? Ich befragte ihn zu seiner Vorbereitung zu der Corrida beneficiada in Sanlucar, im letzten Jahr, wo er mit 4 Orejas triumphierte.
! Über ein Jahr hatte er keinem Stier gegenüber gestanden, aber jeden Tag sein Können und seine Kondition im Training, Toreo de Salon auf einem hohen Level gehalten. Wochen vor dem Event, zu Gunsten der Kebshilfe, hatte er zunächst seinen Tagesablauf auf den eines aktiven Toreros abgestimmt. Heißt, zu bestimmten Zeiten wird gegessen, früh zu Bett gegeangen und die Traje de Luces angezogen, um sich wieder an die etwas unbequeme Kleidung der Toreros zu gewöhnen. Einen Tag vor der Corrida hatte er Gelegenheit, zwei Vacas im Campo zu torerieren - einen Tag vorher! Unglaublich, wenn man bedenkt, das Antonio Blanco, im Gegensatz zu den Figuras wenig Kontakt zu den Tieren hatte und so nicht grade routiniert zum Einsatz kam. Dann noch mit Erfolg, die Puerta grande zu öffnen, ist beinahe ein Wunder.
! Er erklärte mir, das er zwar die Kunst der alten Maestros studiert hat und schätzt, aber sich von jedem Torero die Dinge heraus gesucht hat, die ihm am besten gefallen haben. Er difiniert sich nicht über einen bestimmten Stil, sondern über sich selbst. Lances mit der Capa, Muletazos eines Maestros, probiert, geübt, bis sie in sein eigenes Konzept passten, sind das Resultat seiner Toreria und das Ergebnis sieht vor dem Toro nicht nur gut aus, sondern ist auch effektiv.
! Überraschend die Antwort: In der effektiven Estocada! Da sei er sehr sicher. Das ist in meinen Augen ein gutes Plus. So muss der Torero sich während der Lidia keine Sorgen machen, ob ihm der Abschluss die Trophäen raubt und kann sich ganz auf den Stier konzentrieren. Von Konzepten und dem Toreo anderer will er nichts kopieren, er sieht es eher individuell, je nach dem Comportamiento, dem Behnehmen des Stieres, kann er seine Technik, sein Wissen und Können benutzen und seine eigenen Elemente, zur Kunst gereichend, ausspielen.
Nicht zu seinem Reportroire gehört das Setzen der Banderillas. Er hat Respekt vor den Toreros die dies tun, aber er sieht sich selbst nicht im zweiten Tercio. Was aber nicht heißst, das er dies in Zukunft nicht machen wird, am Können mangelt es nicht.
!Er habe gewusst das der Toro ihn erwischen würde, von Anfang an. (Wie kann man dann trotzdem eine Lidia durchstehen - Ich würde weglaufen!) Er habe gesehen, das der Stier die Neigung hatte mit dem Horn nach innen zu gehen, nach dem Torero suchend. Die Faena gelang, aber bei der Estocada unterlief ihm der Fehler, unerfahren wie er war. Anstatt den Toro im Suerte natural zu töten, versuchte er es im Suerte crontario, wo der Toro wieder mit dem Horn zum Torero hin agrieren würde, die Cornada war vorprogrammiert.
! ‘Miedo’-Angst war die für mich verblüffend ehrliche Antwort. Wohl wissend, das man selten aus dieser Plaza mit einer Trophäe in der hand maschiert, wissend das die Stiere dort größer, die Hörner ausladender und das Publikum kritischer ist, beeindruckte dies den jungen Torero, genauso wie mich, bei meinem Debüt als Aficionado. Auch damals wäre er ohne wirkliche Vorbereitung nach Madrid gefahren, grade eine Woche vorher hatte man ihn angrufen um dort zu stehn. Ich hätte angesichts dieser Herausforderung vor Aufregung nicht mehr geschlafen, versicherte ich Antonio Blanco. Er auch nicht, verriet er mir. Extra einen Tag vorher angereist, um auszuruhen, fand er auch in Madrid keinen Schlaf. Aber der Wunsch, den bestmöglichen Eindruck in dieser Plaza zu hinterlassen, lies ihn alle Müdigkeit, Aufregung, vergessen. Wenn auch dieser Einsatz nicht mit Orejas gekrönt wurde, war er mit seiner Präsentation nicht unzufrieden, angesichts der gegebenen Umstände.
! Schlicht ist seine Antwort: Er weiß es nicht. Man kann spekulieren, Gründe ausgraben, aber einen wirklichen Grund wird man nicht finden, außer dem, das 10% der Empresarios, Toreros, und Ganaderias 90% der Saison und deren Gewinne einstreichen. Für die Restlichen 90% dieses Sektors, bleiben nur die Brotkrumen übrig...
?Was er sich für die Zukunft wünscht, frage ich neugierig.
! Die Confirmacion in Madrid, kommt es wie aus der Pistole geschossen. Der Lohn für all die Jahre, in denen er sich ‘krumm gelegt’ hat um jeden Tag auf der Höhe eines Profis zu sein. Würde man ihn Morgen anrufen, um in Las Ventas zu konfirmieren, er wäre bereit, ohne Frage. Ich sehe in seinen Augen, das er dies ernst meint. Er hat keine Selbstzweifel, aber auch keine Selbstüberschätzung. In den zehn Profijahren hat er alle Tiefen des Toreo durchlebt. Nicht der Toro von Madrid, nicht das Publikum, nicht die Kulisse oder der Präsident kann ihn schrecken, das sehe ich in seinem Gesichtsausdruck. Ich bin glücklich, jemanden wie ihn kennen lernen zu dürfen, ein außergewöhnlicher Mensch.
In den Jahren des Beobachtens, haben wir Facetten in seinem Toreo entdeckt, die uns gefielen und überraschten. Hier ein Muletazo, dort ein Schwung mit der Capa. Wenn ich ihm zusehe, wenn er sich aufwärmt, nach dem Joggen am Strand, Streching, Liegestützen und andere ‘Verrenkungen’, nehme ich meinen nicht vorhandenen Hut ab - Fit wie ein Turschuh, steht er einem Padilla in Nichts nach.
!Hier liegt das Problem, kaum ein Plazamanager ist bereit, einen weitgehend unbekannten Torero anzubieten. Um die Plazas zu füllen rufen sie zunächst die Figuras an und diese fordern dann, mit welchen Kollegen, und Ganaderias sie aufzutreten wünschen. Auch wurde in Sanlucar der Passus aus dem Mietvertrag der Plaza gestrichen, der bisher besagte, das der Empresario mindestens einen Matador aus Sanlucar in den Cartels zu präsentieren habe... Miserabel für einen Ort, den man getrost „Die Mutter der Toreros“ nennen kann. Ich bin beim Zählen auf 143 Toreros aus Sanlucar de Barrameda gekommen, Matadores, Novilleros mit und ohne Caballos, Banderilleros, Picadores. Größen des Toreo, wie Limeno, Marismeno, oder Paco Ojeda.
Eine Größen, die sich lohnt zu sehen ist Antonio Jose Blanco Lopez.
#Gracias, y mucha suerte Maestro, grande eres!
Passend zu dieser Reportage über diesen Torero,stellt Carmelo, der Empresario der Plaza von Sanlucar, sein Cartel für die Feria de Manzanilla vor. El Juli, Talavante und Roca Rey. Ein Luxus-Cartel. Aber hätte man nicht Platz für einen Torero des Ortes schaffen können, der seinen Wert im Vorjahr, mit vier Orejas, unter Beweis gestellt hat?