Pech, von einem Stier im wahrsten Sinne des Wortes an die Tablas, die Bande genagelt zu werden. Der Toro hat ihm das Rückrad gebrochen und seitdem sitzt er
im Rollstuhl. Nach schwieriger Recuperation, welche sein ganzes Leben auf den Kopf gestellt hat, verfolgt er nun einen neuen Traum, die Teilnahme bei den Paraolympischen Spielen. Zu seiner Unterstützung hatte schon David Mora ein Festival allein bestritten, nun setzten seine Kollegen noch nach.
Es war bewegend, ihn zu sehen, wie er den Passillo im Palacio von
Vistaalegre anführte, im Rollstuhl. Auch ihm standen Tränen in den Augen, wir
Zuschauer hatten einen Kloß im Hals. Meine Mutter und ich hatte uns wie immer ins „Sol y Sombra“ , in El Puerto begeben, wo wir das Vergnügen hatten an der Seite unseres Freundes Antonio, dem Wirt, Maestro Galloso und einigen seiner Schüler der Toreroschule Gallosina, an zu sehen. Canal Plus toros übertrug das festival. Nicht nur Stierkampfprominenz wie Palomo Linares, Victorino Martin, Cristina Sanchez und andere waren anwesend, sondern
auch bekannte Flamencosänger waren dabei. Letztere ersetzten die Musiker, sangen wunderschön zu Gitarrenklängen zu jeder Faena. Etwas besonderes.
El Chano hatte einen Ehrenplatz und der Brindis der meisten Toreros, galt ihm. Den Auftakt gab Diego Ventura, der seine besten Pferde gesattelt hatte. Sein Toro war eine Augenweide, beständig galoppierte er in bestem Rhythmus den Pferden hinterher. Gewagte Aktionen des Reiter ließ und den Atem stocken. Am Ende hatte er kein Glück mit dem Rejon de muerte und tötete den Stier mit einem Degenstoß, wie es die „normalen“ toreros tun. Keine Trophäe, auch wenn seine Darbietung exelent war. Nun kam Maestro Padilla zum Zuge, der den verletzten Enrique Ponce vertrat. Zwei Larga cambiadas, auf den Knien, schöne Veronicas, begeisterten die Menschen auf den Tendidos. Im Tercio de Banderillas ließ er sich einmal mehr etwas besonderes einfallen. Hatte er seinen Kollegen Antonio Ferrera und El Fundi in den Rängen ausgespäht, forderte er die beiden durch das Mikrophon auf, ins Ruedo zu kommen und dieses Tercio mit ihm zu teilen. Ungläubiges Gesicht Ferreras, verschmitztes Lachen des nicht mehr aktiven El Fundi. In Strassenkleidung stellten sie sich der Herausforderung, mit vollem Erfolg. Ein höchst erfreuter, lachender El Chano, der auf seinem Ehrenplatz sicher viel Spass an dieser Einlage hatte. Die anschließende, wie immer risikoreiche Faena des „Piraten“, musste der Präsident mit einem Oreja belohnen, das Publikum forderte sogar das Zweite. Der Präsident, einer von der Sorte, der weder Brille noch Fachwissen im
Gepäck hatte, war der einzigste Wehrmutstropfen des Festivals. Nun war es an El Juli, die Menge in der ¾ vollen Plaza zu begeistern. Und ich habe ihn nie besser gesehen. Ein guter Stier, der dem Maestro erlaubte, sich beinahe unbeweglich seiner Kunst hinzugeben. Ein Genuss! Zwei Ohren war sie wert, aber der Herr im Placo gewährte nur eines. Jose Mari Manzanares, hatte ein schweres Exemplar von El Pilar vor sich, welches ihm eine beinahe zeitlupenartige Faena bescherte. Für Liebhaber der schönen Künste eine feine Sache. Auch hier, trotz der Estocada recibiendo, gab es nur eine Trophäe. Miguel Angel Perera konnte eine schöne flüssige Darbietung zeigen, welche auch nur ein trauriges Öhrchen vom laurigen Präsidenten bekam. Die Faena von Alejandro Talavante, ebenfalls ein Oreja, war etwas langweilig, ohne Höhepunkte, mit gutem Abschluss. Ein neuer Stern am Novillerohimmel ist Alvaro Lorenzo, der sich seinem nicht einfachen Novillo gewachsen zeigte. Beeindruckend, wie routiniert der junge Mann, an der Seite dieser Figuras agierte. Im großen und ganzen, ein toller Nachmittag, der dem Torero El Chano hoffentlich nutzt, seinen Weg zu den Paraolympics zu realisieren. Suerte y Fuerza EL CHANO!