Sie verhandeln für die nächste Saison.
Kaum hat eine Plaza die Pforten nach der letzten Corrida geschlossen, macht ein Empressario die Rechnung auf. Als Manager der Plaza muss er sich schnell klar werden, welche Gelder er in die kommende Temporada investieren kann und muss. Abgesehen von Renovierungsarbeiten in seiner Arena und den anstehenden Personalkosten muss er sich früh Gedanken machen, was er im kommenden Jahr in der Feria präsentieren will.
Da sind zum Einen die Toreros. Mit einigen Apoderados wurden schon
Vorgespräche geführt, erfolgreiche Figuras müssen hofiert werden, will der
Empressario erneut ein erfolgreiches Programm vorstellen.
Er kennt die Vorlieben der Startoreros für bestimmte Ganaderias und so macht er sich bald auf, als gewissenhafter Manager seiner Plaza, um mit den Züchtern zu verhandeln.
Grade Ganaderias, die in den Ferias einen traditionell festen Platz haben, wie zum Beispiel die Miuras in der Feria von Sevilla, dürften ein gewisses
Mitspracherecht haben. Schließlich sind die Erfolge einer Zuchtstätte eng mit
dem Ruhm eines Toreros verknüpft. Auch wenn der Züchter auf seine Stiere
vertraut, möchte er gern einen fähigen Torero für seine Tiere haben.
Der Empressario hätte gern die besten Stiere mit den besten Toreros und das Ganze natürlich so günstig wie es eben geht.
Bei Züchter XX schaut er sich im Herbst die zukünftigen Toros an Überall wird er etwas auszusetzten haben… Die Hörner zu kurz, das Fell zu stumpf, der Stier zu klein und was auch immer den Preis drücken kann. Er wird den Züchter auf vermeintliche Misserfolge seiner Zucht in der letzten Feria hinweisen. Wenn er gut in seinem Metier ist, hat er alle Corridas im Kopf und auch die Abstammung der Stiere.
Der Ganadero wird dagegen halten… Erfolge aufzählen, die scheinbaunfähigen Toreros aufführen und dem Empressario ein schönes Lot von ungefähr 15-20 Stieren präsentieren, welches er sich für diese Feria ausgesucht hat. Nun geht er um das Preisgefüge, kauft man im „Paket“ besser als individuell? Mitunter wird sich ein Plaza Manager gezwungen sehen, Kompromisse einzugehen. Dann nimmt er Zwei von den schönsten und Qualität versprechenden Toros, den ein oder anderen etwas klein geratenen und vielleicht noch einen mit unschöner Hornform.
Noch steht gar kein Cartel fest, aber so mancher Züchter wird nach den angedachten Toreros fragen. Den Stierkämpfer XY lehnt er rundweg ab, der kommt mit seinen Tieren gar nicht zurecht, und es ist dem Ganadero recht egal, das Torero XY mit dem Startorero des gedachten Cartels verwandt ist. Nein auf garkeinen Fall und für den Preis sowieso nicht.
Wenn am sich nicht einig wird werden noch mehrere Verhandlungsrunden anstehen, bevor sich der Empressario festlegt. Einige nicht so pflichtbewusste Manager reservieren sich blind ein Lot bei einer Ganaderia des Vertrauens, da kann sich dann der Züchter alleine mit der Auswahl auseinander setzen. Weiß er allerdings zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wer sich seinen Exemplaren stellen wird. Sein Stolz wird kaum zulassen einen schlechten Stier zur Plaza zu schicken, aber gegen Ausfälle ist er nie gefeit. Und die lassen meist nicht lange auf sich warten. Nicht selten findet der Mayoral am Morgen einen schwer verletzten Toro vor, Resultat der nächtlichen Peleas (Kämpfe der Tiere untereinander). Da bleiben schon mal von den 15 bereitgestellten Tieren nur noch 12 übrig und es sind noch 6 oder mehr Monate hin, bis zur Feria.
Der Arena Manager hat mittlerweile das Gerüst der Feria erstellt.
Fünf Tarde der Toros sollen es sein, zwei Novilladas, ein Rejoneo und zwei Corridas der ersten Kategorie. Um die Novilladas wird er sich wahrscheinlich als letztes kümmern, die angehenden Toreros sind oft für weniger als ein Butterbrot zu haben und die Auswahl ist riesig. Auch Novillos kann er günstig von jeder Ganaderia bekommen.
Um die Figuras in seine Plaza zu bekommen, muss er schon etwas investieren und Abstriche machen. Startoreros haben oft Vorlieben, was die Encastes angeht und da machen sie kaum Kompromisse. Auch beim Cartel selbst werden sich der ein oder andere zieren mit Torero YZ im gemeinsamen Cartel anzutreten. Das Konkurrenzdenken unter den Toreros ist stets aktuell. Bekommt also Matador XY nicht die Toros, mit denen er am besten aussieht und soll seinen Auftritt mit Jemandem teilen, den er nicht neben sich dulden kann, bleibt er unter Umständen der Feria fern, schlecht für den Aficionado, der ihn gern live gesehen hätte.
Schlecht für den Empressario, denn die zu erwartenden Einnahmen sind in Gefahr. Da müssen Kompromisse gefunden werden…
Der Startorero akzeptiert vielleicht einen ungeliebten Kollegen, wenn die Kasse stimmt, dies regelt ohnehin sein Apoderado. Beide fahren eventuell sogar zur Ganaderia um sich die zukünftigen Kampfgenossen anzusehen und mit Kühen, oder Becerros dieser Zuchtstätte zu trainieren. Der Züchter unterdies bereitet die Tiere gewissenhaft auf die kommende Corrida vor. Es gibt Kraftfutter, tägliches Bewegungstraining, damit die Stiere Muskeln und Luft in den Lungen haben. Unterdies hat der sich der Ganadero Gedanken gemacht. Wenn der Empressario den Preis akzeptiert, wird er den ungeliebten Torero XY akzeptieren. Von jetzt an, wird er sich ganz der Aufzucht der Toros widmen.
Bis zum Moment in dem seine Stiere die Plaza betreten, liegt die ganze Verantwortung bei ihm. Und es kommt nicht selten vor, das sich einer seiner Schützlinge kurz vor der Corrida verletzt oder, im schlimmsten Fall vom Veterenario-Tierarzt der Plaza abgelehnt wird.(Passiert dieses Jahr in Pamplona mit Cebada Gago).
Was hier so kurz und knapp berichtet wird, ist ein Prozess, der monatelang dauert. Die Verhandlungen der Empressarios, Apoderados und Ganaderos laufen mitunter bis kurz vor der Feria. Es ist ein hartes Stück Arbeit, bis ein Cartel für eine Feria feststeht.
Auch muss der Empressario einen Plan „B“ haben, denn manchmal holt sich ein Torero kurz vor der angekündigten Corrida eine Cornada, eine Hornverletzung ab, die ihn vom Wahrnehmen der eingegangenen Verpflichtung abhält.
Für den Manager des Events oft ein Desaster, besonders in der Hauptsaison.
So geschehen in diesem Jahr mit Morante de la Puebla, der einigen Zusagen, nach der Cornada in Huesca, nicht nachkommen konnte . Seine jeweiligen Vertretungen wurden von den Aficionados nicht immer freundlich akzeptiert – wer kann schon Morante ersetzen?
Einige Empressarios sind auch Apoderados. Sie haben nicht nur mehrere
Plazas unter ihrer Obhut sondern auch einige Toreros und Novilleros, die sie
bei bestimmten Events gerne einsetzen. Wie zum Beispiel Manuel Martinez Erice, von Taurodelta, der mehrere Plazas und Toreros managt, u. a. Las Ventas und Alejandro Talavante. Wie man sieht, es tut sich Einiges in der „Winterpause“
.(Fotos Mundotoro,Victorino Martin.com, COLIN)