Regieanweisungen’ zu. Unter anderem verlangte er wiederholt das Espla der Vaca mehr Raum gebe, also mehr Distanz zwischen dem Torero und dem Tier. Dies kann dem Betrachter offenbaren, ob sie aus eigenem Antrieb aus der Distanz angreift. Aber man kann es auch übertreiben... Espla entfernte sich ein ums andere Mal von der jungen Kuh, aber der Ganadero forderte ihn erneut auf - „Dale sitio“, noch mehr Distanz. Espla drehte sich rum und verschwand im Burladero der Plaza der Tientas. Man nahm an das er die Muleta tauschen wolle, aber er kam nicht wieder. Er hatte sich die Autoschlüssel geschnappt und war ohne ein Wort nach Hause, Alicante gefahren. Am folgenden Tag rief er von dort den Züchter an. „Ganadero, tausend Kilometer zwischen mir und der Becerra sind ausreichend Distanz?“ Ob Espla danach noch an Tentaderos der Ganaderia teilnahm, entzieht sich meiner Kenntnis. Allen Lesern ein schönes Wochenende! Und noch ein schönes Gerücht: Es heißt, das Morante de la Puebla in Olivenza, Anfang März, im Cartel mit Francisco Rivera, Paquirri steht. Ich verwette meinen Hut, das gibt volles Haus!
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COLINColin C. Ernst, geb. in Deutschland, lebt in Spanien. Aficionada practica. Ehemalige freie Mitarbeiterin der Ganaderia Victorino |