Ein Morgen in bester Gesellschaft...
Ach ja, folgendes Plakat klebte am Tag nach der Novillada an der Wand der Plaza...
|
Ein Morgen in bester Gesellschaft... Ich freue mich auf jeden Tag, den ich in der Plaza verbringen darf, denn es ist etwas wunderbares, wenn man sich mit Gleichgesinnten und Profis austauschen kann. Heute nahm mich ‘El Mangui’ persönlich unter seine Fittiche. Ich kann nicht umhin ihn zu bewundern, denn er ist auf dem besten Wege, die halbseitige Lähmung zu überwinden. Nach kurzer Unterhaltung begleite ich den Torero auf seiner Runde durch die Plaza. Bei den verschiedenen Paaren, die sich zum Training zusammen gefunden haben bleiben wir stehen. Er ertappt einen Novillero dabei, wie er sich bei den Pases mit der Capa fast garnicht streckt, mehr mit dem Tuch wedelt, als das er Lances mit dem Tuch zustande bringt. Mit der Hand zeigt er dem Jungen, das er sich mehr stecken muss, die Capa weiter heraus lenken muss. Als dieses endlich klappt gehen wir weiter. Wir bleiben bei Pablo Aguado stehen, der heute wieder da ist, mit der Puerta grande von Olivenza im Gepäck. El Mangui hat die Novillada gesehen und lobt den jungen Mann für seine Faena mit dem zweiten Jungstier, die wirklich schön anzusehen war. Pablo strahlt, ein Lob aus berufenem Munde ist Gold werd. Auch heute strahlt die Sonne und die Störche auf den Dächern von Sanlucar klappern um die Wette. El Mangui zeigt mir, was er für Unterschiede sieht, zwischen dem ‘normalen’ Gebrauch der Muleta und der Kunst. Ich beginne zu begreifen. Es ist nicht nur eine Sache die Technik, das Manejo, zu beherrschen, sondern man muss einen Schritt weiter gehen, sich maximal strecken, das aus einem kurzen Wedler mit dem roten Tuch eine kunstvolle Pinselei wird. Obendrein verhütet dies, so wie er mir das zeigt, das einem der Toro unerwünscht nahe kommt und den Torero hinter der Muleta ausmacht. Wir drehen noch eine Runde und der Matador de Toros, Antonio Blanco gesellt sich zu uns. Er hat den Morgen auf dem Fahrrad verbracht. Noch während wir über den Nutzen des Radfahrens reden, kommt uns beiden der Gedanke, das genau dies, für das Training El Manguis eine tolle Sache wäre. Um die Ecke der Plaza befindet sich eine Art Fitnisspark, den jeder nutzen kann. Dort gibt auch eine Art Fahrrad, festgeschraubt, ideal, um sich voll auf die Bewegungen der Beine zu konzentrieren. Wir erklären ihm den Sinn und Nutzen dieser Geräte. Mir scheint, das sein Arzt noch nicht auf diese Idee gekommen ist. Bei einer weiteren Runde ergreift der Maestro, trotz seines Handikaps eine Muleta. Pablo Aguado (Foto) assistiert mit den Cuernos, den Hörnern. Alle stehen da und sehen, wie er mit der funktionierenden Rechten eine Faena simuliert, die sich in jeder Plaza sehen lassen könnte. Da können sich einige Novilleros ein paar Scheiben von abschneiden. Den Gehstock hat er dafür aus der Hand gelegt. Unglaublich, aus welchem Holz dieser Mann, und die Toreros im allgemeinen geschnitzt sind. Ein anwesender Aficionado, der ein ‘wandelndes Archiv der Tauromaquia’ ist, erzählt von einer Corrida El Manguis, aus der Zeit wo er als Matador im Ruedo stand, wo er die volle Plaza mit offenen Mündern hat toben lassen. Die Ole’s hallen einem noch heute in den Ohren, so gut muss er gewesen sein. Dieser Morgen ist in dieser Gesellschaft schnell herum gegangen, zusammen mit Pablo sind wir die Letzten, die den Coso verlassen. Aber vorher halten wir noch ein Schwätzchen mit dem Novillero aus Sevilla, der im übrigen sehr symphatisch ist. El Mangui gibt dem Jungen noch ein paar Tipps mit auf den Weg, denn in wenigen Wochen steht er in der Real Maestranza. Er ist beunruhigt, meint, wenn er hier nicht die Orejas erkämpfen kann, wäre alles umsonst gewesen. Der erfahrene Mangui schüttelt den Kopf - so darf man gar nicht erst denken. Recht hat er, aber für einen Torerolehrling ist ein Erfolg in der Maestranza ein Meilenstein in der Karriere. Vor der Tür der Plaza verabschieden wir uns herzlich, ich habe das Gefühl einen neuen Freund gewonnen zu haben. Ach ja, folgendes Plakat klebte am Tag nach der Novillada an der Wand der Plaza...
1 Comment
Friolero
3/12/2015 06:46:17 am
Wen de in Sanlucar bist, blühst du auf. Bringt`s Dinge die sich mit den großen in der Medienlandschaft messen können.
Reply
Leave a Reply. |
COLINColin C. Ernst, geb. in Deutschland, lebt in Spanien. Aficionada practica. Ehemalige freie Mitarbeiterin der Ganaderia Victorino |