Ein herrlicher Anblick, weiß glänzend, ockerfarben mit ihren roten Portalen, ist die Maestranza ein Schmuckstück. Ich wurde ungeduldig, erst eine Stunde vor Beginn würde ich die Entradas in den Händen halten. Ralf hatte seine Tickets ins Hotel geliefert bekommen, so das wir zumindest wussten, wo wir im Notfall sitzen würden, oben im Tendido Sol. Meine Entradas waren im Bereich Sol y Sombra, etwas weiter unten geplant, das hatte ich mir ausgebeten.
Nervös bis unter Haarspitzen ging ich zum Sala de Prensa, um dort den Türsteher zu bezirzen, das er mich zu Herrn Pedro vorlies, der mir die Eintrittskarten geben würde. Sr. Pedro hatte man mir als , ‘älter, untersetzt, mit Brille und spärlichen Haarwuchs’ beschrieben. Im Pressesaal gab es gleich ein halbes Dutzend Herren, auf welche diese Beschreibung zutraf. Ich bat einen Saalhelfer, mir zu helfen. Nun ging alles recht schnell. Sr. Pedro, sehr beschäftigt, hatte die begehrten Entradas bereitgelegt und ich konnte endlich aufatmen.
Das Publikum wurde vorab informiert, das man nach dem Paseillo eine Schweigeminute zu Ehren Victorino Martin, und einem anderen kürzlich verstorbenen Züchter, sowie eines verstorbenen Maestranza Mitarbeiters abhalten würde. Endlich konnte es losgehen.
Tatsächlich war es ein imposantes Exemplar, was da aus dem Toril kam. Offensichtlich die Probleme, sein Gewicht auf den Beinen zu halten, war er nicht grade der Traum eines Toreros. Ferrera wirkte winzig, vor diesem Fleischberg. Das Publikum war auch nicht zufrieden und forderte energisch die Rückkehr in den Corral. Mit Recht, das Tier hätte sich bald nicht mehr bewegen können, was jeglichen Triumpf eines Toreros vereitelt. So kam Anna zum ersten Mal in den Genuss, die Arbeit der Cabestros, der zahmen Ochsen zu sehen. Der Leitochse, ein Riese, noch größer als der Toro, galoppierte mit seinen ‘Kollegen’ in die Plaza. Er hatte auch Jungtiere in seiner Herde, so lernt man die zukünftigen Cabestros an. Ich hatte den Eindruck, das die ganze Plaza gespannt die Aktuation der braun-weißen Riesen verfolgte. Der Toro war zunächst nicht willig, aber am Ende trottete er brav hinter ihnen her.
Eine höfliche Ovation war am Ende der Lohn für die Bemühung. In einigen Abschnitten hat mir Ferrera gefallen, interessant wie er sich neu definiert hat. Zur Enttäuschung Vieler, hat er keine Banderillas gesetzt. Schade, denn er ist einer der wenigen, welches das zweite Tercio bereichern.
Es kam wie es kommen musste, angesichts der schlechten Kolokation des Toreros. Ohne großes Aufhebens, wurde Manzanares von einem Horn ‘umarmt’ und Meter hoch durch die Luft geschleudert. direkt vor unseren Augen. Der Aufprall war heftig und sogleich machte sich der Stier über ihn her. Er hatte soviel ‘Speed’, das er, Gott sei Dank, im Eifer des Gefechts, sein Horn nicht in den Bauch des am Boden liegenden Toreros bohren konnte. Dafür trampelte er auf ihm herum. Danach aufzustehen und weiter zu machen, das ist schon bemerkenswert. Weniger bemerkenswert waren seine Faenas. Er wirkt auf mich kalt, mechanisch, ohne Seele. Ob er den frühen Tod seines Vaters immer noch nicht überwunden hat, frage ich mich.
Ich habe Jose Tomas live gesehen, Ponce, und andere ‘Figuras’, aber die ‘Transmision’ eines Roca Rey ist enorm. Auch das Publikum, ein sehr seriöses, war in den Bann geschlagen, ob der Eleganz, der Art mit dem Toro umzugehen und ein wahres Schaupiel zu gestalten. Die Struktur seiner Lidia zeugt von Intelligenz, und einer großen Kapazität, in jedem Moment zu improvisieren, falls die Kondition des Stieres es erfordert. Die Estocada, al encuentro, war gut, aber der Stier ergab sich nicht dem sicheren Tod, so das auch das Publikum, mich eingeschlossen, die zu gewährenden zwei Orejas, im Geiste, auf Eines reduzierte.
Den Gebrauch des Descabellos riskierte er nicht. Wenn ich nicht falsch liege, aus gutem Grund. Der Hals dieses Toros war recht kurz und er senkte nie den Kopf wirklich in die Tiefe. Und nur dann liegt der Punkt frei, an dem Der Kreuzdegen effektiv ist. Ich erinnerte mich an Morante, am gleichen Tag des Vorjahres, der zehn (!) Versuche brauchte. Roca Rey hat sich dies erspart, ein Fehlversuch hätte das teure Oreja gekostet. Seine Art zu torerieren hält mich noch drei Tage nach diesem Erlebnis im Bann.
Die Victorianos waren nicht das, was ich mir für diese Kategorie der Toreros gewünscht hatte. Der zurückgewiesene Fleischberg, war ein Stier , den man in Madrid abgelehnt hatte und der seit dem sein Dasein als Ersatzstier fristete. Überfüttert und ohne ausreichende Bewegung, war er nur schön, aber nicht geeignet für eine Corrida. Ein Stier des Lotes von Ferrera, und der erste von Roca Rey, waren Exemplare, mit denen man etwas anfangen konnte. Aber auch nicht viel mehr. Ich war entäuscht von dieser Ganaderia.
Ferrera bekam mit seinem letzten Toro eine Vuelta al Ruedo, verdient, denn er hat nicht aufgegeben, in seinen Versuchen. Interessant fand ich, das er nach wenig effektiver Estocada, den Descabello gebrauchte, ohne das seine Cuadrilla anwesend war. Diese hatte er in die entfernten Burladeros geschickt. Selten sieht man so Etwas. Verdiente Ovation für den auf Ibiza geborenen Wahlexremenio.
Das Manzanares sichtlich angeschlagen war, nach der heftigen Voltereta durch seinen ersten Toro, merkte man nicht wirklich, als er sich seinem zweiten Stier entgegen stellte. Aber auch bei dieser Faena wirkte er kühl, eher mechanisch auf mich. Sein Toro war auch nicht unbedingt eine Hilfe, um die Magie des Toreo auf das Publikum zu übertragen.
Alles sah recht gut aus , zu Beginn, aber schon bald sah man, das dieser Stier gerne sein Heil an den Tablas suchte und wenig Lust hatte, sich von Roca dort weglocken lassen. Aber dieser Junge wäre nicht so weit gekommen, mit seinen 22 Jahren, wenn er nicht etwas Besonderes wäre. Auf engstem Raum, teilweise zwischen Horn und Tablas, entlockte er dem Victoriano die letzten Pases. Aufgeben, schnell zum Degen greifen, das scheint nicht sein Ding zu sein.
Auch bemerkte ich, im Verlauf der Lidia, das da Intelligenz und Verständnis für den Toro mit im Spiel war. Allein wie er das unlustige Tier mehrmals in die Mitte des Ruedos lockte, um diesem so zu gewähren, das er zu seiner Querencia , den Tablas zurückkehrte, während Roca Rey, diesem auf dem Wege weitere Tandas mit der Muleta entlockte. Die Kondition des Stieres vereitelte jeglichen Erfolg.
Auch dieses Mal dauerte es, bis das Tier nach der Estocada fiel, die ersten Aficionados strebten Richtung Ausgang. Und auch hier wurde der Decabello nicht bemüht. Das gab mir zu Denken... Ist dies ein Schwachpunkt dieses Toreros? Die Estocadas sind meist recht gut, aber viele Toros halten sich lange auf den Beinen, obwohl sie im Grunde schon tot sind. Bei diesem Stier war keine Trophäe im Spiel, so das selbst der schlechte Gebrauch des Descabellos das Ergebnis nicht verändert hätte. Aber auch vier Tage nach dieser Corrida habe ich die Toreria eines Roca Rey im Kopf, alles was ich mir zu sehen gewünscht habe, hat er mir geschenkt.
Manuel hätte gerne das Toreo de salon gezeigt, ich wäre gern noch länger in der Ganaderia geblieben, um dem Mayoral noch mehr Geheimnisse zu entlocken. Gerne hätten ich unser Abenteuer gefilmt, aber wie immer bei wichtigen Ereignissen, lässt mich die Technik im Stich. In Madrid fiel mir die Fotokamera runter, so das ich keine Fotos von meinem ‘Debüt’ habe, in Mexico gab mein Computer den Geist auf, so das ich nicht so arbeiten konnte wie ich es gewohnt bin, die Reportage war nicht das, was ich mir ausgemalt habe. Und nun hat die Videokamera ihre Arbeit verweigert. Wie gern hätte ich unsere Fahrt durch die Finca, die Corrida gefilmt, so das wir alle eine schöne Erinnerung an diesen Tag haben.
Ich hoffe von Herzen, das den weitgereisten Freunden dieser Tag genauso gefallen hat wie mir und bedanke mich auf diesem Wege bei Anna und Ralf für Ihren Einsatz bedanken, nicht jeder Aficionado, im Ausland lebend, kann und will Strapazen und Kosten auf sich nehmen, um die Welt der spanischen Kampfstiere wirklich kennen zu lernen.
Auch bedanke ich mich bei dem Menschen der Ganaderia, die uns einen anderen Blickwinkel auf die Zucht dieser Spezies gezeigt hat - Ohne Toros gibt es kein Campo. Auch Miguel Hernandez Camacho hat das seine zum Gelingen beigetragen, junge Menschen sollten diese Welt kennen lernen, um diese Erfahrungen weiter zu geben. Ich bin gespannt auf sein Projekt, welches er mit Film, Farbe und Pinsel vorraussichtlich in Sanlucar zu Erst präsentieren wird. #‘Mucha suerte Artista’!
Und natürlich will ich Manuel Soto nicht vergessen, der uns nicht nur einen ganzen Tag opferte, sondern sich obendrein die Zeit nahm, mir ‘Greenhorn’ viel Wissen über Toros und Toreros zu vermitteln. Nicht zu vergessen, Santi und Sr. Pedro, welche das Ihre zum glücklichen Ausgang des Abenteuers beigetragen haben. Ich hoffe diese Erfahrung in Zukunft mit mehreren Aficionados zu teilen. Mehr Ganaderias gemeinsam zu besuchen, Corridas und Mueseen.
#Gracias Amigos!
Wer Interesse hat, kann sich gerne bei mir melden, alles ist möglich. Besuche in Gruppen oder Individual, mit oder ohne Tentadero, Toreo de Salon...
([email protected]).