La Campana, ein kleiner Ort zwischen Cordoba und Sevilla, beherbergt in seiner Umgebung zwei Ganaderias, die Geschichte schreiben. Die Saltillos von Don Felix Moreno, welche im Buch über El Cordobes (Oder Du wirst Trauer tragen...), eine wesendliche Rolle spielten. Und die Toros von Miura grasen am Rand der Landstraße. Kurz vor Lora del Rio machten wir Halt an einer Rastätte, hier ‘Venta de...’ genannt. Hier trafen wir auf unsere Freunde Jesus und El Mangui, an einem anderen Tisch, die Cuadrilla von Octavio Charcon, dessen Apoderado Caba und Maestro Ruiz Miguel. Keiner von ihnen schien unter Stress zu stehen, eher erinnerte mich alles an einen Ausflug.
Was mag einem Vater so durch dem Kopf gehen, wenn der Sohn sich den Stieren stellt. Stolz ist man, aber die Angst, das dem Jungen etwas passiert... Ich begrüßte ihn, wir wechselten ein paar Worte, man würde sich in der Plaza sehen und ich wünschte ‘mucha suerte’. Ich glaube das hat ihm gefehlt, danach setzte er sich hin und entspannte sich etwas.
Vorbei an de Toros von Miura, war man schnell im Dorf. Die Plaza portatil war nicht schön, hatte aber in der Umgebung viel Platz, um die Pferde des Rejoneadors aufzuwärmen. Das Dorf erschien mir wie gepflastert mit den Cartels des Festejos, einer Vorführung mit Pferden an einem anderen Tag und dem Cartel von Moron de la Frontera, in dem Jesulin de Ubrique auftritt. All dies veranstaltet der Empresario. In Sanlucar keine Spur von diesen Cartels... Impresionen am Rande.
Ein Mal mehr muss ich bekennen, das das Rejoneo mir nicht gefällt. Nicht die Toros nicht die Reiter, mit einer einzigen Ausnahme, Pablo Hermoso de Mendoza. Der Rest ist einfach nur Show für mich, auch wenn es viel Arbeit ist, die Pferde dafür zu trainieren. Das Publikum quittierte die Ritte mit zwei Orejas und Rabo. Wem’s gefällt...
Octavio Chacon hatte Pech, sein Toro war etwas schwach auf den kurzen Vorderbeinen, brach in der Brega mehrfach ein. Aber eine seiner Qualitäten ist, das er den Stier versteht. Die Lidia, sanft kann man sie nennen, auf halber Höhe mit der Muleta, war von Wert, auch wenn das Publikum dies nicht erkannte. Der Pinchazo verhinderte meine ‘Vergabe des Orejas’, mein weißes Seidentaschentuch blieb auch diesmal in der Tasche. Ich hoffe das Octavios Vater sich an den Qualitäten seines Sohnes erfreut hat, stolz und erleichtert die Plaza verlassen hat.
Ein bisschen Spannung hier, ein paar Lances oder Pases die nicht so langweilig sind wie dieses ewige ‘Toreo en redondo’, das Publikum fraß ihm aus der Hand. Eine gute Estocada, diesmal zückte ich das Seidentüchlein, für ein Oreja. Die Damen forderten energisch die Puerta grande. Danach konnte ich direkt unter meinem Sitz beobachten, wie sich wahre Heerscharen von ‘Schönheiten’ von hinten in den Callejon schlichen, um ein Foto, einen ‘Selfi’ mit einem der Riverabrüder zu bekommen. Du liebe Güte...
Der Toro war geschaffen, um Pases auszuprobieren und so sah auch die Faena aus. Ein bisschen wie ein Experiment mit recht gutem Ergebnis.
Nun kam aber ein anderer Faktor ins Spiel. Das Publikum forderte energisch den Indulto für den ‘Jabonero’. Ging natürlich nicht, in einer Plaza portatil, in einem Festival und sooo gut war der Toro auch nicht.
Als sich Alberto zum Töten bereitmachte waren Pfiffe und „No lo matas“ - Rufe zu hören. Das ist sehr störend, im Moment der Wahrheit, für einen Matador. Fragend schaute er zum Präsidenten, der natürlich kein Indultotuch hervorholte. Das Publikum erboste sich, der Torero fragte mit einer hilflosen Geste , beim dritten Anlauf: „Was soll ich denn nun machen???“. Töten war die Order und natürlich ging das dann nicht gut. Der Stier, selbst irritiert durch Pfiffe und Rufe, stand nicht still - Pinchazo. Der nächste Anlauf fand dann endlich in angemessenem Silencio sein Ende in einer guten Estocada. Der Toro erschreckt Lopez Simon nicht, aber die Reaktion des Publikums...
Ich habe gesehen, was ich sehen wollte, vor allem Octavio Chacon, der ein exelenter Lidiador ist. Einen Cayetano, der nicht nur hübsch ist, sondern auch was kann und einen Lopez Simon, der seinen Weg noch nicht definiert hat. Nach dem ich mir Vistalegre, Olivenza, Valencia und Sevilla streichen muss, habe ich immerhin ein Festival mit einigen Akteuren dieser Ferias gesehen. Etwas traurig machte es mich, an der Ganaderia Miura vorbei zu fahren, ohne diese Finca besuchen zu können. Die Miruas aus nächster Nähe zu beobachten, bleibt zunächst der Traum einer Aficionada.