Mit dieser Serie, in der ich verschiedene Novilleros vorstellen werde, möchte ich den geneigten Leser anregen, vielleicht einen Stierkampflehrling zu fördern, oder einen Club, eine sogenannte " pena taurina"
zu gründen, die dann einen Novillero unterstützt.
Zum näheren Verständnis , ein kleiner einleitender Bericht, was alles so abläuft, bevor der Traum von Glanz und Gloria eines Matadors in Erfüllung geht.
Wie wird man Torero?
Bei allen meinen Gesprächen, war ich beeindruckt, mit welcher Ernsthaftigkeit die
Novilleros ihrer Passion folgen, die ja am Ende ihr Beruf werden soll.
Jeder Lehrling oder Student muss während seiner Ausbildung auch irgendwie seinen
Lebensunterhalt bestreiten, Lehrmaterial kaufen, Extrakurse bezahlen und Dinge, wie Werkzeug, oder Berufskleidung anschaffen
Auch Stierkampflehrlinge, die Novilleros, müssen dies.
Anders als bei allen anderen Berufsausbildungen, bekomm en sie
weder Ausbildungsvergütung, noch BAFÖG oder Ähnliches.
Sie sind, wie kaum ein anderer Berufszweig, auf die Hilfe Dritter angewiesen.
Doch wer unterstützt einen jungen Menschen, der davon träumt,
eines Tages als Matador de toros vor Publikum zu kämpfen und mit seiner Kunst
die Aficionados zu beeindrucken?
Viele haben schon als 6jährige angefangen, die Figuren der
Rituale zu erlernen, einige haben Väter, die selbst Banderillero, Torero, oder
Picador waren, oder werden wollten. So haben sie zumindest im familiären Rahmen Zuspruch und Unterstützung.
Andere haben Eltern, die gar nichts vom Stierkampf wissen wollen, ja
sogar dagegen sind, das ihr Sohn diese Laufbahn wählt.
Alle diese Jungen haben letztendlich eines gemeinsam, sie brauchen Hilfe von Außen,
Jemand der sie unterstützt, der sie fördert.
In der Taurinowelt sieht das im Idealfall so aus, daß sie einen
sogenannten Apoderado haben, einen Manager
Aber dieser muss erst mal gefunden werden...
Ein guter Apoderado hat Geld und Beziehungen.
Irgendwann hat sein Telefon geklingelt und der Lehrer einer Toreroschule
hat ihm mitgeteilt, daß er einen hoffnungsvollen , talentierten jungen Mann unter den 30 anderen Schülern entdeckt hat, den er sich doch mal ansehen könnte.
Der Apoderado, nennen wir ihn "Don Lopez", ziert sich ein bisschen, denn
er bekommt häufig solche Anrufe.
Aber er sagt zu, bei der nächsten Präsentation der Escuela taurina, wo
die Jungs an einem Kuhkalb ihr Können vorführen, vorbeizuschauen.
Don Lopez kommt also an Tag X vorbei, schaut sich etwas gelangweilt die Jungs an,
schließlich tut er nur dem Lehrmeister, einem ehemaligen Torero, den Gefallen.
Einer der Aspiranten fällt ihm ins Auge, ja, denkt er sich, der hat was,
der Kleine.
Der Name des "Kleinen" landet so in seinem Notizbuch und er schaut öfter
mal beim Training vorbei, behält den Aspiranten im Auge.
Die Schule fährt auch schon mal ins Campo bravo oder zu einem Tentadero, wo die Schüler sich an Kälbern oder Kühen versuchen können, unter Anleitungihres Maestros. Auch dies schaut er sich an. Bisher läuft alles gut, für den Stierkampflehrling, denn nun will Don Lopez den Knaben persönlich sprechen...
Das Gespräch überzeugt den Apoderado.
Der Junge kommt ernsthaft und sympathisch rüber.
Er bekommt die Zusage für ein weiteres Event im Campo, auf einer anderen Finca, wo er am Tag X , mit seinem Ausbilder, vorstellig wird.
Der angehende Novillero ist mit vollem Eifer bei der Sache, er joggt jeden Morgen eine Stunde und mehr, Dehnungsübungen für die Fitness,
in der Schule lernt er alles über Stiere, deren Zucht , Verhalten. Im " Toreo de salon" , übt er die Figuren immer und immer wieder, setzt am Übungskarren die Banderillos, ebenso
die Estocada. Noch hat er keinen Jungstier toreriert oder getötet.
Irgendwann kommt der große Tag, Don Lopez hat ihm einen Jungstier besorgt , den er, unterden Augen des Züchters, seines Lehrers und seines zukünftigen Apoderados töten soll.
Das kann im "campo bravo" hinter der gechlossenenTür (puerta cerrado) , oder bei einer kleinen Novillada sin picadores (also ohne Pferd und Picador) , geschehen.
Geht das schief , zeigt er Nerven, oder gar Feigheit, ist hier und jetzt der Traum zu
Ende!
Unser junger Freund hält sich gut, auch wenn sich mehrfach die Muleta in den Hörnern
des Stiers verfing, er zig mal auf den Hörnern durch die Luft flog und die
Estocada erst im x-ten Anlauf gelang, hat er überzeugt.
Nun geht es weiter vorwärts, er wird noch öfter Gelegenheit bekommen, das Gelernte
umzusetzen, in geliehener Traje corto (Ländlicher Bekleidungsstil der Toreros),
mit geliehenem Degen.
Er wird noch fleißiger trainieren, Bücher wälzen, Videos mit Corridas anderer Matadore ansehen und auch Verletzungen und Rückschläge einstecken.
Nun muss sich unser junger Torero die Sporen verdienen.
Bei Novilladas sin picador, also ohne Pferd. Sein Gönner, Don Lopez lässt seine Kontakte spielen. Irgendwo wird er den Neuling unterbringen .
Tatsächlich ist es schon bald soweit, der Novillero bekommt im Rahmen einer Benefitzveranstaltung eine Zusage.
Die Traje wird geliehen, der Degen auch, er war vorher noch im Campo,
trainieren am Jungstier. Die blauen Flecken tun ihm immer noch weh, denn dieser
hat ihn ein paarmal durch die Luft gewirbelt.
Nun steht er da und versucht sein Bestes , mit einem schwierigen Stier ,
auch diesmal segelt er durch die Luft, dafür saß die Estocada und er bekommt
seine zwei orejas.
Stolz und erleichtert dreht er seine Ehrenrunde.
Und er hat mit diesem Kampf, Don Lopez gezeigt, daß er es wert ist, das
man ihn noch weiter fördert.
Kurzum, Don Lopez wird ihm nun den Vertrag vorlegen, von dem ein
Torerolehrling träumt. Er hat einen Apoderado! Dieser wird ihm hoffentlich mehr
Novilladas besorgen, mehr Übung im Campo verschaffen und, wenn es ganz
optimistisch läuft, auch zu einem ordentlichen Einkommen verhelfen.
Ein Apoderado muss gute Beziehungen zu Züchtern, Empressarios und zur Presse haben, damit sein Schützling nach oben kommt.
So läuft das Alles ungefähr, wenn man Gück hat und gefördert wird.
Aber es gibt mehr Toreros, als Apoderados, was also wird aus dem Rest?
Selbst wenn ein Torero die Alternativa genommen hat, heißt es noch lange nicht, das er
nun ganz oben steht, ja noch nicht einmal die Confirmation in Las Ventas garantiert etwas.
Viele gestandene Matadore rennen sich die Hacken ab, um 4-5 Corridas im Jahr
bestreiten zu können, die dann nicht die Gagen eines Jose Tomas einbringen.
Von den Novilleros will ich gar nicht reden. Ohne Apoderado, ohne jemand der einen
etwas hilft , wird selbst der Tapferste nicht vorwärtskommen .
Man stelle sich vor, der Toreronachwuchs hat einen Platz im Cartel ergattert, aber er hat noch nicht mal Geld, sich eine Traje zu kaufen, oderwenigstens zu leihen... - dann ist aus der Traum!
Wie soll er die Bahnfahrkarte nach Bilbao bezahlen , wie eine bescheidene Unterkunft, wo er wenigstens seine Kleider wechseln kann.
Und dann das Gefolge, man braucht Banderilleros, die einem den Stier im Ernstfall vom Leib halten, selbst wenn man die Banderillos selbersetzt. Wer soll das bezahlen, - selbst wenn es seine Freunde sind, muss doch Fahrt und
Unterkunft irgendwie gestemmt werden.
Was können wir, tuen, um einem Torero zu unterstützen?
Aus diesem Grunde , möchte ich dem geneigten Leser, eine Reihe
von Novilleros vorstellen, die es wert sind, das man sie fördert. Oder ihre
Kämpfe besucht und ein oreja fordert. Alles ist wichtig und hilfreich. Vielleicht gründet man eine "Pena taurina alemana", oder verbringt einfach einen verrückten Sommer - a la
Hemingway, mit einem Stierkämpfer und ist so ganz nahe am Geschehen..., wer
weiß...