Es ging nach Jaen. Dort fand ein interessantes Festival statt und wir konnten mit einem Bus des Fan-Clubs des Novilleros Daniel Crespo aus El Puerto mitfahren.
Nach dem wir in den frühen Morgenstunden die endlosen Felder der Region Cadiz hinter uns gelassen hatten, trudelte unser Bus durch die ebenso endlosen Olivenhaine der Region Jaen. Das Wort endlos bekam eine neue Dimension. Soweit man sah, gab es unr eines: Olivenbäume. Nach einer Stunde Staunens über die enormen Anbauflächen, begannen die fröhlichen Mitreisenden aus El Puerto, Witze über die ‘Olivares’ zu machen. „Seit Stunden zählen wir nun schon Olivenbäume...“. Über fünf Stunden dauerte die ‘Zählung’.
Im Bus wurde zu meiner Überraschung jemand gesucht der Englisch sprach. Ein älteres Paar aus Großbritanien befand sich unter den Aficionados. Ich stellet mich gern zur Verfügung und war erstaunt, das die Beiden nicht nur oft in Andalusien Corridas besuchten, sondern auch früher nach Barcelona gefahren waren, um Toros zu sehen.
Wir Drei steuerten sofort den LKW von Diego Ventura an, wo dessen vierbeinige Stars für den Auftritt schön gemacht wurden. Kunstvoll wurden die Mähnen und Schweife geflochten,, quasi mitten auf der Straße vor der Plaza. Ich war verabredet mit einem Mann der als Maler viele Bilder der Figuras gemalt hat, sowie mit einem Taurinokritiker einer bekannten Zeitung. Leider waren beide Verabredungen am Ende sehr kurz, die Zeit knapp und das Gedränge rund um die Plaza nahm zu, so das jeder es vorzog, seinen Platz in den Tendidos aufzusuchen.
Ich war überrascht, das sich so viel Publikum einfand, besonders viele junge Zuschauer waren auszumachen. Das freut mich, denn so ist für eine weitere Generation von Menschen gesorgt, welche der Fiesta brava nicht ablehnend gegenüber steht.
Das Aufwärmen der Pferde von Ventura hatten wir vor dem Event im Park vor der plaza mit verfolgen können. Als Liebhaber der klassischen Dressur biss ich tapfer die Zähne zusammen.
Bevor das Festival begann, hielt man eine Schweigeminute ab und wir hörten nun das Protestgeschrei einiger Antitaurinos vor der Plaza - von denen war vorher nichts zu sehen gewesen...
Diego Ventura zog seine gewohnte ‘Show’ ab, stetz bemüht das Publikum mit seinen Einlagen zu beeindrucken. Was ihm auch gelang. Vor jedem Rang hielt er an und forderte den Aplauss der Zuschauer. Diese vergaben mit Freuden zwei Orejas, für eine Faena, die in Wirklichkeit wenig hergab. Der ‘Jabonero’ von Juan Pedro Domecq’ war den Anforderungen nicht gewachsen, eher ein Statist, als Protagonist.
Von ihm kann man immer etwas lernen, besonders was den Umgang mit den Stieren betrifft. Dieses Mal hatte er ein leichtgewichtiges, sehr schwaches Tier in der Hand. Kaum hielt es sich auf den Beinen. Und der Meister zeigte, wie man aus einem ‘Nichts’ noch etwas Ansprechendes macht. Dafür vergab ich mein Oreja. Nicht für eine spektakuläre Faena, sondern für die Lehrstunde, die Ruhe und Eleganz, mit der er das schier Unmögliche möglich machte und für die gute Estocada.
Curro Diaz hatte Erwartungen bei mir erweckt, denn er verkörpert ein recht pures Toreo, was mir gefällt. Sein Toro ließ nicht viele Möglichkeiten, und so hinterließ er einen guten Eindruck und die Lust ‘auf Mehr’ bei mir.
Sehr beliebt beim jubelfreudigen Publikum. Kaum ein ehrlicher Schlag mit Capa oder Muleta, eher eine Arbeit, die man eben so ausführt. Die Banderillas, nicht besonders gut aber spektakulär gesetzt, verursachten donnernden Beifall. Auch er forderte die Menschen in den Rängen mehrfach zum Aplaudieren auf. Kein Oreja gab es von mir, zwei von den erfreuten Zuschauern.
Hatte Maestro Ponce ein schwaches Tier, was nicht einmal 400kg auf die Waage brachte, wog dessen Jungstier fast 500kg. Mir gefiel, wie rühig er sich bewegte, keine Hektik zwischen den Bewegungen mit den lockenden Tüchern. Das sah gut aus.
Fehler unterliefen besonders in der Colocacion. Er lenkte den Stier irgendwo hin und stand dan falsch vor den Hörnern und musste sich korrigieren. Aber dies machte er recht ruhig,so dass das Gesammtbild davon nicht gestört wurde. El Fandi stand am Rand und gab Anweisungen... Ein Oreja von mir, zwei von den erfreuten Mitreisenden aus El Puerto. Eine Dame, warscheinlich ein Familienmitglied des Jungen, saß neben uns. Vor Daniel Crespos Auftritt bemühte sie sämtliche Heiligen. Gebetet wurde. Es mag einem komisch vorkommen, aber wenn meine Freunde in der Plaza stehen, bete auch ich.