Auch wenn das Cartel mir nicht unbedingt zusagte, stieg mein Stimmungsbarometer, ich freute mich auf Morante de la Puebla.
Ein Freund von der Pena taurina Alberto Lamelas, alle sind wie der Diestro Taxifahrer, holte mich am Flughafen ab. Endlich konnte ich mich mit jemanden über Toros unterhalten.
Als wir am Coliseo Balear ankamen, herrschte frohe Stimmung, die Antitaurinos, 100-400 Personen, brüllten uns über die Straße an. Und keiner interessierte sich für sie. Links liegengelassen konnten sie sich heiser brüllen, wir wollten Toros und Toreros sehen. Die Aficion ließ sich das kühle Bier vor der Plaza schmecken, Verkauf und Konsum von Alkohol war ja in der Plaza verboten. Die armen, schweißtriefenden Polizisten warfen uns neidische Blicke zu. Es war unglaublich heiß und schwühl.
Zu bemängeln ist auch, das vor der Plaza immernoch das Orginalcartel mit Roca Rey hing, die Probleme am ersten Verkaufstag, die Entradas per Telefon oder online zu reservieren.
Am Vortag hatte ich erfahren, das die Ganaderia Juan Pedro Domecq nur drei von den versprochenen acht Toros stellte, die restlichen Stiere kamen aus der Zucht von Virgen Maria, eine Ganaderia welche ich gut kenne und sehr schätze. Die Toreros und ihre Cuadrillas betraten unter tosendem Beifall das Ruedo, ‘Libertad-Libertad’ Rufe,schallten durch die Plaza. Morante und El Fandi in funkelndem Lichterkleit, schön sieht das bei Flutlicht aus. Manzanares und El Juli musste ich suchen, sie hatten die gleiche Traje an wie die meisten Banderilleros. Rot, bzw.Blau und azabache (Schwarz).
Leider war dessen erstes Exemplar schnell des Maestros überdrüssig und machte nicht mehr mit. Hatte er die Aficion mit ein paar Veronicas, einer media und einer Chiquelina erfreut, blieb, wie so oft, wenig Toro in der Muleta übrig. Er sollte mal mit seinem Picador ein ernstes Wort reden...
Morantes zweiter Toro, von Parlade war auch nicht viel besser wie sein Vorgänger, Morante gab sich zunächst redlich Mühe. Ein paar schöne Pases gelangen. Aber nachdem ihm der Stier eine Voltereta beibrachte, griff der Maestro sofort zum Degen, Aus und Vorbei, der Auftritt des Duende aus Puebla del Rio. Auch wenn Morantes Vorstellung nur stellenweise die Qualitäten des Künstlers zeigte, werde ich ihn weiter ‘lieben’.
Natürlich darf unser Antitaurino No.1 nicht fehlen, kaum war Morantes Stier tot, sprang der Holländer Peter Janssen mal wieder ins Ruedo. Während der Puntillero seines Amtes waltete, fingen Ordner, Areneos und Cuadrilla den hässlichen Saltfresser ein, an die Bande geklatscht, festgehalten und abgeführt. Auf ‘Malle’ rechne ich nicht damit, das man ihn hat eine Nacht im Calabosso schmoren lässt. Dafür ist die Balearenregierung und ihre Schergen zu sehr auf ‘Anti’ eingestellt. Eher verleihen sie ihm einen Orden.
Der Stier, wie alle, nur einmal am Picador geprüft, ließ eine sehr gute Faena zu, El Juli mal ganz klassisch, die Füße geschlossen, nicht wie sonst so breitbeinig, was ich nicht schön finde. Man spürte die Dominanz der erfahrenen Toreros in den Tendidos. Dem König was des Königs ist, die Faena wäre mir zwei Orejas wert gewesen. Wäre gewesen, wenn das Wörtchen ‘Wenn’ nicht wäre...
Der erste Versuch eine Estocada anzubringen misslang gründlich, ich mochte garnicht hinsehen, ich glaube viele haben gar nicht bemerkt, das der Degen an der Seite herauskam. Sehr unschön, kein Oreja. El Julis zweiter Stier, von Juan Pedro Domecq bot nicht viel an, hier sah man wieder El Juli, Compas abierto, was ich nicht so schön finde. Dieses Mal war die Estocada sehr effektiv, so das der schnelle Tod und ein Oreja die Folgen waren.
Für diese Überraschung sorgte ein Toro der Ganaderia Virgen Maria und der Ersatz für meinen Lieblingstorero, Roca Rey, El Fandi.
Ist er doch für seine ‘Show’ bekannt , ein aufwendiges Tercio de Banderillas und sichere Estocadas. Selten sieht man ihn Kunst zelebrieren, eher ein Haudegen wie Maestro Padilla. Aber er kann was. Und das zeigte er an diesem Abend.
Mit Largas cambiadas de rodilla empfing er den Stier, Chiquelinas gut ausgeführt, begann das Publikum zu erwachen. Es ‘passierte’ etwas.
Schnell hatte er mit seinem aktionreichen und vielseitigen Reportroire die Tendidos erreicht, selbst ich konnte nicht umhin Szenenapplaus zu spenden. Der Stier präsentierte sich bestens und ergänzte nicht nur augenscheinlich, sondern mit aller Kraft und Noblessa die Actuation des Toreros.
Ich bin Fan vom zweiten Tercio, also passte ich ganz genau auf, wie und was er machte. Vier Paar brachte er an.
Normalerweise sind die Toros nach den vielen Lances und Quites, die langen Wege quer durch die Plaza erschöpft und haben wenig Energie im letzten Tercio. Aber der Könner und Kenner, El Fandi hatte das Glück auf ein außergewöhnlich gutes Exemplar der Ganaderia Virgen Maria zu stoßen.
Die Faena, kein bisschen langweilig, was an der vielseitigen Varietät der Quites, Lances und Suertes des Maestros liegt. In dieser Nacht konnte er sich regelrecht an sich selbst berauschen, der Stier machte alles mit.
Stets galoppierte er unermüdlich dem lockenden Tuch nach, Ein guter Rythtmus läd zum Tanze ein. Nicht das Fandis Stil mir besonders gefällt, aber wenn einer eine Faena zeigen kann, die Abwechselung , Spannung und Emotion hervorruft, muss dies auch so geschrieben stehen. Die Ole’s hallen mir jetzt noch in den Ohren.
Der tapfere Stier griff wieder und wieder an, es war kein Ende abzusehen, das nenne ich Qualität einer Ganaderia. El Fandi, wäre nicht El Fandi, wenn er dies nicht ein bisschen ausnutzen würde. Das ist Teil seiner Show und das Publikum war auf seiner und des Stieres Seite.
Es war wie eine Explosion. Als die nicht besonders verwöhnten Mallorquiner begriffen, das man tatsächlich den Indulto fordern kann, im Coliseo Balear auf Mallorca, brodelte die Plaza. Mehr als zwei Drittel foderten die Begnadigung des Tieres.
Der Präsident zögerte, El Fandi stellte den Stier zum letzten Akt auf. Die Menge tobte, der unseelige Mann im Palco ortnete den finalen Degenstoß an.
Zwei weitere Pases und der Torero stellte den Toro ein zweites und ein drittes Mal auf, das Publikum forderte weiterhin energisch das Vorlegen des orangenen Tuches auf dem Palco. Aber nein, der Herr machte keine Anstalten. Die Bronca hatte er sich gut verdient, ich hätte ihm gerne eine Weitsichtbrille geschenkt.
Dazu muss ich sagen, das ich selten einen Toro für gut genug befinde, wenn er nur ein Mal den Picador belässtigt. Aber in diesem Falle, nach einer so aufwendigen und langen Faena, hatte er sich die Begnadigung verdient. Er war bis zum Schluss voller Leben. Nicht das, was man so häufig sieht, wenn die Tiere nur noch mit heraushängender Zunge saft und kraftlos durch die Arena schleichen. Ein wirklich gutes Exemplar in Händen eines Experten, denn das ist ohne Frage El Fandi. Zwei Orejas für den Torero, Vuelta al ruedo für den Toro. Puerta grande für den Diestro aus Granada, der einmal Skispringer werden wollte.
Die Faena war das wert, sein Konzept, welches den Kontakt mit dem Publikum beinhaltet, es animiert ihn zu animieren. Dazu diese Perfektion und Varietät, das sieht man nicht jeden Tag, da nicht immer ein so guter Stier den ‘Akteur’ so gut ergänzt, wie dieser Stier. Mein ‘Enhorabuena’ für den Majoral!
El Fandis letzter Stier, von Domecq war nicht von dieser Qualität, nicht nur geschohnt im Tercio de Vara, nein, sogar nur drei Paar Banderillas setzte El Fandi. So blieb noch etwas Toro für die Muleta übrig, ein weiteres Oreja summierte sich in die Statistik des Matadores.
Nach Eins kam ich wieder mit den Freunden der Pena taurina Alberto Lamelas zusammen. Sie erzählten mir von ihren Plänen zu verschiedenen Corridas in Spanien und Frankreich zu reisen, um ihren Freund, den Matador und Taxifahrer AlbertoLamelas zu unterstützen. Finde ich toll!
In den frühen Morgenstunden ging es wieder zum Flughafen, die erste Maschiene war die Meine und die Arbeit rief. Ich habe es genossen, mal wieder Taurinoluft zu schnuppern. Auch wenn der künstlerische Aspekt dieser Corrida etwas zu wünschen übrig ließ, Morante zu beobachten, die erste Faena El Julis und das Feuerwerk El Fandis, sorgten dafür, das ich weiter Träume und Illusionen habe, das ich weiterhin diese magische Welt der Toros und Toreros verteidige.
Ich hoffe das es auch im nächsten Jahr Toros auf Mallorca gibt, und vor allem, das auch die letzten Steine des unsinnigen Gesetzes, ‘Toros a la Balear’, aus dem Weg geräumt werden können. Die Jugend hat ein Recht auf den Besuch einer legalen Veranstaltung. Das ist in ganz Spanien und anderen Ländern so, - Nur nicht auf Mallorca, wo sich die Politik das Recht herausnimmt, zu bestimmen, was geht und was nicht geht.
Mein Dank gilt auch der @FundacionToroDeLidia, die Anwälte beschäftigte, um das Gesetz zu stoppen, welches jegliche Aktivität in den Plazas de Toros von Mallorca verhinderte. #Gracias!
#VivaLaLibertad! #SiaLosToros #SiaLosNinosEnLosToros und im Besonderen #OleMallorcaTaurina sei gedankt, GRACIAS!