Nun, es liegt die Verantwortung bei drei Parteien: Den Toreros, den Aficionados und den Empressarios. Wenn ich sehe, das die Toptoreros sich nur
noch auf eine Handvoll Ganaderias einlassen, meist führen diese auch noch die
gleichen Blutlinien, nur die Ganaderias haben andere Namen, empfinde ich
Bedauern - Was wären Belmonte ohne Saltillos, Manolete ohne Miuras, Ruiz Miguel ohne die Victorinos oder die Samuel Flores? All die großen Corridas der
Vergangenheit... Der Aficionado hat auch seinen Anteil an der Geschichte, er
will eine "schöne" Corrida sehen, etwas von der Kunst, die Muleta zu führen.
Aber bringt er die Geduld auf, mit anzusehen, wie der Torero den Stier versteht
und später zu dominieren weiß? Für viele ist es eine gute Corrida, wenn der
Stier munter drauflos rennt, der Torero in eleganter Weise, seine Tücher
schwingt und der Stier am Ende schnell und sauber stirbt. Kommt aber ein
"intelligenter" Toro in die Plaza, der sich die Sacher erst einmal ansieht,
bevor er sich ein Opfer aussucht, heißt es gleich, das Tier taugt nichts. Oft kann der Corridabesucher nicht unterscheiden, ob der Stier vor Schwäche auf den Knien landet, oder weil sein Angriff zu impulsiv war, oder ob der Torero diesen Sturz gar provoziert hat. Schnell ist der Toro und seine Ganaderia abgestempelt, besonders wenn der Torero sich nicht mit dem Tier verstand.
(Foto oben Domecq Stier, unten
Also kauft er dort, wo die Maestros es wünschen. Für den Rest der Corridas, wo
nur mäßig bekannte Toreros auftreten, sucht er sich oft günstige Tiere, die möglichst, die nicht so visierten Toreros, nicht belästigen. Also alles schön bequem... und als Leckerbissen, gibt es dann in zwei Wochen täglichem Stierkampf ein oder zwei Cartels, wo man die Ganaderias findet, die nicht im Mode sind, mit Toreros, die auch nicht in Mode sind. Im Gegensatz, erklärt sich ein bekannter Matador bereit, gegen eine Ganaderia mit "unbequemen" Aspekt anzutreten, füllt sich die Plaza von allein. Bestes beispiel, im vergangen Jahr, Talavante mit sechs Victorinos in Madrid - die Entradas waren in Stunden ausverkauft! Die Corrida war ein Desaster, der junge Torero verstand die Stiere nicht. Eine Woche später triumphierte Alejandro Talavante mit einer anderen Ganderia, die in Mode ist...
Nun beginnt die neue Saison und ich sehe schon zu Beginn - Langeweile! Die gleichen Toreros mit den gleichen Modeganaderias. Die Cartels kann man im Schlaf aufstellen: Modetoreros mit Modeganaderias, in fast identischer Formation in allen großen Plazas. Wo soll ich mir Morante, El Juli, Ponce, Perera, Talavante, Manzanares denn nun ansehen? In Valencia, in Madrid, in Zaragoza? Im vergangenen Jahr waren Mano a manos eine günstige Lösung für die Empresarios, es hagelte Kritik. Nun versuchen sie mit sogenannten Corridas monstruos zu punkten. Vier Toreros, acht Stiere..., dafür gibt es dann zwei Corridas weniger als im Vorjahr..., ein weiteres Sparprogramm der Empresarios. Als Aficionado kann ich nur hoffen, das sich alle drei Parteien besinnen, was Stierkampf bedeutet. Das nicht nur die Kunst des Toreo, sondern auch seine Protagonisten, mit ihrer jahrhunderte Jahre alten Geschichte, zur Kultur taurino gehört - Der Toro, in allen seinen Facetten, seiner Schönheit, und seinen zuchtspezifischen Eigenarten.