Mein Einstieg erfolgte eher über das ‘moderne’ Toreo. Einer der ersten Toreros, für die ich mich interessierte, war eben dieser Ivan Fandino. Er gefiel mir auf den Fotos die ich in den ersten Zeitschriften über die Toros entdeckte. Viel Ahnung von dem Ganzen hatte ich damals noch nicht, allein das es Magazine zu diesem Thema gab, war eine Endeckung, welche ich durch Zufall im Zeitschriftenhandel des Flughafens von Palma de Mallorca machte. Der spanischen Sprache noch nicht besonders mächtig, gefielen mir vor allem die Fotografien der Toreros.
Unwissend, ob er seine Sache gut gemacht hatte, vermittelte er mir viel über den Wert, den ‘Valor’, eines Toreros, dieser kleine, carismatische Mann im Lichterkleid, der sich diesen riesigen Toros mit den gewaltigen Hörnernin den Weg stellte.
2011 las man den Namen Ivan Fandino an 12. Stelle des Escalafon, der Rangliste der Toreros, mit 42 Corridas und 41 Trophäen.(Morante de la Puebla 14., mit 41 Corridas und 29 Orejas, zum Vergleich)
Kaum zu glauben, das dieser Aufstieg einem jungen Mann gelang, den man auch in Sanlucar gut kannte. Mir erzählte man, das er schwer übergewichtig war, in dieser Etappe, den Zigaretten und einem Glas Bier nicht abgneigt. Keiner hätte damals auch nur einen Pfifferling für ihn gegeben, versicherte mir ein Zeitzeuge des Ortes.
Sein wohl gewagtestes Unternehmen war das Encierro in Las Ventas, mit 6 Toros 6, fast alle aus den Ganaderias, die man als ‘Duras’ bezeichnet, Toros, die keine Garantien mitbringen, sondern eher Cornadas versprechen. Keine Trophäe konnte er sein Eigen nennen. Ein Blödmann in den Tendidos rief ihm ‘Payaso’, Clown, zu... Keine der sogenannten ‘Figuras’ hat je den Nerv gehabt, sich allein, in Las Ventas, vor vollem Haus diesen Ganaderias zu stellen, kein Joselito, kein Ponce, kein El Juli - Niemand!
Nach diesem ‘Fracaso’ verschlossen sich die Türen der Empresarios einheitlich. Das er mit dieser ‘Gesta’ die bedeutenste Plaza bis zur ‘Bandera’ füllte, interessierte niemanden mehr. Und auch viele Aficionados kehrten ihm nun den Rücken zu.
Ivan hatte keine der großen ‘Casas’ als Apoderado, sondern Nestor Garcia, der eben nur einen Ivan Fandino anbieten konnte. Nicht wie die ‘Casas’, die ihre Toreros in den Cartels untereinander austauschen, damit ja kein Platz für einen ‘von Draußen’ bleibt. Nestor war stets an der Seite Ivans, zu Zeiten wo keiner diesen Torero kannte, begleitete er diesen auf dem Weg nach Oben, blieb auch an dessen Seite, als sich das Blatt zum Negativen wendete.
In diesem Jahr, 2017, nach lediglich elf Corridas, in denen er auf neun Trophäen kam, verließ Ivan Fandino das ‘Suerte’. Anders als in den glohreichen Aufstiegsjahren, musste er wieder unten anfangen, in Plazas der zweiten und dritten Kategorie, in wenig atraktiven Cartels, mit Ganaderias, welche die ‘Figuras’ ablehnen. Aber Aufgeben war nicht das Seine. Seine Philosophie war: „Wo es keinen Weg gibt, mache ich mir einen“. Das Wort ‘Imposible’, Unmöglich, existierte für ihn nicht.
Nie werde ich ihn vergessen. In meinen Spaziergängen am Strand von Sanlucar ist er präsent, hier hat er gejoggt, bevor er sich, wie ich, aufmachte, zur Plaza de Toros, um dort das Toreo de salon zu praktizieren. Mit seinen Träumen vom Triumph, von der Puerta grande in Madrid. Er hat das Unmögliche geschafft.
Er hat sie geöffnet...