mit einer unbeschreiblichen Illusion, etwas zu sehen, was einen für Momente
alles Andere vergessen lässt. Vielleicht nur zu vergleichen mit einem Menschen, der Hunger hat und dem der Geruch seiner Lieblingsspeise in die Nase steigt. Wird dieser Hunger nach „Der Corrida“ gestillt sein? Oder wird man Trophäen vergeben, um die Maestros zu ehren. Und die größte Unbekannte ist das Tier selbst, dem sie gegenüber stehen. Joselito, mit seinen nachdenklichen Augen, wie er über das Holz des Burladeros schaut, die gerunzelte Stirn Morantes – „Moments“!
Das Publikum wurde nicht enttäuscht. Joselito verzauberte die Tendidos, wie zu seinen besten Zeiten. „Wunderbar“, fasst alles in Worte.
Bilderbuch. Begleitet von den Klängen eines Liedes von Edith Piaf ('l'hymne à l'amour'), entfaltete er Geist und Seele. Selbst der anspruchsvollste Aficionado, dürfte das Schauspiel genossen haben. Zwei Orejas, war der Lohn der begeisterten Menge. Nach zwei Pinchazos, etwas überbewertet. Diesen Stier hatte er dem Publikum gewidmet. Morante de la Puebla, der diesen Tag erst möglich gemacht hatte, stand etwas im Schatten, Joselito widmete ihm seinen zweiten Stier. Seiner Faena tat der Rummel um Joselito keinen Abbruch. Das er mit seinem zweiten Stier eine Trophäe bekam, freute ihn. Irgendwie erinnerte mich das Zusammentreffen dieser Figuras, an eine Oper, wo sich die Stimmen zweier Tenöre messen und dabei die schönsten Stimmkombinationen hervorbringen. Der zweite Akt, im Schauspiel Joselitos, wurde mit den maximalen Trophäen gekrönt, zwei Orejas und Rabo. Sein Toreo erinnerte stark an seine besten Zeiten, wo er die Menschen mit seiner Varietät der Suertes beeindruckte. Seine Estocada bei dem zweiten Stier war tadellos. In Einzelheiten zu schwelgen, würde die Seite sprengen. Die Alternativa von Cayetano Ortiz, der diese hohe Ehre genießen durfte, Joselito als Padrino und Morante als Zeugen zu haben, ging etwas unter. Obendrein hatte er das Pech, das sein erster Stier sich die Hörner verletzt hatte und zurück in den Coral sollte. Dies erwies sich als problematisch, so das der junge Mann den Stier in der Plaza erlösen musste. Ein Oreja schenkte ihm das Publikum, die Estocada war nicht gut. Ein besonderer „Tarde“ mit „The Maestros“ – denen dieser Titel gebührt, was die Kunst des Toreo angeht. Joselito hat sich übrigens keine neue „Traje de luces“ schneidern lassen. Ihm passten die alten Lichteranzüge noch. Er hat auch ausdrücklich erklärt, das es bei diesem einen Auftritt bleiben wird. Ob er seine Meinung nach diesem Triumph ändern wird? Ich glaube nicht.