? Was hat ihn in das schöne Städtchen verschlagen, fragte ich ihn.
!Vor gut fünf Jahren lud ihn sein Apoderado nach Sanlucar ein und hier lernte er auch seine heutige Frau kennen. Später ging man nach Madrid, in der Hoffnung dort näher am Geschehen zu sein, aber letztendlich sind die Trainingsgelegenheiten in Sanlucar unschlagbar. Strand zum Laufen, eine Plaza zum Trainieren, Ganaderias in der nahen Region, wie bei Medina Sidonia.
? Mit dem ‘Califa’ habe ich auch ein wenig über die Probleme in seiner Heimat gesprochen.
! Er bestätigte mir, das man dort kaum genug für seinen täglichen Bedarf kaufen könne, alles ist in den Händen einiger Weniger oder deren Schwarzhändlern. Das Leben dort sei sehr kompliziert.
? In seiner Familie gibt es Toreros und deren Spuren zu Folgen, war für Ramis Hassan Rodriguez, den „Califen von Aragua“, nicht selbstverständlich.
! Nicht übermäßig interessiert, aber mit Toreroblut in den Adern, musste er erstelmal selbst ‘Blut lecken’ Gleich zwei Onkel trugen die Traje de Luces: Rodriguez Vasquez ( Alternativa: Torremolinos (Málaga). Padrino: José Antonio Campuzano. Testigo: Victor Mendes. Toros de José Escobar)
Carlos Rodriguez, „El Mito“.(CARLOS RODRÍGUEZ "EL MITO" alternativa en VISTA ALEGRE (MADRID) 1972 TOROS de Victorino Martín padrino Jaime Ostos y testigo Gregorio Lalanda)
Bis er zum ersten Mal einer Becerra gegenüberstand verging einige Zeit. Dann aber hatte der familäre Virus ihn gepackt. Trotz Diplomen als bester Informatik-Student seines Landes, tauschte er den Computer mit dem Campo bravo.
Auch wenn sie die gleichen Blutlinien haben, sind ihre Eigenschaften doch andere.
! ‘El Califa de Aragua’ bestätigt mir, das sie dort generell beweglicher seien, was die Faenas spannender mache für die Zuschauer. Überhaupt, ist das Publikum in seinem Land, oder Colombia einfach fröhlicher bei der Sache und somit manchmal freigiebiger bei den Trophäen.
? Vier Toros hat der Califa schon indultiert! Für mich etwas ganz besonderes. Und so frage ich ihn nach diesen Faenas, den Toros und den Aficionados.
! Auch hier bestätigt er meine Vermutung. Das Publikum ist nicht so ‘exigente’, sehen sie eine prickelnde Faena, mit einem tapferen Toro, sind sie bereit ihm das Leben zu schenken.
? Und schon habe ich die nächste Frage. Wenn er trainiert, sehe ich ihn aktuieren, als wenn er vor vollen Rängen steht.
! Seine Präsens, die Konektion, die Verbindung zum Publikum ist ihm sehr wichtig. Schließlich vergebiebt dieses in erster Instanz die Orejas. Da steht er auf dem Estribo, die Banderillas in die Höhe haltend, das imaginäre Publikum grüßend, animierend, bevor er sich wie ein Pfau vor den Hörnern des Torokarrens aufbaut. Stets trifft er genau dahin, wo die Banderillas hingehören. Aber damit hört das Spektakel nicht auf. Ähnlich El Fandi, läuft er rückwärts vor den Hörnern her, ähnlich wie früher Espla, dreht er sich um sich selbst dabei. Den Toro mit dem Körper, mit seiner Präsens stoppend, ein beeindruckender Ablauf! Mit acht Cornadas hat er seine Fertigkeiten schon bezahlt.
! Antoniette, Antonio Ordonez, Manzanares Padre. Also klassisch. Ich achtete nun im Training darauf und tatsächlich sehe ich klassische Elemente, mit Capa und Muleta, die mir vorher, bei all seiner ‘Show’ entgangen waren. Eine tolle Mischung finden wir. Später sehe ich mir ein Video dieses Matadors an und stelle fest, das er alles in seine Vorstellung einbaut, er macht ein Schauspiel daraus.
?Warum die Banderillas, bei seiner Liebe zur Klassik?
! Weil dies etwas Besonderes ist, auch für ihn. Er sieht sich als 'Torero completo', also als ein Matador, der in jedem tercio die Hauptrolle spielt. Hier verweist er mich an einen Landsmann, Morenito de Maracay, der ein Meister im Setzen der Banderillas al Quiebro ist. Auch hier ist ihm der Effekt bewusst. Es gäbe letztlich heute wenige Toreros, die sich auch im Tercio de Banderillas grandios und künstlerisch hervorheben, Espla erwähnend. Was sei also besser, als sich auch hier in Szene zu setzen?! Und das kann er, mit und ohne Toro vor sich.
! Objektiv ist die Confirmacion in Las Ventas. In Spanien Verträge zu bekommen sei schwierig, der Markt sei in Händen von einigen Wenigen. In seiner Heimat und Ländern wie Peru oder Kolumbien sei er bekannt, aber auch dort sei die Situation nicht einfach für einen Matador. Zu wenige Corridas und Ganaderias um ‘Vollzeit’ zu arbeiten. Grandios seien die Aficionados, schlecht die wirtschaftliche und soziale Lage.
Der ‘Califa de Aragua’ strahlt eine Zuversicht und Lebensfreude aus. Ihn aus nächster Nähe beim Training beobachten zu dürfen, ein Vergnügen. Nie wurde es uns langweilig zu zusehen. Für Aficionados wie uns, die wir ein Tercio de Banderillas zu schätzen wissen, ist so ein Torero etwas Besonderes und ich kann nur wünschen, ihn auch in spanischen Plazas zu sehen. Das er das Publikum in seinen Bann ziehen kann, bezweifle ich nicht.
.#Muchas gracias Maestro y mucha suerte!
Ramis Mohamad Hassán Rodríguez „Califa de Aragua
Geboren in Maracay (Venezuela) el 06-09-1981 .
Debüt mit Picadores en Maracay (Venezuela) el 14-03-2004
Präsentation in Las Ventas (Madrid) el 31-08-2008 im Cartel mit Fernando del Toro, Diego Lleonart Novillos de Jaral de la Mira.
Alternativa in Mérida (Venezuela) Cartel mit Padrino "El Juli" und Testigo Sebastián Castella Toros von Ernesto Gutiérrez el 17-02-2012