Seit einigen Jahren sehe ich diesen Matador jeden Winter in der Plaza von Sanlucar trainieren. Dieses Jahr hatte ich das Previlleg, seine Vorberitung für das Encierro mit sechs Toros in Madrid zu verfolgen. Sehr konzentriert, aber sicher seiner selbst, sah ich ihn in den Tagen vor diesem wichtigen Event, dem Höhepunkt seines Weges um „Figura de Toreo“ zu sein.
Nicht jeder Aficionado verstand, warum Emilio de Justo sich diesem ‘Encierro mit 6Toros6 stellte, das Risiko ist hoch. In allen Aspekten: Die Stiere, wenn auch ‘Handverlesen’, sind nicht auf der Höhe des Events. Oder das Publikum füllt die Plaza nicht... Oder das Wetter spielt nicht mit, zu dieser Jahreszeit. Tausend Gründe!
Dann kam noch die ‘Unkerei’ dazu: Der Verkauf der Entradas würde nicht laufen. Gelogen!
Es dauerte bis zum Freitag, bis es ofiziell wurde: Moviestar Canal Plus Toros übertrug die Corrida in ihrem Bezahlsender.
Alle kennen wir Emilio de Justo, alle haben wir jeden Tag seinen Werdegang verfolgt, alle waren wir angespannt, denn sechs Toros in Las Ventas, Madrid, das ist kein Festival, das ist bitterer Ernst, im Sinne des Wortes.
Ein Torero spielt immer mit seinem Leben, aber mit sechs ‘Unbekannten’ und das in Madrid, wo es über 20.000 Tendidos zu füllen gilt..., das muss man sich erstmal tauen. Und nicht nur Das, um diese Plaza ganz alleine zu füllen, muss man schon ‘verdammt’ gut sein. Emilio de Justo hat all dies geschafft!
Da saßen wir nun, der erste Toro im Ruerdo... Ein wuderbares Exemplar der Ganaderia Pallares, nicht einfach, aber Emilio ‘konnte mit ihm’. Die Estocada... Emilio tritt immer ‘ehrlich’ an, nicht wie andere, welche an der Seite der Hörner vorbeispringen. Sein Verhängnis! Der Toro nahm ihn beim tötlichen Degenstoß auf die Hörner, wirbelte ihn ein Mal herum, um ihm dann am Boden liegend zu attakieren. Alle Banderilleros waren zur Stelle, aber der Schaden war angerichtet. Der Matador rettete sich zur Barrera, aber dann konnte er sich nicht mehr auf den Beinen halten. Eilig trug man ihn in die Enfermeria, wo man mögliche Brüche in den Halswirbeln diagnostizierte, was die Fortsetzung der Corrida für Emilio de Justo unmöglich machte. Später bestätigten die Ärzte schwere Schäden im ersten und zweiten Halswirbel und eine Schädelfisur.
Ich glaube, jeder von uns, wäre in diesem Moment am liebsten aufgestanden und traurig nach Hause gegangen. Ein Oreja war der der Preis dieser Faena, dieser Estocada... es tat uns in der Seele weh.
Der arme Kerl. Sichtlich angeshlagen und nervös sah man ihn bei dem zweiten Toro des Tardes. Ein Matador , etwas älter, der keine Vorbereitung wie Emilio de Justo hatte, seine einzige Waffe: Erfahrung und einen perfekt trainierten Körper.
Keiner erwartete besondere Quites oder sonst etwas Außergewöhnliches, dieser Matador, Alvaro de la Calle, hat in den letzten Jahren kaum eine Corrida gehabt. Die Stiere hätten Emilio de Justo eine Puerta Grande beschehrt, die ersten Vier waren wie für ihn gemacht, besonders der Toro von Victoriano del Rio, ein Burraco, war von allerbester Qualität. Drei Varas, Embestida auf langer Distanz, ein Geschenk für jeden Torero, das hätte ein Indulto sein können.
Wir harrten vor dem TV aus, jeder von uns war voll Lobes ob dem Sobresaliente, aber alle waren wir der Meinung, das manch anderer, jüngerer Matador mehr hätte anfangen können, mit diesen Toros der besten Qualität. Und auch hätte der zweite Ersatztorero zum Zuge kommen können. Aber in diesem Fall, hätte er nur toreriert, wenn Alvaro de la Calle wegen einer Cornada ausgefallen wäre... Dieses Reglament sollte mal überdacht werden.
Emilio de Justo liegt im Krankenhaus, mit zwei gebrochenen Halswirbeln und einer Fisur im Schädel. Ich hatte eine ähnliche Verletzung, welche nicht nur sehr schmerzhaft, sondern auch langwiedrig ist. Ich hoffe Emilio hat ein gutes medizinisches Team zur Seite, drei, vier Monate wird es dauern, bis er wieder auf der Höhe ist. Aber wie ich Emilio kenne, wird er alles Mögliche tun, um sich bald wieder den Stieren zu stellen. ‘#FuerzaEmilioDeJusto!
Bleibt anzumerken, das die große Leistung von Alvaro de la Calle, quasi von Null auf Hundert, weder mit einem Oreja noch mit einem höheren Sold belohnt wird. Während eine Figura bei einem Encierro doppelstellige Summen und mehr verlangen kann, bekommt ein Subalterno, ob er toreriert oder nicht, grade mal etwas über 4000€uros. Ich hoffe das der Empresario von Madrid ihn wenigstens mit einem richtigen Auftritt in einem anderen Cartel in Madrid belohnt und bestens bezahlt. Nicht jeder Matador ist in der Lage ‘mal eben’ fünf Toros hintereinander zu torerieren.
Bescheiden verließ Alvaro de la Calle das Ruedo, die Plaza zu Fuß, um mit Frau und Tochter nach hause zu gehen...