Unsere Gruppe, Manuel Soto, der Lehrer unserer Escuela taurina ‘El Volapie’, sein Schüler ‘Hugito’, der ehemalige Taurinokritiker und Ex Präsidente des Palco von Sanlucar, Jose ‘El Trompo, sowie ein Aficionado practico und ich, waren gespannt, wie sich der Nachwuchs der Nachbarstadt präsentierte. Bedingung für den freien Eintritt: 1 Kilo Lebensmittel für die Caritas. Wie so oft sind die Taurinos solidarisch. Die Ganaderia ‘El Rodeo’ stellte drei Becerras und ein Becerro.
Zum ersten Mal nahm ich meinen Platz im Tendido dieser Plaza Real ein und verfluchte innerlich meine Vergesslichkeit, - ich hatte kein Sitzkissen mitgenommen. Der harte Stein des Tendidos war gräuslig feucht und kalt. Schnell wechselten wir unsere Barrera Sombra Plätze für Tendido Sol ein, nicht nur die Frauen fürchten die Blaseninfektion... Die Herren waren die Ersten, die das Weite suchten.
Jedes der Jungtiere wurde von einer Gruppe von drei Schülern lidiert, Maestro Jose Galloso bestimmte wann jeder Schüler zum Zuge kam, zunächst mit der Capote, später mit der Muleta.
Hugo, ‘Hugito’ in unserer Begleitung, war eine positive Überraschung. Einem Jungen von 9 oder 10 Jahren hatte ich nicht zugetraut so konzentriert, beinahe professionell, einem Tentadero beizuwohnen. Sofort sah er die augenscheinliche Schwäche der ersten Vaquita, die schlechte Colocacion einiger Schüler vor dem Tier. Manuel kommentierte das Gesehene und erklärte wie man die Probleme gegebenenfalls lösen kann. Auch ich sperrte Ohren und Augen auf, es gab was zu lernen.
Auch die zweite Jungkuh war nicht so das Erwünschte, aber hier überraschte mich ein Junge, schwer übergewichtig, der als einziger der Schwäche des Tiere etwas abgewann. Sanft, ohne Hast, auf halber Höhe mit der Muleta, konnte er einige sehr saubere Pases zeigen. Ich hoffe das Training der Toreros erleichtert ihn um einige Kilos, denn sein Kurzauftritt hatte ‘was’.
Die dritte Vaquita war um Längen besser zu gebrauchen. Victor Barroso, der vorher mit Manuel in Sanlucar trainiert hatte, empfing sie mit einer ‘Larga cambiada de rodillas’, da kam gleich Stimmung auf. Mit Capote und Muleta bestätigte er mir den guten Eindruck, den ich im Toreo de salon von ihm gewonnen hatte.
Überraschung an der Hand Maestro Gallosos, war ein kleiner blonder Junge, der nach den ersten Pases an der Hand des Meisters, ein oder zwei Pases mit dem Tier gelangen. Der Nachwuchs!
Am Ende drängelte sich ein älterer Mann in die Plaza, wohl eine lokal bekannte ‘Größe’, der nicht unbedingt mit dem Arte del toreo glänzte, aber seine Desplantes waren die Show. Nach einem gelungenen Pase, mehr gab es nicht, posierte er von dem genervten Tier wie weiland El Cordobes. Gestenreich verabschiedete sich der ‘Künstler’ vom fröhlichen Publikum. Wir haben Tränen gelacht ob seines Schauspiels.
Leider hatten es meine ‘Männer’ eilig, nach Sanlucar zurückzukommen, so das ich nicht genug Zeit hatte, mich mit meinen Kollegen der schreibenden Kunst zu unterhalten. Aber man ist in Kontakt und ich so wieder am Puls der Tauromaquia in Wort und Bild.
Fazit dieses Events: JA! zu den Kindern bei den Stieren!
Hier wurden zwar keine Varas, Banderillas oder Degen gebraucht, es floss kein Tropfen Blut, aber die Zwerge waren sich dessen bewusst. Mit aller Natürlichkeit verfolgen sie das Geschehen, erschrecken sich wenn die Becerra mal einen auf die Hörnchen nahm. Etwas völlig normales und nichts ‘traumatisches’. Ein kleines Mädchen fragte ihren Vater mehrmals, wann den endlich die Banderillas kämen, das wäre viel spannender als die Muleta. Ich musste mir das Lachen verkneifen.
Als der Tentadero zu Ende war füllte sich das Ruedo mit Knirpsen, einige mit Minicapas, um Toro und Torero zu spielen. Niemand hatte sie aufgefordert, alle wollten das Gesehene ‘spielen’. Besser als jede Playstation!
Unser ‘Hugito' bekam sein ‘Debut’ in El Puerto, die ersehnte Fotografie vor der Puerta grande, von er gewiss geträumt hat und bestimmt träumen wird, in der Zukunft - Sofern man ihn lässt. Kinder wie er, sind die Zukunft! #SiaLosNinosEnLosToros!.