ich habe meine erste ‘Feria de Manzanilla’ zelebriert. Wie oft habe ich es bedauert, aus arbeitstechnischen Gründen, diese Feria in Sanlucar nicht miterleben zu können. Der ‘Toro Covid19’ machte es möglich.
In diesem Jahr war es nichts mit ‘Casetas’, Buden, mit traditionellen Getränken der Region, dem Manzanilla, nichts mit Pescadito frito oder leckerem Schinken. Nichts mit Damen und Herren, fein gemacht in Flamecotraje, nichts mit der Beleuchtung der Calzada. Und auch keine Corrida...
Mein Vermieter, als ehemaliger Gastwirt, gab sich nicht geschlagen.
Vor meinem vergitterten Fenster, begann er den kleinen Eingangspatio zu schmücken. Mit Lampions in den andalusischen Farben, weiß und grün.
Stolas, spanische Schals, wurden aufgehängt. Lautsprecher für die Sevillanas installiert. Emsig war er bei der Arbeit. Die Krönung: Das Cartel der ‘Caseta’. „La Mascarilla“ (Die Gesichtsmaske). Ob ihn meine Sammlung von Masken inspiriert hat, welche ich oft zum Trocknen ins Fenster hänge...?
Das es eine Hymne für den hier populären Wein gibt, welcher nur hier produziert wird. Das man sich fein macht und ‘flaniert’, das man dann in den Buden, Casetas, schön geschmückt, eben diesen Manzanilla trinkt und je nach Ablauf dieser Tardition auch andere Getränke zu sich nimmt. Auch Mandeln werden gereicht, je nach ‘Fase’ des Festes. Reiter zu Pferde, Flamenco Musik laden zum Tanz ein. Ach...
Die Dekoration war fertig, die ersten Sevillanas tönten aus den Lautsprechern und schon war seine Caseta der ‘Schlager’, Top-Trent, im WhatsUp und Facebook von Sanlucar.
Die Leute konnten nicht aufhören Fotos mit ihren Handys zu machen. Ich hatte alle meine Masken ins Fenster gehängt. Wir zelebrierten die Eröffnung, mit einem Glas Manzanilla, in den traditionellen Gäsern. Zehn Wochen hatte man brav die Normen, Gesetze und Sicherheitsregeln streng geachtet...
Drei Generationen haben ‘Überlebt’. Ich, als Jüngste, meine Hausherren und deren Mutter, mit ihren 90 Jahren!
Ich blieb außen vor, oder hinter meinen Gittern, Abstandhalten. Zu späterer Stunde fanden sich ein befreundetes Paar ein, man tanzte zu de Sevillanas, ich hatte meinen Spass, all das zu beobachten. Man fröhnete seiner Lust zur Feier, bis in die frühen Morgenstunden. Ich konnte einmal nicht an mich halten, zu den Sevillanaklängen zur Capote zu greifen, einige Chicuelinas zur Musik, was die Aficion vor meinem Fenster erfreute.
Alle waren im Viertel rund um die Plaza de Toros aufgewachsen, hatten in ihrer Kindheit diese Welt kennengelernt. Man überschüttete mich regelrecht mit Anekdoten und Namen von Toreros, welche zu ihrer Jugend in Sanlucar ein Cartel hatten. Neben vielen ‘Unbekannten’, Figuras wie Curro Romero oder Rafael de Paula. Fast alle waren Fans von den Toreros aus Sanlucar, welche zu Figuras konvertierten. Limeno, Marismeno, Paco Ojeda, Parada... Jeder hatte einen anderen Favoriten, aber sie kannten diese Toreros, Figuras, seit ihrer Kindheit, oder waren mit ihnen zur Schule gegeangen. Wie schon gesagt, habe ich das Glück hier gestrandet zu sein.
Das Ganze ging über mehrere Tage, bis zum ‘Lunes de resaca’, wo man sich vom Feiern erholen muss.
Wenn ich nun, ‘erlaubter Weise’ Freunde in einem Cafe treffe, ist mir ein wenig frequentiertes Lokal am Liebsten. Mit vier Mann an einem Tisch bin ich glücklich, mehr muss ich im Moment nicht haben. Selbst private Besuche im Hause einiger Toreros, sind etwas komisch. Man hält Distanz. Nichts mit den beliebten Küsschen und Umarmungen, wie früher. Was der Freude am Wiedersehen, am gemütlichen, fröhlichen Beisammensein, keinen Abbruch tut.
Und kaum ist die Feria de Manzanilla vorbei, hat mein Vermieter den Patio umdekoriert, diesmal mit gelben Girlanden, für die Romeria zu Ehren der Virgen de Rocio. In diesen Tagen wären tausende von Sanlucar , mit Wagen und Pferd zur Donana übergestzt, um zur Virgen de Rocio, in Almonte, zu pilgern...
Schon jetzt freut man sich auf das nächste Jahr, in dem man wieder richtig feiern kann, sofern der ‘Toro Covid19’ die finale Estocada bekommen hat.
Bis dahin gilt: Sitio! Abstand halten!