Um dem nachzugehen, muss man den Stier und sein Comportamiento, sein Verhalten kennen. Jede Ganaderia hat im Verhalten unterschiedliche Stiere gezüchtet. Zum Teil über Jahrhunderte. Und nun stelle man sich die Szene in Talavera vor. Ein, zwei Professionelle mit Kindern und Jugendlichen, die überhaupt nicht auf diese Situation vorbereitet sind. Das ist, als wirft man eine Granate hinein, Chaos pur. Die Profis reagieren recht schnell, schaffen das Tier erst mal aus dem Weg. Sergio Blasco ist hinterher gerannt, aber der Stier hatte ein flottes Tempo drauf, ausgeruht, nicht wie nach dem ersten Tercio, nach Luft japsend. Wie verwirrt muss das Tier gewesen sein...
Plötzlich umringt von Gestalten, die nach ‘Feind’ riechen. Dann, am besten Augen zu und durch. Eine Kunst, das Tier in solchen Momenten mit der Capa zu beeindrucken. Wären Torero und Toro allein in der Plaza, kein Problem, aber so viele Menschen, da ist er total abgelenkt. Hut ab vor Sergio Blasco, das dürften die schwersten Capotazos seines Lebens gewesen sein. Während ich ihn Held nenne, wird er sich Vorwürfe machen, das er die zwei Zusammenstöße bei den Kids nicht verhindern konnte. Warum hat er ihn nicht aufgehalten? Der Stier war zu schnell und mit was sollte er sich ihm entgegenstellen? Die Bewegungen der flüchtenden, entsetzten Passanten, lenkten das Tier dermaßen ab, unmöglich, das ihn ohne Cuadrilla zu lenken. Unmöglich wenn genug Fluchtwege vorhanden sind. Denn Rinder sind in ihrer Basis Fluchttiere, nur die Toros bravos und einige freilebende Rinder wie die Angusrinder, sind auf mitunter auf Konfrontation aus. Die normale Reaktion eines Rindes ist Weglaufen, flüchten. Der Toro gehörte zu den Fluchttieren, ‘bloß weg von dem Zirkus’, war seine erste Reaktion.
All dies muss der Polizist, Sohn eines Toreros gewusst haben, denn er ist damit aufgewachsen. Blieb nur das Auto als Ersatz für Capa, Muleta und Degen. Man kann einen Toro mit einem Auto torerieren, ich habe es selbst erlebt. Kommt man ihm mit dem Jeep zu nah, greift er an und verfolgt das Auto. Die Muleta der Polizei war das Auto, ähnlich wie die Pferde im Rejoneo, ersetzen sie die Muleta. Die Herausforderung sich ihm gegenüber zu stellen, wie der Matador bei der Estocada, in der Hoffnung, das er sich das Genick bricht, wenn er frontal auf das Auto trifft. Der Stier hat bei allem Unglück das Glück gehabt, das es sein Ende nicht ‘Drei Pinchazos und fünf Descabellos’ war, sondern schnell bereitet wurde.
Ich habe selbst schon mit flüchtigen Rindern zu tun gehabt, die Reaktionen sind nicht schwer zu berechnen, wenn man sich mit ihnen auskennt. Allerdings muss man schnell handeln, denn sie lernen schnell unsere Gebärden zu deuten...
Ich hoffe, mit diesem Beitrag die Frage nach dem ‘Warum?’ ausreichen beantwortet zu haben, siempre un placer. Hat mir Spass gemacht!