Erst zu Jose Tomas nach Mexico, nun, in Sanlucar, geht es Schlag auf Schlag weiter. Wir, meine Mutter und ich, haben eine Glücksträhne. Tentadero mit Miguel Angel Perera und unseren Freunden, die schöne Ausstelleung von Geraldito .
Und heute ein Tentadero mit Maestro Padilla. Die Einladung kam aus heiterem Himmel. Es ging zur Ganaderia von Salvador Domecq. Auch diese liegt im Raum Medina Sidonia, bei Viejer de la Frontera, in schönster Landschaft. An den Herden der Stiere ging es vorbei, bis zur Plaza de Tientas. Wir parkten direkt neben einer Gruppe von Vacas, die aufmerksam unsere Anwesenheit zur Kenntnis nahmen, sich aber sonst nicht stören ließen. Aus der Nähe konnten wir den Auftrieb einer großen Gruppe von jungen Kühen verfolgen. Einige wurden ausgesondert und in die Instalationen der Plaza verbracht. Hier konnte ich mich davon überzeugen, wie leicht sich diese Encaste manövrieren lässt.
Wir konnten es kaum glauben, den Maestro so exclusiv sehen zu dürfen. Mit einem kräftigen Handschlag hatte er auch uns begrüßt. Welche Ehre.
Einzige Bedingung: Wir durften nicht fotografieren. Aber das akzeptiert man gern, angesichts dessen, was man geboten bekommt. Und hier rede ich nicht von der ‘Show’ eines Toreros, sondern von dem echten Training, in dem ein Torero sein Können verfeinert.
Die erste junge Kuh kam aus dem Toril, sehr flott auf den Beinen griff sie den, im Vergleich großen Berg, bestehend aus Picador und Pferd, mutig an. Sie ließ sich sogar aus der Ferne zitieren, was mir gut gefiel. Der Maestro und seine Cuadrilla begannen mit den Capas zu arbeiten und auch hier sah ich ein munteres Tier. In der Muleta war sie auch sehr eifrig zugange, so das uns so manches ‘Ole’ auf der Zunge lag. Ich bemerkte, das sie ganz prima mit der linken Hand zu torerieren war, stets mit Eifer dem roten Tuch folgte. Das sie auf der Rechten nicht so leicht zu lenken war, bemerkte ich zunächst nicht. Aber der Torero und der Ganadero haben dies natürlich klar erkannt. Dem Maestro hat diese Vaquita gut gefallen, ob der Züchter ihre Qualitäten zu schätzen weiss, sei dahin gestellt.
El Campana, als Aficionado practico hat natürlich nicht die Erfahrung, um den Defekt auf der rechten Seite zu erkennen, und kam so nicht so gut mit ihr zurecht. Eloy musste sie danach regelrecht ‘neu einstellen’, bevor ihm ein paar ansehnliche Pases gelangen. Der Junge aus Jerez, mit seinen 14 Jahren sah recht vielversprechend aus.
Als nächstes war ein rechter Toro an der Reihe. Von nahem sehr beeindruckend der große Kopf mit riesigen Hörnern, die noch durch die ‘Fundas’ geschützt waren. Mit welchem Schwung, mit welcher Geschwindigkeit sich dieses Kaliber in der kleinen Plaza bewegte, erstaunlich. So schnell kann man nicht weglaufen, wie dieser ‘Brocken’ hinter den Tüchern herjagte. Stehen bleiben und das Tuch schwingen, ist hier die einzige Rettung, wurde mir klar. Und da muss man schon viel Mut haben. Natürlich gehört dies für einen Torero zum täglichen Brot und Maestro Padilla hatte keine Schwierigkeiten mit diesem Toro von Santiago Domecq. Diesen Mann bei der Verfeinerung seiner Kunst zu beobachten, das war schon etwas besonderes. Diego Robles rief ihm gelegentlich Anweisungen zu und ich begann zu begreifen, wie und wohin der Stier, mit einen kleinen Schwenker aus dem Handgelenk, gelenkt wird. Den Toro wird der Züchter warscheinlich auf Grund seiner körperlichen Defekte nicht zur Zucht verwenden, obwohl er am Pferd, hart geprüft vom Picador, sehr bravo war.
Leider neigte sich der Tag zu Ende. Der Matador hatte seine schicke Traje de Campo wieder gegen zivile Kleidung getauscht, und wir verabschiedeten uns von Juan Padilla und seiner Cuadrilla.
Auch hier habe ich in zwei Stunden mehr gelernt, als bei einer Corrida. Man ist einfach näher dran, erkennt Sinn und Zweck eines Muletazos besser, als im Eifer des Gefechts im Lichteranzug.
Gracias a Maestro Padilla, su Cuadrilla, al Ganadero Santiago Domecq y mis amigos de Sanlucar.