Beim Toreo de Salon fallen mir nun immer mehr Details auf. Alle versuchen ihre Pases und Lances möglichst perfekt auszuführen, aber was ist Perfektion? Auf erstem Blick sieht ein Trincherazo, ein Pase de Pecho, eine Media Veronica oder eine Chicuelina, gut ausgeführt, schön aus. Schaue ich aber genauer hin, sehe ich, das der Ausdruck fehlt. Die letzte elegante Drehung des Handgelenks, zum Beispiel. Einige scheinen einen anderen Torero eher nachzuahmen, als das sie sich selbst entwickeln. Viele beugen sich beim Zitieren vor, wie es ein El Juli tut. Allerdings sind sie viel größer und dadurch wirkt die gleiche Bewegung eher unschön. Das Gleiche gilt für das Toreo a ‘Compas abierto’, wo die Beine nicht geschlossen stehen. Es sieht nicht immer harmonisch aus, was die angehenden Toreros machen.
Alle machen mehr oder weniger das Gleiche und kaum einer überrascht mit etwas, was ich nicht schon tausendmal gesehen habe. Obendrein fehlt hier, vor den Hörnern der Vaquita, oder des jungen Stiers, der Zusammenhang. Etwas was wir ‘pega pases’ nennen, einzelne Schläge mit dem roten Tuch, ohne jeglichen Sinn. Eine Lidia sollte eine Vorstellung, ein Kunstwerk sein, wie ein schönes Bild oder ein Musikstück. Bei vielen Novilleros habe ich den Eindruck, das sie sich dessen gar nicht bewusst sind.
Die Jungs, Novilleros, einige ohne Debüt mit Picador, reisten an wie die ‘Figuras’. Schicke Autos, gelenkt vom wohlhabenden Vater, begleitet von persönlichen Trainern, in diesem Sinne ehemalige Toreros. Diese Novilleros hatten das Privileg die Vaquillas und den Novillo bezahlen zu können. So konnten sie sich, ohne Druck, an den Tieren versuchen. Von den Buralderos aus dirigierten die ‘Trainer’. „Mach dies, jetzt das“, und so weiter.
Die Novilleros, welche am Tor auf die Erlaubnis des Ganaderos warten, müssen sich mit dem begnügen, was der angesagte Torero übrig lässt. und das heißt, das sie oft nicht mehr wie vier , fünf Pases ausführen können, unter dem Druck, das der Züchter den nächsten Aspiranten aufruft oder das Tier aus der Plaza entlassen möchte. Das einzig Gute, sie bezahlen nicht. Die Väter der Novilleros an diesem Tag haben tief in die Tasche gegriffen, um ihren Söhnen eine gute Vorbereitung zu garantisieren. In wie weit dies am Tag der Novillada fruchtet, lassen wir dahingestellt. Neues, Überraschendes habe ich nicht gesehen und so habe ich wenig Illusion, das die Jungen in der Lage sind, in einer Plaza wie Sevilla das Publikum von den Sitzen zu reißen. Und grade Plazas wie Sevilla oder Madrid sind gefüllt mit Aficionados, die wissen was sie sehen und was sie nicht gesehen haben. Ich bin sehr gespannt von welchem der jungen Toreros ich in der Zukunft hören werde...