Ein Mal im Jahr zelebiert der Boheme de Sevilla einen ‘Dia Taurino’ in La Puebla del Rio. Nach dem Vorbild ‘San Fermin de Pamplona’, gibt es an diesem Tag ein Encierro, die Stiere laufen vom Corral bis zur Plaza, wie in Pamplona. Nur hier ist die Beteidigung der Läufer wesendlich geringer. Danach gibt es Umzüge mit dem Heiligen, San Sebastian, in diesem Falle, Kapelle, Miltär, und das ganze Dorf auf den Beinen.
In La Puebla braucht es keine Figuras um eine Plaza portatil im Handumdrehen zu füllen. „Reino Morante - Königreich Morante“. Man kommt und weiß, das man hier Spass hat. Tausende (!) Aficionados in den Straßen, den Bars, es wimmelt von Aficionados. Ganze Familen finden sich ein. Mittags findet sich alles auf dem ‘Dorfpaltz’ ein, riesige Paella gratis für alle und Tapas für 2.-€. Hier verdurstet und verhungert niemand. Ein Ambiente wie man es sich besser kaum wünschen kann. 20.000 Personen sollen die Straßen des schönen Städtchens gefüllt haben.
Ich glaubte an Garnichts. Das wir zu spät zum Encierro kamen, die Toros waren schneller als wir in der Parkplatzsuche, nahm ich als gegeben hin.
Bei dem Klima machte mir auch nichts besonders Lust, auf die Kalten Stufen des Tendidos, sofern wir überhaupt in die Plaza kämen. Wir trafen uns mit einem Onkel von Eloy und dessen Frau, welche uns nicht nur die Finca von Morante zeigeten, sondern mir das begehrte Halstuch des Festes als Erinnerung besorgten.
Unterwegs machte ich ‘El Tato’ aus. Der maestro machte seine Scherze ob meiner Schüchternheit, er hatte direkt bemerkt das ich ihn im Auge hatte und sah mich förmlich überlegen, wie ich an ein Foto komme. So konnte ich garnicht anders, als mich zu endschuldigen und vorzustellen. Ein Mal mehr bin ich überrascht, wie nett meine ‘Idole’ leibhaftig sind. Gracias ‘El Tato’, un placer.
Als wir die Plaza erreichten, wäre ich fast in Morante hineingrannt. Da stand er vor mir, el Duende. Und in sekundenschnelle war er eine Traube von ‘Selfie-Fans’, meist weiblich und für meine Begriffe etwas aufdringlich, eingehüllt. Er tat mir fast leid. Aber mit einer Engelsgeduld stellte er sich, toreromäßig.
Warum erscheinen mir die Toreros, meist kleiner als ich, so groß? Morante ist in Zentimetern gewiss nicht größer als ich, aber als ich ihm so gegenüberstand erschein er mir einen Kopf größer als meine Wenigkeit. Kuriositäten eines Fans, denke ich. Gerne würde ich mich mal mit dem Menschen Morante de la Puebla unterhalten.
Nun kam der Onkel von Eloy und überreichte uns ‘Pase de Callejon’ Karten, mit welchen wir uns im Callejon aufhalten durften. Immernoch konnte ich mein Glück kaum fassen, aber noch waren wir nicht durch die Tür... Und schon hielt uns ein Mann von der Guardia civil auf. Mein Herz gab keinen Mucks mehr von sich. Aber mit kurzem Blick auf die Karte waren wir tatsächlich, wenn auch getrennt im Callejon und dessen Burladeros, wo sich Presse und sonstige, nicht direkt Beteilgte aufzuhalten haben.
Der Gang muss frei bleiben, für Banderilleros, Mozos de Espada und Morante... Dieser umkreiste die Plaza bei allen Aktuationen und gab Anweisenungen oder Ratschläge. Die Novilleros widmeten Ihm und Padilla alle Toros, oder besser gesagt, die Jungstiere. Diese waren von bester Qualität, mein Lob an die Gananderia Hijos de Dolores Rufino.
Überhaupt redeten alle sehr gut über den Torero. Das er viel für das Städtchen tue, wenn irgendwo wirklich ‘Not am Mann’ ist, springt er ein, ohne große Geräusche zu machen. Er ist sehr verehrt in Puebla del Rio
Die Estocada bei allen fünf Novilleros war schlecht.
Ein Junge gefiel mir etwas besser, Emiliano Ortega, aus dem fernen Mexico.
Der junge Rejoneador, Jose Manuel Fernandez brachte das Publikum, mittlerweile tiefgekühlt, wieder zum Leben. Gut geschulte Pferde halfen ihm bei der Arbeit, welche er mit der Estocada krönte. Zwei Orejas und Rabo. Während seines Auftritts konnte ich zum ersten Mal die Kunst und den Heldenmut der Forcadores portugueses bewundern.. Fenomenal! Forcadores, Recortadores sollten in allen Plazas zu sehen sein. Das ist die Vielfalt der Tauromaquia.
Ich kann es immer noch nicht fassen, ich im Callejon und Auge in Auge mit Morante de la Puebla.
Gott sei Dank war die Schauer kurz und hatte keinen großen Einfluss auf das Spektakel, alles hielt es eisern in den Rängen, Kälte und Regen zum Trotz. Ich kann die Veranstalter und aktiv Beteidigten nur beglückwünschen!
Zu meiner Freude gab es keine Spur von meinen ‘Freunden’ , den Antitaurinos. Hier gab es nichts zu besehen für sie. Einen wunderbaren ‘Dia taurino’ konnte ich Dank meiner Freunde und Morante de la Puebla erleben, wo es an nichts fehlte, was das Aficionadoherz begehrt. #GraciasPueblaDelRioyMorante!