die erste Woche der ‘Fase I’ , habe ich überstanden.
Nachdem man schon eine Woche vorher auf die Straße durfte, jede Gruppe zu seinem ‘Turnus’, wurden nun Geschäfte und Bars, Restaurantes geöffnet. Unter strickten Regeln für die Besitzer und Besucher. Zum ersten Mal, nach acht Wochen Einschluss, ging auch ich, zögerlich, bewaffnet mit Handschuhen, Gesichtsmaske und Hygienegel in die Fußgängerzone von Sanlucar.
Wie schon zur Ausganszeit, erschreckte mich die Masse der Leute, die ihrer Einkaufslust fröhnen wollten, oder die spärlichen Tische in den wenigen geöffneten Bars und Cafes besiedelten. Viele ohne Masken, hatte man sich doch viel zu erzählen... In der Straßenterasse meines Aficionadokollegen ‘El Campana’, saßen an einen kleinen Tisch einige ältere Aficionados, schwatzend beisammen. Ich grüßte von weitem, ich hatte wenig Lust mich auch noch dazu zu setzen, keiner hatte eine Maske auf. Ich war in Eile, erklärte ich von weitem grüßend.
Mein Freund, der Matador Califa de Aragua, firm mit dem ‘Online - Banking’, regelte die Überweisung für mich. Einen ganzen Vormittag und viel Nerven hatte mich der ‘Ausflug’ in die neue Welt des Toros Covid19 gekostet.
‘Ätzend’ ist milde ausgedrückt.
Der Regen vereitelte in den folgenden Tagen die Massenbewegungen, was ich, gemeinsam mit dem ‘Califa’ ausnutzen wollte. Aber wir kamen kaum zum Zuge, es regnete in Strömen, aber wir fuhren an einen Strand am Atlantik, zwischen Sanlucar und Chipiona. Mich hielt der Regen nicht mehr im Auto, der Anblick vom rebelldierenden Meer, diese lang vermisste frische Brise...
Zum Trainieren kamen wir nicht. Am Ende suchten wir eine kleine Bar auf, zum Cafe’ con leche und die Gespräche drehten sich Tentaderos. Wie kommt man in diesen Zeiten ins Campo? Wie sind die Preise für die Bravura einer Vaca, oder eines Novillos, zum Trainieren.
Mein erster realer ‘Sozialkontakt’, nach den neun Wochen der Isolation, saß ich in einer Bar und unterhielt mich mich mit einem Matador de Toros. Zum Lachen war der Moment, wo wir den Kaffee trinken wollten. Er hatte einen Mundschutz, ich die durchsichtige Gesichtsmaske auf. Wir führten die Tassen zum Mund und „Rumms“ knallte die Tasse an unsere Masken. Wir haben uns totgelacht, über unsere Ungeschicktheit. Da keine anderen Gäste da waren, nahmen wir nun die Masken, an die man sich gewöhnt hatte ab. Welch herrliches Gefühl, sich für einen Moment wieder ‘normal’ zu fühlen.
Bei meiner übereilten Rückkehr traf ich auf meine Nachbarin Carmen, die ihren Kanarienvogel grade hereinholte. Sie hatte ein Geschenk für mich.
Sie hatte liebevoll einen Minidegen und einen Minipalillo gefertigt. Wie selten erfährt man so eine liebevolle Wertschätzung. Ich war gerührt.
Auch ich hatte mir die Langeweile ein wenig mit Basteleien vertrieben. Zunächst eine Minimuleta, für den Mini Palillo von Carmen. Für meinen geplanen Besuch der Corrida in Sevilla, hatte ich mir vor drei Monaten ‘edle’ Stiefeletten geleistet. Vor zwei Jahren hatte ich mich entsetzlich geschämt, in Jeans und Turnschuhen zu dieserm wichtigen Event zu gehen, alles war so elegant gekleidet gewesen... Aus Lederstreifen hatte ich mir ‘Tiras’ gebastelt, wie sie die Toreros an den Stiefeln der Traje corto haben, was mir schon immer gut gefallen hat.
Ich habe die meine schon ausprobiert. Sie ist recht dicht, da kommt kein Toro Covid19 durch. Aber wenn es wärmer wird, dürfte diese Art Maske nicht unbedingt angenehm sein. Ich bin ja im Moment Resident in Andalusien, wo die Sonne recht heiß ist, schon im Frühjahr. Auch meine Pastikmaske hat ihre Tücken. Schützt sie mich vor Pollen und Staub, vor Viruspartikeln, kann sich eine Fliege, Mücke oder gar Wespe darunter verirren...
Was sich also in den kühleren Monaten hier bewährt hat, könnte im Sommer, wenn grade in Sanlucar Millionen von Fliegen und Mücken unterwegs sind, die Sonne brennt, zum Gegenteil wenden. Auf meiner Insel ist das Klima gemäßigter, dort dürften diese Masken besser funktionieren. Aber auch die ärztlichen Masken sind in den heißen Monaten gewiss eine Plage. Und wie man sieht, beim Kaffetrinken ebenso...
Haltet Euch weiterhin fern vom Toro Covid19, Abstand ist der beste Schutz und weniger lästig wie die Masken, welche man uns vor Beginn der Pandemie nicht empfahl, und die man uns nun als Pflicht auferlegt.